Experte: Handel muss ins Netz
Professor Gerrit Heinemann klärt Hildener Händler auf, wie sie das Internet für sich und ihren Vorteil nutzen können.
10 bis 20 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland werden bereits über das Internet gemacht. Auf Hilden übertragen bedeutet das: etwa 40 bis 80 von gut 400 Millionen Euro. Der Anteil des Online-Handels wächst rasant. „Wir müssen was tun, aber was?“, fragt sich Torsten Weber, der am Axlerhof ein Modegeschäft betreibt. „Macht es Sinn, einen Internet-Shop zu eröffnen?“
Diese Frage bewegt Anja Schürg, Inhaber in eines Haushaltswarenfachgeschäfts an der Schulstraße: „Da kann man mit zwei falschen Sätzen teure Fehler machen.“ Antworten erhofften sich die Hildener Einzelhändler von Prof. Dr. Gerrit Heinemann. Das Stadtmarketing hatte den Experten nach Hilden eingeladen. Heinemann untersucht aktuell für das Landeswirtschaftsministerium die Auswirkungen des Online-Handels auf die Städte und Gemeinden in NRW. „Der Online-Handel ist die größte Herausforderung für den Einzelhandel seit der Einführung der Selbstbedienung 1938“, sagt Heinemann. „Heute finden immer mehr Kunden den Artikel erst im Internet und entscheiden dann, wo sie ihn kaufen.“
Durch diese Entwicklung werden Mittelstädte wie Hilden in den nächsten zehn Jahren rund 25 Prozent ihres heutigen Flächenumsatzes verlieren, sagt Heinemann voraus — wenn man nichts unternehme. Sein Rat: „Zeigen Sie Präsenz auf Handelsplattformen im Netz und gehen Sie das Thema Schritt für Schritt an.“ Rat und Verwaltung müssten den lokalen Handel unterstützen: durch digitale Aufrüstung der Innenstädte oder ein Profi-City-Management.
Online-City-Wuppertal ist derzeit das Vorzeigeprojekt für lokale Marktplätze im Internet. 45 Händler aus Wuppertal machen mit, darunter Marcus Kuhnke. Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand hatte den Süßwarenhändler („Naschkatzenparadies“) eingeladen. „In Kürze werden wir 100 Händler sein“, berichtet Kuhnke begeistert: „Alle Teilnehmer haben 20 Prozent mehr Kunden im Laden. Das hätte ich nie für möglich gehalten.“ Bei Online-City hielten alle Händler zusammen: „Das ist eine ganz neue, spannende Erfahrung.“ Das Projekt werde mit öffentlichen Mitteln (120 000 Euro) über vier Jahre gefördert.
Auch das Stadtmarketing Hilden hat schon auf die zunehmende Online-Konkurrenz reagiert. Es hat ein Programm entwickeln lassen: Online informieren — vor Ort kaufen. Die Hildener Einzelhändler können sich und ihre Angebote dort kostenfrei im Internet präsentieren. 160 Händler sind mittlerweile in der Datenbank vertreten. Wie gut sie gefunden werden, haben die Händler selbst in der Hand. Je detaillierter sie ihr Angebot benennen, um so eher werden sie gefunden. Die Treffer werden auf einem Stadtplan angezeigt und enthalten Adresse, Öffnungszeiten und eine persönliche Ansprache mit Foto des Inhabers. Zum zum ersten Einkaufssonntag im Frühjahr (3. Mai) soll die Seite an den Start gehen.
einkaufen-in-hilden.de