Dem Eis hilflos ausgeliefert

Hoffnung weckt beim Bauhof nur noch das angekündigte Tauwetter.

Hilden. Durchdrehende Reifen, schlingernde Autos und kein Spurwechsel ohne Rutschpartie — wer in diesen Tagen auf Hildens Straßen unterwegs ist, hat nichts zu lachen. Eine zentimeterdicke, festgefahrene Schnee- und Eisschicht hat die Fahrbahnen in eine einzige Buckelpiste verwandelt. Wie Hohn wirken die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den Straßenrändern — mehr als 30 km/h sind ohnehin nicht drin.

Ganz bitter hat es den Lkw-Verkehr erwischt. Gestern steckten rund um Richrather- und Hofstraße manche Lastzüge derart fest, dass ihre Fahrer sich mit dem Gedanken anfreunden mussten, in den Kabinen ihrer Zugmaschinen zu übernachten.

Im Rathaus ist das Problem erkannt, der Bauhof steht ihm momentan aber hilflos gegenüber. Denn es ist kein Streusalz mehr da. Schon seit Monatsanfang herrscht im Silo gähnende Leere. 110 Tonnen passen rein, einschließlich zweier Nachlieferungen á 25 Tonnen wurden mit dem Wintereinbruch allein an den ersten beiden Tagen 160 Tonnen verstreut. Doch seitdem ist Feierabend und der Bauhof auf das Streuen von abstumpfenden Stoffen wie Granulat und Sand umgestiegen. Davon wurden zwar schon 300 Tonnen ausgebracht, doch der Erfolg blieb aus.

Auslöser für die Salz-Krise ist der Ausfall des Lieferanten. „Der hat sich aus welchen Gründen auch immer vom Betrieb zurückgezogen. Jetzt stehen wird da“, sagt der Leiter des Bauhofs, Ulrich Hanke: „Wir hatten Bestellungen aufgegeben, die auch bestätigt aber nicht geliefert wurden.“

Weil der Winter jedoch das ganze Land zwischen Ostsee und Alpen fest in seinem eisigen Griff hat und die Städte bundesweit über Salzknappheit klagen, ist der Ansturm auf die Lieferanten so groß, dass die mit der Produktion kaum nachkommen. Ergo ist es für Hanke und sein Team schwer, an einen Ersatzlieferanten zu kommen. Zumal die angewiesen sind, zuallererst die Autobahnmeistereien zu versorgen.

„Wir haben inzwischen für teures Geld eine Lieferung von 20 Tonnen erhalten“, sagt Hanke — aus Rumänien.“ Ein Unternehmer habe den Kontakt vermittelt. Allerdings zu einem auch gesalzenen Preis: 400 Euro pro Tonne hat das Salz aus Osteuropa gekostet — 60 Euro pro Tonne sind es normalerweise. „Was sollen wir machen?“, fragt Bürgermeister Horst Thiele: „Das ist die pure Verzweiflung.“ Der Bauhof hofft nun auf weitere zehn Tonnen, „die über einen Spediteur vermittelt wurden“, so Hanke.

20 Tonnen zusätzlich — angesichts der Verhältnisse ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Ein Streuwagen fasst fünf Tonnen Salz, „da kann sich jeder ausrechnen, wie fix das verstreut ist“, sagt Hanke.

Nach den Erfahrungen des vergangenen Winters hatten er und seine Mitarbeiter bereits im Frühjahr eine Vergrößerung des Salzlagers vorgeschlagen. „Damit hätten wir natürlich eine längere Zeit überbrückt“, bestätigt Thiele: „Allerdings hätten wir dafür 200 000 Euro bezahlen müssen.“ Eine Summe, die der Stadtrat nicht genehmigte — zumal jeder davon ausgegangen war, dass der Winter 2009/2010 außergewöhnlich war und nicht die Regel.

„Außerdem hätte das Zusatz-Silo eine Erhöhung der Straßenreinigungsgebühren zur Folge gehabt. Und jetzt stellen Sie sich vor, was los gewesen wäre, wenn wir das Silo gebaut, die Gebühren erhöht und nun einen mauen Winter hätten“, sagt Thiele. Allerdings räumt er ein, dass die Ratsentscheidung von damals angesichts des Chaos-Winters eine krasse Fehleinschätzung war.