Die wenigsten Besucher wollen einkaufen

Eine Umfrage zeigt, warum die Leute nach Hilden kamen. Haan verzichtet auf solche Sonntage.

Foto: Olaf Staschik

Hilden. „Warum sind Sie heute in Hilden? Woher kommen Sie?“ Diese beiden offenen Fragen hat das Stadtmarketing Hilden am Sonntag Passanten in der Innenstadt gestellt. Hintergrund: Zum ersten Mal in diesem Jahr hatten die Läden dort sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Es war der erste von vier Einkaufssonntagen, die der Stadtrat beschlossen hat. Mit Bauchschmerzen, denn die Gewerkschaft Verdi hatte und hat Bedenken und verlangt eine „gerichtsverwertbare Prognose“. Das Gesetz schreibt vor, dass es einen Anlass (ein Fest, ein Event) geben muss, das nachweislich mehr Besucher anzieht als der Sonntagsverkauf.

„Das können wir jetzt auch mit Zahlen belegen“, glaubt der Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand. „Die Umfrage ist noch nicht ausgewertet, aber die Tendenz ist eindeutig. Wir haben rund 380 Besucher befragt. Nur überschlägig 15 bis 20 Prozent haben geantwortet, dass sie am Sonntag zum Einkaufen nach Hilden gekommen waren. Rund 80 Prozent gaben an, dass sie wegen des Blumenmarktes, des Weinfestes oder der Modenschau da waren. Oder zum Bummeln. Weil sie einen Ausflug machten oder auch weil sie Langeweile hatten. Geantwortet wurde auch: Weil Hilden so schön ist.“

Woher die Besucher genau kamen, sei noch nicht ausgezählt worden. „Unverkennbar waren am Sonntag wieder viele Besucher von auswärts in der Stadt“, hat Hillebrand bemerkt. „Sie kommen aus dem Düsseldorfer Süden, aus Erkrath, Haan, Solingen und Wuppertal. Aber das wissen wir eigentlich schon.“

„Die Einzelhändler berichten von einem sehr positiven Feedback“, hat Hillebrand erfahren. Will sagen: Man war mit den Umsätzen offenbar hoch zufrieden. Der Stadtmarketing-Geschäftsführer will bei einigen Geschäften noch abfragen, wie viele Kunden am Sonntag tatsächlich im Laden waren und das in Relation setzen zu den Ergebnissen seiner Besucher-Befragung: „Ich glaube, das sollte für das Gericht und Verdi reichen.“

Dass die Nachbarstadt Haan ganz auf verkaufsoffene Sonntage verzichten will, kann Hillebrand nicht nachvollziehen. Das sei ein Wettbewerbsnachteil für den lokalen Einzelhandel. „Der Sonntag hat gezeigt: Man braucht zugkräftige Events, am besten gleich mehrere. Dann strömen die Leute in die Innenstadt“, meint der Stadtmarketing-Mann. „Es wäre ehrlicher, wenn der Gesetzgeber die Zahl der zulässigen Einkaufssonntage vorgeben würde und jede Stadt könnte dann selbst entscheiden, wann sie sonntags öffnet.“

Der Sonntagseinkauf sei und bleibe für den Handel unverzichtbar, meint Olaf Tkotsch, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins. „Familien ist es oft nur noch an Sonntagen möglich, einmal gemeinsam bummeln und einkaufen zu gehen.“