NRW Eine Radtour soll Hoffnung machen

Gruiten · Auf seiner 600 Kilometer langen „Hoffnungsreise“ fährt der höchste Geistliche der evangelischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, mit seinem Fahrrad von Saarbrücken bis Wesel. Dabei macht er am Montag Station in Gruiten.

Notfallseelsorgerin Anne de Wendt (r.) erzählt, Präses Thorsten Latzel hört zu.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Hoher Besuch in Gruiten: Auf seiner Fahrrad-Sommertour durch seine Landeskirche von Süden nach Norden machte der im Januar demokratisch gewählte Präses der Evangelischen Landeskirche im Rheinland Thorsten Latzel am Montagmorgen einen Stopp vor der evangelischen Kirche. Dort traf er Mitglieder der ökumenischen Seelsorge des Kreises.

Abgefahren war der Präses an der Ludwigskirche in Saarbrücken, und Ziel wird der Willibrordi-Dom in Wesel sein. „Sommertour der Hoffnung“ hat der Präses diese sportliche Begrüßungsreise durch 40 von insgesamt 655 Gemeinden, die zur Rheinischen Landeskirche gehören, selbst genannt. Die Rheinische Kirche ist die zweitgrößte in Deutschland. In acht Tagen absolviert der Präses 600 Kilometer. Die siebte Etappe führte am Montag von der evangelischen Bildungsstätte Hackhauser Hof in Solingen, wo die Reisetruppe auch übernachtete, über Gruiten nach Neuss, Kempen, Duisburg nach Moers.

Mutbringende Hoffnungsgeschichten sammelt der Präses auf seiner Tour. An jedem Ort, den er bisher besuchte, wurden ihm zu Herzen gehende Geschichten erzählt. Er begegnete der Pfarrerin, die ihre Seelsorgearbeit mit Lamas betreibt. Oder er besuchte die Gemeinde in Sulzbach-Hühnerfeld, wo in schwierigen Corona-Zeiten vor einer Kita Hühner ihre Eier ausbrüteten. Die Küken sind inzwischen geschlüpft.

In Gruiten haben sich Aktive der ökumenischen Notfallseelsorge aus dem Kreis Mettmann zusammengefunden, um dem Präses von ihrer Arbeit zu berichten. Neben Pfarrer Jürgen Draht, der im Jahr 2001 die Notfallseelsorge im Kreis ins Leben gerufen hat, war unter anderen auch Anne de Wendt aus Hilden nach Gruiten gekommen. Dem Präses berichtete sie von ihrer Arbeit.

Seit Jahren ist sie Mitglied im Notfallseelsorge-Team. Stundenlang begleitet sie Menschen bei ihren Einsätzen in Notfällen und Ausnahmesituationen. Ihr Ziel ist es, in ihren Gesprächen „die Menschen wieder mit ihren Füßen auf den Boden“ zu stellen, sagt Anne de Wendt. Die notwendige Kraft dazu findet die Hildener Presbyterin in ihrem Glauben.

Berührt war der Präses von ihrem Erfahrensbericht. Seelsorge sei für ihn eine zentrale Christenaufgabe. Sie finde nebenan bei den Menschen statt, quasi am Gartenzaun, sagt Thorsten Latzel. Und Tobias Goldkamp, Vorsitzender des Innerkirchen Ausschusses in der Rheinischen Landeskirche und radelnder Begleiter des Präses, erklärte, dass die Seelsorge große Bedeutung in der Kirchenarbeit genieße. Zusammen mit Superintendent Frank Weber, der ebenfalls zu dieser Stippvisite nach Gruiten gekommen war, werde er für die kommenden Synoden-Treffen weiter intensiv am Gesamtkonzept Seelsorge arbeiten. Die Ideen dazu wird der Präses in den 40 Gemeinden, die er auf seiner Sommertour besucht hat, sammeln.

40 ehrenamtliche Notfallseelsorger im Kreis

Der Fahrrad-Seelsorger vom Dienst war an diesem Vormittag Pfarrer Hanno Nell, denn er hatte die sportliche Gruppe bereits vor den Toren der Stadt begrüßt. Auch Pfarrer Nell ist aktiv in der Notfallseelsorge im Kreis. In seinem „Crashkurs NRW“ besucht er mit seinem Team alle weiterführenden Schulen im Kreis, um bei den jungen Bald-Führerschein-Besitzern über besonders schwere Verläufe von Verkehrsunfällen zu berichten. Diese Berichterstattung zeige Erfolge, denn schwere Unfälle mit Führerschein-Erstbesitzern haben im Kreis abgenommen, sagte Pfarrer Nell. 40 ehrenamtliche Notfallseelsorger zählt der Kreis Mettmann. Kucki, das acht Wochen alte Kaninchen von Pfarrer Nells Tochter Friederike (10), nicht mitgezählt. Aber das Streicheln ihres samtweichen Fells kann Wunder bewirken, hat der Pfarrer erfahren.