Deutsche Schüler Akademie: Chor der klugen Köpfe
Damit sie ihre Intelligenz nicht nur durch Theorie schärfen, wird in der Schüler-Akademie auch herzhaft gesungen.
Hilden. Die Deutsche Schüler-Akademie an der Gerresheimer Straße bietet eine intellektuelle Herausforderung, die über den Schulunterricht hinausgeht. In sechs Kursen setzen sich die 94 Schüler aus ganz Deutschland mit künstlicher Intelligenz oder staatstragenden Philosophien auseinander, bezwingen rechnerische Meisterprüfungen und wandeln auf den Spuren von Internet-Erfinder Tim Berners-Lee.
Und damit die 94 klugen Köpfe nicht im „verplombten Zug“ — fernab des wirklichen Lebens — durch die Theorien der Wissenschaft rasen, wird gesungen. Motje Wolf leitet die Chöre. Mehr als 40 Teilnehmer trainieren täglich eineinhalb Stunden im sogenannten Großen Chor. Nicht irgendwie, sondern um eine tragfähige Singstimme zu entwickeln.
Also gehören Übungen zu Atemtechnik, Diktion und Interpretation dazu. „Motje macht das ganz toll. Sie vermittelt Inhalte wunderbar“, schwärmt Irma (16) über ihre Lehrerin, mit der man übrigens per „Du“ ist. Die 16-Jährige ist musikbegeistert, „ich singe auch in der Schule“, außerdem spielt sie Schlagwerk und Trompete und möchte später Musik studieren. „Normalerweise muss man ja bei den Proben lange stillsitzen. Hier ist das aber ein echt entspanntes Arbeiten.“
Inklusive „viel Spaß“, wie auch Mitstreiterin Nele (17) findet. „Für mich gibt es sowieso nichts Besseres als Musik“, sagt sie, weshalb sie sich im Akademieprogramm für Kurs 5.6, die „Geschichte der Symphonik“, entschieden hat. Seit fünf Jahren singt sie im Chor. „Es ist schön, auch Neulingen Tipps weitergeben zu können.“ Einer davon ist, beim Singen zu lächeln — dann wird die Stimme höher.
In der ersten Probe checkte Motje Wolf, selbst Jahrgang 1982, ehemalige Teilnehmer der Sommer-Akademien und inzwischen Leiterin verschiedenster Musik-Workshops an Schulen und Universitäten in England und Deutschland, das Niveau ihrer Schüler.
Jetzt stehen das „Abendlied op. 69, No.9“ von Josef Rheinberger und zwei Gospels auf dem Lehrplan. Schwungvoll dirigiert die Kursleiterin, fordert die Sopranistinnen zu mehr Einsatz und die Bässe zu mehr Nachdruck auf. „Ich mag total gerne Musik, bin aber zum ersten Mal bei einem Chor dabei“, sagt Jacob (18). Die tägliche Arbeit macht ihm so viel Freude, dass er überlegt, in Zukunft Gesangsunterricht zu nehmen.
Ähnlich ist es bei Raphael. Der 17-Jährige, der als kleiner Junge bereits an der Frankfurter Oper an einem Projekt teilnahm, „im Stimmbruch zum Glück nicht die Stimme total verloren hat“, will nun auch „verstärkt singen“. „Das ist hier alles total genial“, sind die Schüler voll des Lobes für die Gesangsstudien, aber auch die Akademie allgemein. „Man schwimmt hier auf einer Welle, es gibt so viele Leute, mit denen man sich super versteht, das ist alles wie in einer Familie“, sagt Irma. „Es gibt dafür nur ein Wort: ‚genial’.“