Aktionstag am Gymnasium Ein Schultag im Zeichen Europas

Hilden · Den diesjährigen Europatag beging das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ganz groß. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe gestalteten sechs Workshops, an denen die ganze Schule teilnahm. Das Thema EU bewegt die jungen Menschen auf ganz unterschiedliche Weise.

Der Europatag bereitete den Schülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums viel Freude.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Europatag am „Bonni“ – und die ganze Schule macht mit. Betrat man am vergangenen Mittwochmorgen den Eingangsbereich des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums, sprang einem gleich eine Aufstellwand mit einer Einladung zur „Juniorwahl“ zum Europäischen Parlament ins Auge, geschmückt mit Luftballons in EU-Farben. An einem Treppengeländer hingen Girlanden mit Wimpeln, die die Flaggen der EU-Mitgliedsstaaten darstellen. Ansonsten war es verdächtig ruhig auf den langen Korridoren. Vermutlich ein gutes Zeichen: Hier wurde intensiv gearbeitet.

Am 8. Mai beging die Schule den Europatag. Der ist streng genommen erst einen Tag später, fiel allerdings in diesem Jahr auf einen Feiertag. Monatelang hatten sich die Schüler der Q1 (Jahrgangsstufe 11), die in zwei Leistungs- und einem Grundkurs Sozialwissenschaften belegt haben, gemeinsam mit ihren Lehrern intensiv auf diesen Tag vorbereitet.

In ein paar Wochen nehmen viele von ihnen erstmals an einer Europawahl teil. Am Mittwoch durften sie in die Rolle des Lehrers schlüpfen. Dafür hatten sie sechs Workshops konzipiert, die sie jeweils zu zweit durchführten. Von jedem Workshop gab es zusätzlich je nach Alter der Schüler drei Versionen.

Ben und Juliana hatten sich den Kurs „Migration in die EU“ unter den Nagel gerissen. Während sie einer 9. Klasse erklärten, was „Push-“ und „Pull-Faktoren“ bei der Einwanderung sind, herrschte allgemein große Aufmerksamkeit – ohne, dass die Anwesenheit eines Lehrers zwingend nötig gewesen wäre. Auf eine kurze Arbeitsphase in Gruppen folgte eine gemeinsame Besprechung am Whiteboard. Hier hatten die „Lehrer“ auf einer Weltkarte verschiedene Migrationsrouten eingezeichnet und für jedes Herkunftsland detaillierte Informationen eingetragen. Juliana fand das Thema spannend, denn sie ist selber vor vier Jahren aus Brasilien nach Deutschland gekommen. Ben war „positiv überrascht“, dass es mit dem Unterricht so gut klappte.

Zeitstrahl erklärt die lange Vorgeschichte des Staatenbundes

Eindeutig ist, dass die EU nicht unkritisch abgefeiert wird. Stattdessen legten die Schüler den Finger in viele wunde Punkte. Denn sie wissen: Europa steht derzeit „auf dem Prüfstand“, wie es Rachel Polonskij, Lehrerin und am „Bonni“ zuständig für Erinnerungskultur, ausdrückte. Drei Themenkomplexe sollte der Tag, an dem sämtliche Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse teilnahmen, abdecken: Fragen der Vergangenheit (Entstehungsgeschichte der EU), der Gegenwart (Struktur und Relevanz der EU) und der Zukunft (aktuelle politische Herausforderungen).

Vor allem der letzte Punkt hat es in sich. Dazu gehören neben der Migrationspolitik aktuell auch Zerfallserscheinungen wie der Brexit, ein zunehmendes Gewicht (rechts-)radikaler Parteien und ein Streit um die Zuständigkeiten der EU. Ein anderer Punkt sind Staaten, die aus unterschiedlichen Gründen gerne der EU beitreten würden. Mit Kandidaten wie der Ukraine oder dem Kosovo beschäftigten sich unter dem Titel „Quo vadis, EU?“ Elias und Joschua mit ihren Kursen. Sie sind überzeugt: „Die EU kann globale Krisen angehen und ihre Mitglieder verteidigen.“ Doch in ihrer Rolle als Lehrer sahen sie ihre Aufgabe darin, aufzuklären und nicht, ihre eigene Meinung hervorzuheben.

Das entsprach ganz dem Credo von Sowi-Lehrer Christian Lumme: „Wir wollen ein eigenständiges Urteil der Schüler hervorrufen, uns aber nicht von populistischen Haltungen mitreißen lassen.“ Fragte man die Schüler aller Klassen, fiel ihnen viel Positives zur EU ein: kulturelle Vielfalt, Reisefreiheit, Sicherheit, Menschenrechte, Heimat. Sie lernten am Mittwoch viel über die einzelnen EU-Staaten oder die im EU-Parlament vertretenen Parteien und deren Programme. Sie erfuhren, wie präsent die EU in unserem Alltag ist – von der Münze im Portemonnaie bis zur Glühbirne. Oder sie lernten anhand eines selbst erstellten Zeitstrahls mehr über die lange Vorgeschichte des Staatenbundes.

Die Schüler der Q1, die keinen Sowi-Kurs belegt haben, beteiligten sich übrigens dafür auf andere Weise. In der Pause boten sie an Ständen kulinarische Häppchen an – französische Crepes, polnische Piroggen und portugiesische Pasteis de Nata. Am „Bonni“ wurde einem Europa wirklich schmackhaft gemacht.