Vorschau: Eröffnungskonzert der Jazztage „Unsere Musik ist Nahrung für die Seele“

Hilden · Saxofonistin Karolina Strassmayer und Drummer Drori Mondlak eröffnen mit ihrem Quartett die Hildener Jazztage. Ihre hochkarätig besetzte Band zählt zum Besten, was Jazz zu bieten hat. Wir dürfen uns auf einen intensiven Abend freuen.

Karolina Strassmayer und Drori Mondlak eröffnen mit der Band „Klaro!“ die Hildener Jazztage 2024.

Foto: Hildener Jazztage

Die Hildener Jazztage warten gleich zu Beginn mit einem echten Kracher auf. Keine zwei Wochen ist es mehr hin, bis am 22. Mai im Kunstraum Gewerbepark-Süd das Quartett „Klaro!“, das neben Strassmayer und ihrem Ehemann Mondlak aus dem Pianisten Hans Vroomans und dem Bassisten Hans Glawischnig besteht, das Festival eröffnen wird. Alle vier Musiker gehören seit langen Jahren zu den besten ihrer Zunft; ein kurzer Blick in ihre Biografien bestätigt das zur Genüge. Kenner der Szene dürften sich nach Auftritten wie dem in Hilden die Finger lecken. Aber Strassmayer und Mondlak versprechen: Auch als Jazz-Novize ist man in ihren Konzerten gut aufgehoben. „Wir spielen fürs Herz, nicht aufs Gehirn.“

Beide leben den Jazz. Für sie ist ihr Dasein als Künstler untrennbar mit ihrem Menschsein verbunden. Wer sich mit ihnen über ihr Schaffen unterhält, gewinnt den Eindruck, dass sie es neben ihren technischen Fertigkeiten, viel Fleiß und vielleicht auch dem nötigen Glück auch deswegen so weit gebracht haben. Karolina Strassmayer entfaltete ihre frühe Karriere in New York, wo sie unter anderem in der Band von Chico Hamilton und im Diva Jazz Orchestra spielte. 2004 wurde sie als erste Frau fest angestelltes Mitglied der WDR Big Band. Sie ist Professorin für Jazz-Saxofon an der Folkwang-Universität in Essen.

Strassmayer wird in Hilden nicht nur als Musikerin, sondern auch als Komponistin zu erleben sein. Denn auf dem Programm stehen ausschließlich Werke aus ihrer eigenen Feder. Diese lassen, wie es sich für Jazz gehört, viel Freiraum für Improvisation, sind melodisch und reichen von nachdenklichen Balladen bis hin zu explosivem Swing. „Wir wollen immer die Stücke spielen, die gerade für uns aufregend und frisch sind und dank denen wir uns lebendig fühlen“, sagt die Österreicherin: „Wir sind daran interessiert, beim Spielen ganz im Moment zu sein.“

Drori Mondlak erklärt, was das bedeutet: „Spontan sein, auf die anderen reagieren, in der Musik drin sein. Die Energie des Publikums hat da einen großen Einfluss. Wir erzählen ihm eine Geschichte.“ In über 20 Jahren in den Jazzclubs von New York hat der Amerikaner mit Größen wie Frank Foster, Joe Williams und Ernestine Anderson zusammengearbeitet. Mittlerweile lebt er in Köln und ist mit der europäischen Szene (Lee Konitz, Sonny Fortune und viele mehr) bestens vertraut.

Strassmayer und Mondlak sind zum vierten Mal bei den Jazztagen

„Improvisation ist die Akzeptanz von Ungewissheit“, sagt Strassmayer. Diese geistige Präsenz äußert sich bei „Klaro!“ gerne auch in freien Übergängen zwischen den einzelnen komponierten Stücken, die in ihrer Einmaligkeit ganz aus dem Moment heraus entstehen und die Persönlichkeit jedes Bandmitglieds hervortreten lassen. „Dadurch entsteht ein Flow in unserem Konzert“, sagt Mondlak.

Beide schwärmen von ihren Mitspielern. Strassmayer lobt Vroomans‘ „unverwechselbaren Touch“ am Klavier. Der Niederländer unterrichtet am Konservatorium Amsterdam und ist Mitglied des mit zahlreichen Grammys ausgezeichneten Metropole Orchestra. Mondlak bescheinigt seiner Frau, mit der er seit 22 Jahren musiziert, eine „große Lyrizität“. Beim Österreicher Glawischnig erkennt er die „New Yorker Energie“ – eine kompromisslose Hingabe an die Musik. Strassmayer weiß, wovon ihr Mann spricht. Ob dieser Anspruch nicht kräftezehrend ist? Strassmayer: „Die Energie, die wir in die Musik und ins Publikum stecken, geben sie uns wieder zurück.“

Strassmayer und Mondlak gastieren bereits zum vierten Mal bei den Jazztagen. 2013 spielten sie schon einmal das Eröffnungskonzert – auch damals im Gewerbepark-Süd. Dessen Betreiber Hans-Jürgen Braun erinnert sich gern daran. Auf seinen Wunsch kommt es nun in dem kostenlos zur Verfügung gestellten Raum zu einer Neuauflage. Braun hebt die Verbindung von Bildender Kunst und Musik an dem Ort hervor und betont: „An der Unterstützung der Jazztage ist mir viel gelegen. Wir wollen diese Veranstaltung weiter mittragen.“

Mit dem Festivalmotto „Blue in Green“ können die Musiker viel anfangen. Strassmayer: „Das steht für Hoffnung und Leben, und das wollen wir als Musiker ausdrücken.“