Der Norden ist der älteste Teil von Hilden
Mehr als ein Drittel der über 80-Jährigen lebt dort. Die Stadt hat ihre Senioren befragt.
Hilden. „Seniorengerechte Quartiersentwicklung“ klingt sperrig. Dabei geht es um eine wichtige Sache, eine lebenswichtige sogar. In Hilden leben immer mehr Ältere. 1975 machten die 65-Jährigen und älter rund 12,4 Prozent der Einwohner aus, heute 24 Prozent und 2030 voraussichtlich 30 Prozent. Das sind laut Prognose etwa 15 800 Hildener. Und ein gutes Drittel von ihnen (knapp 5000) werden 80 Jahre und älter sein. Die meisten wollen zu Hause, in den eigenen vier Wänden alt werden. Was kann, was müssen Rat und Verwaltung tun, damit dies gelingt? Darum geht es bei der „seniorengerechten Quartierstentwicklung“.
Die Stadt beschäftigt sich damit schon seit 15 Jahren — und hat sich auch für dieses Jahr wieder erfolgreich beim Kreis um Fördermittel beworben.
Marie-ThereseBarbezat-Rosdeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Integration
Mit den gut 16 000 Euro sollen unter anderem die Bedürfnisse der Älteren im Hildener Norden analysiert werden. Denn dort leben die meisten der 3612 über 80-Jährigen in Hilden. Aktuell gut 1000. 2030 werden es laut Vorhersage mehr als 1800 sein. Deshalb hat die Stadt Hilden zusammen mit dem Institut für Gerontologie der Technischen Universität Dortmund 2700 der über 60-Jährigen im Hildener Norden befragt. Sie wurden zufällig ausgewählt und sollten anonym angeben, wie groß ihre Wohnung ist, ob Kinder oder Verwandte sie unterstützen, wie mobil, wie gesund, wie einsam sie sind und ob sie mit ihrem Einkommen auskommen. Die Ergebnisse werden bei einer Quartierskonferenz am 28. Juni von 10 bis 13 Uhr im Nachbarschaftszentrum St. Marien (Meide 2) Sozialverbänden, engagierten Gruppen und Bürgern vorgestellt. Das Fazit will Christine Senders von der ZWAR Zentralstelle NRW (Zwischen Arbeit und Ruhestand) nicht vorwegnehmen: „Die Auswertung zeigt unter anderem, dass es in Hilden viele Leistungen, Beratungs- und Freizeitangebote für ältere Menschen gibt, die gerne in Anspruch genommen werden. Dennoch sind sie insgesamt noch zu wenig bekannt.“
Hier hat die Stadt schon etwas getan. Zusammen mit der Awo, dem Diakonischen Werk, der Gemeinde St. Jacobus und den fünf Hildener Nachbarschaftszentren hat die Kommune die ersten 15 ehrenamtlichen „Lotsen im Quartier“ ausgebildet. Sie kennen zwar auch nicht die Antworten auf alle Fragen. Aber sie wissen, wer es wissen müsste und wie man ihn oder sie erreicht. „Damit schlagen wir ein neues Kapitel in Hilden auf“, sagt Sozialdezernent Reinhard Gatzke. „Ich bin selbst gespannt, was daraus wird. Sie dürfen die Stadtverwaltung ruhig nerven. Sie sind die Mittler.“ Ein weiteres Thema der Konferenz werden lokale Netzwerke für Menschen sein, die allein leben und finanzielle Probleme haben. „Unter seniorengerecht verstehen wir auch ein gutes Miteinander unterschiedlicher Generationen und Kulturen“, erklärt Marie-Therese Barbezat-Rosdeck, Leiterin des Amtes für Soziales und Integration. Deshalb werde im September eine „Interkulturelle Vernetzungskonferenz“ stattfinden. Hintergrund: In Hilden leben aktuell knapp 1200 Ausländer (60 Jahre und älter). 2125 Einwohner ohne deutschen Pass sind 40 bis 59 Jahre alt.