Das Leben im Seniorenzentrum „Stadt Hilden“
Im Zentrum für Senioren am Erikaweg wohnen 125 Menschen. Bei der Betreuung spielen Ehrenamtler eine wichtige Rolle.
Hilden. Es ist ein Haus, das viele Freunde hat: Ratsmitglieder aller Fraktionen, Vertreter von Sozialverbänden und der Mitbewerber in der Seniorenarbeit haben sich gestern im Seniorenzentrum „Stadt Hilden“ eingefunden. Die stadteigene Trägergesellschaft hatte zum Neujahrsempfang ins Haus am Erikaweg eingeladen.
Neben 30 Gästen und vielen Mitarbeitern kamen rund 40 Bewohner des Zentrums zur Feier in die helle Halle am Eingang. Freundinnen halfen sich gegenseitig zu ihren Plätzen, an der Galerie hatten sich einige Frauen in ihren Rollstühlen aufgestellt.
Ganz unterschiedlich seien die Bedürfnisse der 125 Bewohner am Erikaweg, sagte Heike Strinnholm, stellvertretende Leiterin des Pflegedienstes und seit 21 Jahren im Haus. Das Alter reiche bis 101 Jahre.
Ein Bewohner sei gerade erst 50 Jahre alt. Er ist nach einer Krankheit auf Pflege angewiesen. „Manche Bewohner sind fit. Einige sind einfach zu uns gekommen, um der Isolation zu entgehen.“ Wer die Wohnung nur noch schwer verlassen könne, warte manchmal den ganzen Tag auf den Besuch der Kinder — allein vor dem Fernseher.
Neue Freunde zu finden sei möglich, sagt Strinnholm. Kennenlernnachmittage und Gruppen sollen dabei helfen. In Gesprächen erfragen Mitarbeiter die Lebensgeschichten der Bewohner: „Wir erkundigen uns nach Vorlieben, nach Tischkultur und Waschgewohnheiten.“
Drei Viertel der Kosten werden für das Personal aufgewendet, der Tarif des Öffentlichen Dienstes mache die Pflegesätze des Hauses teurer als die anderer Einrichtungen. „Das Ehrenamt ist unsere größte Stärke“, sagt Reinhold Posthum, der im Sozialdienst des Hauses arbeitet. Rund 70 Helfer habe das Zentrum: „Das ist einmalig im Kreis Mettmann.“
„Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen“ sagt Helferin Hannelore Tilgert (74). Ihre Tochter arbeite als Friseurin im Seniorenzentrum, habe ihr geraten, es einmal zu versuchen. An zwei Wochentagen hilft Tilgert bei einer Gruppe von Bewohnern mit Demenz, als Einzelbetreuerin und als Besucherin: „Manchmal fragt jemand: ,Wie lange muss ich noch leben?’ Dann nehme ich sie in den Arm.“
Angst habe sie davor nie gehabt. Sie höre einfach zu und helfe mit einem Lächeln. „Wenn ich abends nach Hause komme, bin ich schön kaputt.“
Nur wer besonders belastbar sei, könne eine Ausbildung in der Pflege aufnehmen, erläutert Strinnholm: „Wir verlangen mindestens ein halbjähriges Praktikum.“ Der Umgang mit Krankheit und Tod muss erfahren werden. „Es ist aber schön, zu sehen, wie viel noch drin steckt im Leben“, sagt Strinnholm. Kleine Wunder seien möglich, etwa wenn jemand neu lerne zu gehen.