Erinnerung ans alte Gruiten erwacht

Die „Aule Gruitener“ treffen sich monatlich im Sportheim. Bei Kaffee wird auch viel gesungen und geklönt.

Foto: Olaf Staschik

Haan. Die Tische im Sportheim sind gut besetzt. Kaffeeduft liegt in der Luft, belegte Brötchen und Kuchen stehen bereit. Auch die Liederbücher wurden schon gezückt. Nun steht einem gemütlichen Nachmittag nichts mehr im Wege. Schnell haben sich muntere Gespräche entwickelt. „Wir sind eine lockere Gruppe“, erzählt Inge Nestler, die gemeinsam mit Ruthild Rostock durch das Treffen der „Aule Gruitener“ führt.

Es begann vor beinahe fünfzig Jahren. „Wir dachten, wir müssen etwas machen“, erinnert sich Ruthild Rostock. So taten sich einige „alte“ Gruitener zusammen und veranstalteten regelmäßige Treffen in einer Gaststätte. Doch kamen immer mehr dazu und so zogen die „Aule Gruitener“ ins Sportheim um. „Wir sind jetzt seit 33 Jahren hier“, weiß Ruthild Rostock.

Die Treffen dienen natürlich der Geselligkeit. „Jedes Geburtstagskind darf sich ein Lied wünschen“, verrät Inge Nestler. Außerdem werden Geschichten vorgelesen, die Erinnerungen an früher wach werden lassen. „Die Leute sollen ja auch ihr Gedächtnis trainieren“, meint Inge schmunzelnd. Einige Ordner mit Berichten aus vergangenen Zeiten stehen bereit, aus welchen die Leiterinnen Texte aussuchen können. Zum Beispiel Geschichten „vom Dorf“ oder über so manche Straße. „Wie die alte Bahnstraße früher war“, erzählt Inge Nestler. Geschichten, die für Gesprächsstoff sorgen und die einen Austausch anregen. Dann wandert ein Sparschwein durch die Reihen. „Von dem Geld, das hier gesammelt wird, machen wir einmal im Jahr einen Ausflug“, erklärt Inge Nestler.

In diesem Jahr war die Gruppe erst auf einem Spargelhof und dann in Xanten. „Wir machen auch immer eine Weihnachtsfeier“, sagt Ruthild Rostock. Dann wird ein kleines Präsent vorbereitet. „Und alle, die nicht mehr kommen können, bekommen eine kleine Weihnachtstüte nach Hause gebracht“, fügt Inge Nestler hinzu. Eine schöne Gemeinschaft.

Auch Hans-Joachim Friebe gehört zu den „Aule Gruitener“. „Ich bin bestimmt schon seit zehn Jahren dabei“, meint der 75-Jährige. Da er Handwerker war, kennt er jedes Haus „im Dorf“ und kann manches erzählen. Außerdem ist er im Naturschutz aktiv und bringt gerne die Natur als Gesprächsthema ein.

Seit 71 Jahren lebt er im Dorf, „aber ich bin immer noch kein echter Gruitener“, sagt er lachend, so, wie die meisten, die zu den Treffen kommen. Die Älteste ist 94 Jahre alt. „Wir versuchen, die Tradition zu pflegen“, betont er. „Und wir trauern um jeden, der uns verlassen hat.“

Da das kleine Gesangsbüchlein auseinanderfällt, das die „Aule Gruitener“ bisher benutzten, sollen neue für die 35 bis 40 Teilnehmer angeschafft werden. Dafür suchen die „Aule Gruitener“ einen Sponsor, da sie kein Verein sind und auch keinen Beitrag für die Treffen erheben. „Jeder, der kommen möchte, ist bei uns willkommen“, betont Inge Nestler.