Hilden Historisch Hof wird 100 Jahre von Familie geführt
Hilden. · 1919 hat der Niederländer Johann Jorritsma den Hof gekauft, der heute von seinem Urenkel Markus Hanten betrieben wird.
Wer in der Landwirtschaft arbeitet, muss sich ständig neu erfinden. Markus Hanten kennt das nur zu gut. Von seiner eigenen Geschichte und von der seiner Familie. Seit genau 100 Jahren befindet sich der Hof an der Beckersheide in Familienbesitz – gefeiert wurde der runde Geburtstag am Sonntag, 30. Juni, ab 11 Uhr mit einem großen Hoffest.
1919 hat Hantens Urgroßvater, der Niederländer Johann Jorritsma, den Hof gekauft. Er hatte das Wirtschaftsgebäude mit angeschlossenem Stall und umliegenden Feldern aber bereits vor dem Ersten Weltkrieg von den Gutsherren Becker gepachtet. 1913 war das, die Gutsherren residierten damals in dem Haus am Engelsberger Hof. „Es gibt einen Kaufvertrag, aber keinen Pachtvertrag – deshalb feiern wir erst jetzt unser Jubiläum“, erklärt Markus Hanten.
Zunächst hielt Johann Jorritsma Milchvieh, Schweine und Hühner. „Hier war früher weit und breit nicht“, sagt Markus Hanten. „Man konnte bis zur Forstbachstraße schauen.“ Nachdem sein Urgroßvater 1929 gestorben war, übernahm zunächst sein Sohn Theodor den Hof. Theo wollte aber nicht Landwirt werden und hat den Hof nur weitergeführt, damit sein Bruder Siegfried in die Fußstapfen seines Vaters treten konnte.
Mit 18 Jahren legte sich
Siegfried ein Fuhrwerk zu
Doch der war damals noch zu jung. 1939, mit 18 Jahren, konnte Siegfried dann endlich seinen Traum verwirklichen. Er legte sich ein Fuhrwerk zu, mit dem er die Hildener mit Milch beliefern konnte. „Dafür brauchte man damals noch eine Genehmigung“, erklärt Markus Hanten. Der Zweite Weltkrieg ging so gut wie spurlos an der Familie Jorritsma vorbei. Als Niederländer entgingen sie dem Wehrdienst, der Hof wurde durch die Kämpfe nicht beschädigt. „Im Zuge des Baus der CO-Pipeline haben die Experten auch unsere Grundstück nach Bomben abgesucht und nichts gefunden“, erklärt Markus Hanten.
In den 1960er Jahren hat die Tochter von Siegfried und Hildegard Jorritsma, Anna-Helene, ihren späteren Mann Heinrich Hanten kennengelernt. Die beiden heirateten, sie gab ihren Nachnamen Jorritsma auf und wurde zu einer Hanten.
Siegfried Hanten hat 1964 seine Prüfung zum Metzgermeister abgelegt und den Hof nach der Übernahme 1983 in eine neue Richtung gelenkt. „Ende der 1980er Jahre lebten auf dem Hof 1200 Hühner, 40 Schweine, 30 bis 40 Rinder und Bullen im Stall“, erinnert sich Markus Hanten. Sein Vater hat die Metzgerei und einen Partyservice eröffnet. „Das war zu den damaligen Zeiten sehr ungewöhnlich“, erinnert sich Markus Hanten.
Die Tierhaltung wurde parallel dazu zurückgefahren. Die Hantens schafften ihre Hühner und Schweine ab, heute gibt es noch ein paar Kühe, Schafe, Gänse, Esel. „Aber nur noch im Nebenerwerb“, berichtet Markus Hanten. „Landwirtschaft geht nur über die Fläche. Und die ist in Hilden sehr rar.“ Etwa fünf Hektar bewirtschaftetet Markus Hanten momentan noch, die meiste Fläche nutzt er für den Futteranbau.
Der heute 46-Jährige hat den Hof 2003 übernommen. Partyservice und Metzgerei laufen gut, 2006 ist noch die Hildener Landbierbrauerei dazugekommen. „Wir haben eine Zeitlang allerdings kein Bier mehr gebraut, da wir nicht selbst abfüllen konnten“, erklärt er. Beim Hoffest am Sonntag wird jedoch die eigene Abfüllanlage eingeweiht. „Dann gibt es auch wieder das Hildener Landbräu“, sagt Markus Hanten.
Er hat das Angebot auf dem Hanten-Hof noch erweitert: Seit einiger Zeit bietet er Brauseminare, Kochkurse und Wurstmacherkurse an. Vom reinen Bauernhof über einen Lieferservice für Milch bis hin zu einem Metzgereibetrieb mit Partyservice und Workshops: Landwirtschaft im Wandel der Zeit. „Meine Tochter Josina ist jetzt zehn Jahre alt und kann es kaum erwarten, den Hof zu übernehmen“, verrät Markus Hanten.
Sie wäre die fünfte Generation. „Und sie hat schon Pläne, was sie machen möchte“, weiß der Vater.