FDP zweifelt an Gesamtschulkonzept
Die Entscheidung soll um ein Jahr vertagt werden, damit bis dahin zahlreiche offene Fragen geklärt werden können.
Haan. Den Beschluss über die künftige Schulstruktur in der Stadt Haan „für mindestens ein Jahr“ auszusetzen, beantragt die FDP-Fraktion für die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am kommenden Dienstag und zur Ratssitzung eine Woche später. Die Zeit soll genutzt werden, um alternative Lösungen zu prüfen, „die in der bisherigen Diskussion sowie in der Elterninformation und -befragung keine Rolle gespielt haben“. Es gelte, die Risiken für die Qualität des Schulstandortes gründlich zu bewerten und den Raumbedarf sowie die künftigen Investitionskosten sorgfältiger abzuschätzen. „Da gibt es eine Menge Ungereimtheiten“, fasste Fraktionschef Michael Ruppert gestern in einem Pressegespräch zusammen.
850 Haaner haben die Initiative von Doris Weidner und Andrea Birlenbach unterstützt, die Entscheidung zu verschieben. Die beiden Realschulmütter übergaben am Donnerstag die Listen im Rathaus an Bürgermeisterin Dr. Bettina Warnecke und die Erste Beigeordnete Dagmar Formella, in deren Zuständigkeit die Ressorts Schule und Finanzen fallen. Für die Bürger sind noch zu viele Fragen offen, als dass jetzt zum Schuljahr 2017/18 eine Gesamtschule eingerichtet wird und in der Folge die erfolgreich arbeitenden Hauptschule Zum Diek und Emil-Barth-Realschule auslaufend (bis zum Schuljahr 2021/22) aufgelöst werden.
Genau das ist ein Aspekt, den die FDP hinterfragt. Es sei nie nach einer Lösung für die Hauptschule gesucht worden, die durchaus gemeinsam mit Erkrath hätte weitergeführt werden können, merkte Michael Ruppert an. Möglichkeiten einer Sekundarschule seien nicht geprüft worden auch nicht die Entwicklung der Realschule zu einer Ganztagsschule. Und Ortsverbands-Vorsitzender Reinhard Zipper bezweifelte, dass die Stadt Haan genügend Schüler haben werde, um zwei gymnasiale Oberstufen (eine am Gymnasium, die andere an der Gesamtschule) betreiben zu können. Die Zahlen im Schulentwicklungsplan hält Michael Ruppert für diskussionswürdig.
Nach seinen Ermittlungen wäre mit der Einrichtung einer Gesamtschule die Dreizügigkeit des Gymnasiums höchst fraglich. Große Bedenken melden die FDP-Politiker bei den Angaben zum Finanzbedarf an. Laut Schätzungen der Verwaltung seien zum Start der Gesamtschul-Oberstufe bauliche Investitionen von rund 720 000 Euro nötig. „Das wird ein Vielfaches sein“, ist Ruppert überzeugt. Denn eine Gesamtschule brauche viele Räume für die Differenzierungsangebote. Das Schulzentrum Walder Straße werde derzeit mit einer Fünfzügigkeit in sechs Jahrgangsstufen betrieben. Eine Gesamtschule werde vierzügig in neun Jahrgängen sein. Außerdem: In einem früheren Innenstadt-Konzept war das Schulzentrum enthalten und damals nötige Sanierungskosten auf 13 Millionen Euro geschätzt worden. Haan sei eine Stadt in der Haushaltssicherung. 2020 spätestens muss der Haushalt ausgeglichen sein. Sonst droht der Nothaushalt. Werde von solchen Kommunen eine Gesamtschule freiwillig eingerichtet, so müsse die Kommunalaufsicht strenger hinsehen. Eine Stellungnahme des Kreises liege bisher nicht vor, stellt Ruppert fest. Er deutet auch an, Haan habe gegen das Schulgesetz verstoßen. Das schreibe vor, dass eine Kommune die eigene Schulentwicklungsplanung mit der der Nachbarstädte abstimmen müsste. Von Hilden gebe es keine Äußerung zu den Haaner Gesamtschulplänen. Im Übrigen sei die Schulentwicklungsplan „komplett quantitativ ausgerichtet“. „Das reicht nicht“, verlangt Ruppert auch qualitative Aussagen. Er schließt rechtliche Schritte gegen die Schulstruktur-Pläne nicht aus.