Putztage für 4015 Orgelpfeifen
Bis Mitte September wird die Kirchenorgel in St. Chrysanthus und Daria überholt.
Haan. Da krempelt auch Pfarrer Reiner Nieswandt die Ärmel hoch: Vier Männer braucht es am Dienstagabend, um den restaurierten Orgelbalg — der Windsack des Instruments — wieder an seinen Platz in der Orgel der St. Chrysanthus und Daria Kirche zu wuchten. Seit zwei Wochen sind die beiden Orgelbauer Ulrich Plenz und Christoph Raab aus Bad Kreuznach mit der Generalüberholung des 26 Jahre alten Musikinstruments beschäftigt.
Auf der Orgel-Empore riecht es intensiv nach Holz und Staub. Überall liegen und stehen Orgelpfeifen in den unterschiedlichsten Größen. Während die Orgelbauer die größte Pfeife zu zweit ausbauen müssen, da sie über fünf Meter lang ist, brauchen sie für die kleinste fast eine Lupe: Sie misst nur drei Millimeter und ist mit dem menschlichen Ohr kaum hörbar. Vor der Orgel steht eine große Werkbank, hier werden die Pfeifen gereinigt.
Doch zuvor müssen sie ausgebaut werden. Da gilt es, nicht den Überblick zu verlieren. 4015 Pfeifen — 30 Prozent sind Holzpfeifen, der Rest aus einer Zinn/Blei-Legierung — hat das Instrument mittlerweile. „Alle 20 bis 25 Jahre muss eine Orgel gereinigt werden, weil sich Staub und Schmutz in die Pfeifen setzen“, sagt Raab. Tote Mücken und Fliegen verstopfen kleinere Pfeifen, der Klang wird immer matter.
Registerweise werden die Pfeifen ausgebaut und mit Druckluft gereinigt. Anschließend wird nachpoliert und an verbeulten Stellen nachgelötet. Da der Staub trocken ist, müssen die Orgelbauer die Pfeifen nicht aufwendig nass säubern. So kann die Aktion vor Ort über die Orgelbühne gehen. Das spart Zeit und Geld durch entfallende Transportkosten.
48 000 Euro kostet die Überholung des Musikinstruments. Das Generalvikariat in Köln steuert 16 000 Euro aus Kirchensteuermitteln bei. Ein größerer Teil wird der Reparaturrücklage der Gemeinde entnommen, aber 12 000 Euro müssen über Spenden zusammenkommen. Die Hälfte sei bereits gesammelt, beim Rest macht sich Pfarrer Nieswandt keine Sorgen: „Es läppert sich zusammen. Wir haben einige Einzelpersonen, die bei der Orgel sehr großzügig sind.“
Während die Pfeifen noch lange nicht fertig sind, haben die Orgelbauer den Windsack — groß wie eine Zimmertür — schon restauriert. Gerissene Kordelscharniere wurden ausgetauscht und der eigentliche Blasebalg aus Schafsleder wieder aufgebaut. Leder von 15 Schafe wurde dafür verarbeitet. Wenn alle Pfeifen wieder eingebaut sind, sind die Orgelbauer aber lange noch nicht fertig. Dann schlägt die Stunde von Christoph Raab. Der Intonateur und Organist wird das Instrument stimmen: „Die musikalische Feinjustierung ist eine Sisyphos-Arbeit.“ Mitte September soll dann alles fertig sein. Dann wird die Orgel wieder so schön klingen wie im Jahr 1986.
“ Die überholte Orgel wird am Freitag, 26. Oktober, um 19 Uhr mit einem Konzert wieder zum Klingen gebracht. Die Jazzmusikerin und Organistin Barbara Dennerlein aus München wird spielen. Karten können im Pfarrbüro unter der Telefonnummer 02129/24 33 vorbestellt werden.