Hilden Seit 25 Jahren hat die Bücherei ein Zuhause
Hilden. · Insgesamt zwölf Mal in 106 Jahren wechselte die Hildener Bibliothek ihren Standort.
Bereits im Jahr 1893 hatte der Regierungspräsident die Stadt Hilden aufgefordert, eine Volksbibliothek zu gründen. Die Stadtverordneten reagierten damals ganz ähnlich wie heute: Sie versprachen, sich mit der Sache zu beschäftigen – und widmeten sich stattdessen ihrem Lieblingsprojekt, dem Bau eines neuen Rathauses (1900 eingeweiht, das heutige Bürgerhaus an der Mittelstraße). Erst die Aussicht auf einen finanziellen Zuschuss ließ sie einige Jahre später denn doch aktiv werden.
Nach sage und schreibe zwölf Standortwechseln fand die Stadtbücherei vor 25 Jahren am 15. Januar 1994 am Nove-Mesto-Platz eine endgültiges Zuhause. Der schicke, gläserne Turm des Hildener Architekten Hans Strizewski kostete 6,1 Millionen Euro und gilt als eines der schönsten Bücherei-Gebäude in der ganzen Region.
Mit rund 150 000 Kundenkontakten jährlich ist die Stadtbücherei die wichtigste, kulturelle Einrichtung der Stadt. Bücher gibt es dort auch noch, aber eher immer weniger. Dafür wächst der Bestand der Onleihe-Medien von Jahr zu Jahr. Heute sind es Tonies, Tiptoi, Nintendo & Co., die Kinder und Jugendliche in die Bibliothek locken. Aber auch der klassische Krimi und das Kochbuch sind weiterhin Teil des Angebots. 46 000 haptische Medien auf drei Etagen stellt das Bibliotheksteam zur Verfügung. Auch E-Reader, Regenschirme und Trolleys können entliehen werden.
Was kaum jemand weiß: Jedes Jahr finden um die 250 Veranstaltungen in der Stadtbücherei statt. Alle Vorschulkinder und Zweitklässler werden eingeladen. Viele Veranstaltung wie die kürzlich preisgekrönte „Papa-Zeit“, „Kamishibai“, „Lesespaß mit Faraj und Ingrid“, aber auch die „Anstoß“-Vortragsreihe nutzen die attraktiven Räume. Viele Schüler und Flüchtlinge lernen in der sehr gut ausgestatteten Stadtbücherei mit ihren gemütlichen Ecken, nutzen den Gratis-Internet-Zugang und das freie W-Lan.
Die Bibliothek wandelte sich
vom Lesesaal zum Zukunftslabor
In den vergangenen 100 Jahren haben sich Büchereien sehr gewandelt. Und die Stadtbücherei wandelt sich mit: von einem Lese-Saal zu einem Zukunftslabor. Ein Beispiel dafür ist der Kreativtag „HilGoesCrafting“ im September vergangenen Jahres.
In der Bücherei kann man/frau jetzt einen 3 D-Druck-Führerschein machen, kreativ nähen und plotten oder sogar Ozobots, kleine Roboter, programmieren. Bereits seit 2012 bespielt das Team mehrere Social-Media-Kanäle. Neben Facebook, Twitter, WhatsApp und Instagram wird bald wieder ein Blog gestartet, und auch bei Youtube wird zukünftig einiges geschehen, kündigt Leiterin Nadine Reinhold an.
Sie und ihr Team haben das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Dafür sprechen eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Schon im Jahr 2015 bekam die Stadtbücherei im BIX-Bibliotheksindex eine hervorragende Note (vier Sterne). 2016 dann die Krönung: Die kleine Stadtbücherei Hilden erhielt die Auszeichnung „Bibliothek des Jahres“ – und das im Wettbewerb mit Uni- und Landesbibliotheken in ganz Deutschland. Das war ungefähr so, als wenn der VfB Hilden die Deutsche Meisterschaft gewonnen und Bayern, Dortmund und Schalke geschlagen hätte.