„Das würde uns die Lebensqualität nehmen“
Anwohnerein Kerstin Knott wehrt sich gegen die Neubauten an der Schützenstraße. Sie fürchtet, dass die geplanten Doppel,- Mehr- und Einfamilienhäuser ihren Bungalow einkesseln.
Hilden. Kerstin Knott fiel aus allen Wolken, als Friedhelm Burchartz von der Allianz für Hilden an ihrer Türe klingelte. Ob sie denn wisse, was da in unmittelbarer Nähe gebaut werden soll, fragte sie der Ratsherr. Nein, antwortete die Grafik-Designerin. Daraufhin klärte Burchartz sie auf: Das Monheimer Wohnbau-Unternehmen Wirtz & Lück will in Höhe Schützenstraße 43 ein Mehrfamilienhaus sowie vier Doppelhaushälften errichten. „Wir waren am Montagmorgen da und haben uns das angeguckt“, berichtet Burchartz von dem Ortstermin seiner Fraktion. „Und da haben wir uns gesagt, jetzt fragen wir auch mal die Nachbarn.“
Kerstin Knott, die mit ihrem Mann einen Bungalow zwei Hausnummern weiter bewohnt, befürchtet durch die geplante Bebauung Nachteile. „Warum muss hier eine Massenbebauung stattfinden?“ fragt sie. Denn ein Nachbar nutzt die Gelegenheit und möchte auf seinem Garten in unmittelbarer Nähe zum Bungalow der Knotts ebenfalls bauen. Drei Einfamilienhäuser sollen entstehen — ein Projekt, das nicht von der Firma Wirtz gesteuert wird. Doch für das gesamte Areal will die Stadt Hilden nun einen gemeinsamen Bebauungsplan (Nr. 263) erstellen. Über ihn soll heute erstmals der Stadtentwicklungsausschuss beraten.
Mit der geplanten, mehrstöckigen Bebauung wäre der Bungalow gleichsam eingekesselt. „Unser Haus würde im Schatten stehen“, glaubt Kerstin Knott. „Das würde uns die Lebensqualität nehmen.“ Dabei ist ihr Haus, Mitte der 1960er Jahre gebaut und 2005 vom Ehepaar Knott gekauft, in der Umgebung das älteste. „Wir waren zuerst da“, betont Knott. Friedhelm Burchartz argumentiert ganz ähnlich: „So eine massive Bebauung lehnen wir ab.“
KerstinKnott, Anwohnerin
Vor allem die geplanten Doppelhaushälften, die für den rückwärtigen Grundstücksteil geplant sind, seien der Allianz ein Dorn im Auge: „Wir sind nicht bereit, weiteres Stadtgelände zuzupflastern. Da sollen mehr Grünflächen bleiben“, so Burchartz. Tatsächlich handelt es sich bei der Grundstücksfläche zu etwa zwei Dritteln um Gartenland. Auf einem weiteren Drittel steht ein Häuschen, in dem einst ein älteres Ehepaar lebte. Es soll abgerissen werden. Robert Wirtz, Geschäftsführer der Monheimer Bauunternehmung, bestätigt die Pläne. Er hat am 20. Juli einen Antrag an die Stadt gestellt. Mit Wohnbauprojekten in Hilden habe sein Unternehmen gute Erfahrungen gemacht. Er habe schon am Anton-Schneider-Weg sowie am Gerhart-Hauptmann-Hof gebaut. „Hilden ist eine begehrte Lage“, weiß Wirtz.
„Nachverdichtung“ lautet das Motto für das Projekt. Damit soll verhindert werden, dass Kommunen immer mehr in die Breite wachsen. Brachen oder gering bebaute Grundstücke in den Innenstadtbereichen sollen mehr genutzt werden. An der Schützenstraße soll ein Mehrfamilienhaus mit sieben Eigentumswohnungen entstehen. Sechs davon sind 90 Quadratmeter, eine Penthouse-Wohnung ist 130 Quadratmeter groß. Breite Türen und fehlende Schwellen „sollen Menschen 60plus ansprechen“, sagt Wirtz. Dort wo sich jetzt ein verwilderter Garten befindet, will er vier Doppelhaushälften bauen lassen . Insgesamt misst das Grundstück 2248 Quadratmeter. Gesetzlich vorgeschriebene Abstandsflächen würden garantieren, dass die Neubauten den Nachbarn nicht zu nah kommen.
Kerstin Knott beruhigt das nicht. Als sie und ihr Mann das Haus kauften, sei ihnen versichert worden, dass in der Umgebung nicht gebaut werden darf. Vor einigen Jahren sei ein ähnlicher Bauwunsch mit Verweis auf bestehendes Gartenland abgelehnt worden. Was hat sich in der Zwischenzeit geändert? Diese Frage will sie heute Abend im Stadtentwicklungsausschuss beantwortet wissen.