Fall in Hilden vorerst gelöst Rattenbefall: Anwohner halfen sich selbst
Hilden · Starkem Rattenbefall sah sich vor kurzem ein Hildener Wohngebiet ausgesetzt. Wie sich Anwohner dagegen wehrten und was das Ordnungsamt den Bürgern bei Problemen mit den Nagetieren rät.
Was die Bewohnerin einer Mietwohnung im Hildener Osten vor ein paar Wochen erlebte, könnte glatt aus dem Skript für einen Horrorfilm abgeschrieben sein. „Ich saß im Homeoffice und schaute aus dem Fenster – da kletterten auf einmal 30 oder 40 Ratten über den Gartenzaun“, erzählt die Frau. „Das war eine ganze Armada. Sie kamen bis vor meine Küchentür.“ Spontan bewaffnete sie sich mit einem Wasserschlauch und vertrieb mit dessen starkem Strahl die Nager – fürs Erste. Denn dauerhaft gelöst war damit natürlich überhaupt nichts.
Dieses Erlebnis war ohnehin nur der vorläufige Höhepunkt. Schon in den Tagen vorher hatten die Bewohner mehrerer Grundstücke immer wieder Ratten gesichtet. Von deren Präsenz zeugten zudem die zahlreichen Löcher, die die Tiere in den Gärten gebuddelt hatten. 150 bis 200 Ratten waren es am Ende wohl insgesamt, schätzt die befragte Mieterin. Immerhin: noch trieben die Schädlinge nur draußen ihr Unwesen und waren in keine Wohnung eingedrungen. Doch die Frau weiß: „Wenn sich die Ratten schon tagsüber zeigen, haben sie alle Scheu verloren.“
Um es nicht zum Äußersten kommen zu lassen und der Lage Herr zu werden, informierten die betroffenen Anwohner das Ordnungsamt. Schließlich engagierte eine der betroffenen Hauseigentümerinnen auf eigene Kosten einen professionellen Rattenbekämpfer. Dieser verteilte mehrere Wochen lang hochprozentiges Gift auf dem Gelände, befüllte insbesondere die Löcher mit den pinken Kügelchen. Tagelang sammelten in der Folge die Anwohner die überall herumliegenden Tierkadaver ein, bis man annehmen konnte, dass die Plage beseitigt war.
Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Die Geschichte wirft Fragen auf, die im Hinblick auf mögliche ähnliche Fälle in der Zukunft von Interesse sind. Da ist zunächst die nach der möglichen Ursache des Rattenbefalls.
Das Ordnungsamt stand
bei Anwohnern in der Kritik
Viele Anwohner hatten nämlich einen eindeutigen Verdacht: Sie beschuldigten eine ihren Angaben zufolge „demente“ Nachbarin, die Tiere mehrmals am Tag gefüttert und dadurch angezogen zu haben. Darüber hinaus warfen sie deren ebenfalls vor Ort wohnendem Sohn vor, seine Mutter nicht daran gehindert zu haben. Viele Nachbarn hätten sich darüber hinaus nicht am Aufsammeln der toten Ratten beteiligt.
Das Ordnungsamt teilt dazu mit, dass „gegenüber den gemeldeten möglichen Verursachern Maßnahmen angeordnet“ worden seien. Allerdings habe starker Rattenbefall „meist nicht nur eine einzige Ursache“. Aber auch die Behörde selbst stand bei einigen Anwohnern in der Kritik. Die Kommunikation sei „schwierig“ gewesen, heißt es von ihnen, und dass sie sich in ihrer Not von offizieller Seite im Stich gelassen fühlten: „Wir haben das Problem am Ende selber in den Griff bekommen.“ Auslöser des Zorns war eine Nachricht an die Anwohner, von weiteren Meldungen über gesichtete Ratten abzusehen, „damit nicht unnötig Personal gebunden wird“. Das Problem ist die relativ geringe Handhabe des Ordnungsamtes, wenn private Grundstücke von Rattenbefall betroffen sind. Abgesehen von den erwähnten Auflagen gegenüber einzelnen Anwohnern wurden im vorliegenden Fall Maßnahmen in der Kanalisation der Siedlung veranlasst. Für das Aufsammeln der toten Ratten auf den Grundstücken und vor allem die Verpflichtung eines Kammerjägers waren jedoch die Anwohner und Hauseigentümer verantwortlich. Eine Übernahme der Kosten von mehreren hundert Euro durch die vermeintlichen Verursacher hätten sie zivilrechtlich einklagen müssen.
Das Ordnungsamt nimmt den Fall zum Anlass, alle Bürger zur Vorsicht bei der Lebensmittelentsorgung zu ermahnen. Vor allem sollten keine Lebensmittelreste in der Toilette heruntergespült werden. Finden sich vermehrt Rattenspuren, sollte man zudem auf offene Komposthaufen oder Vogelfütterungsstellen verzichten.