GAL-Vorsitzende Petra Lerch: „Hier gibt es zu wenig Bürgerbeteiligung“
Haan. Die Vorsitzende der GAL-Fraktion im Stadtrat, Petra Lerch, will basisdemokratischere Verhältnisse in Haan.
Frau Lerch, auch wenn die GAL in der Opposition ist, was sollte aus Ihrer Sicht politisch bis zur Kommunalwahl noch auf den Weg gebracht werden?
Petra Lerch: Wir können ja nur für gute Ideen werben, zum Beispiel für den weiteren Ausbau der U3-Betreuung. Denn es wird sich zeigen, dass das Betreuungsangebot weiter ausgebaut werden muss. Und wir halten das für einen wichtigen weichen Standortfaktor. Ein zweites wichtiges Thema ist für uns das Reduzieren des Flächenverbrauchs, das liegt uns sehr am Herzen.
Betrifft das auch die weitere Entwicklung des Technologieparks Haan?
Lerch: Ja, wir sind der Meinung, dass weder der zweite noch der dritte Bauabschnitt jetzt entwickelt werden müssen. Wir sehen da nicht die Dringlichkeit.
Das gilt ja auch für den Ausbau der Kreuzung „Polnische Mütze“?
Lerch: Der Ausbau ist nicht notwendig. Wir halten die Staus dort oben für ein Komfortproblem, das allein schon durch eine verbesserte Ampelschaltung entschärft werden könnte. Der Ausbau wird das Problem nicht lösen, wenn der Verkehr auf der Autobahn steht.
Wie steht die GAL zur Entwicklung der Innenstadt? Braucht Haan ein Einkaufszentrum?
Lerch: Dazu haben wir unterschiedliche Meinungen. Ein Teil von uns findet so ein Zentrum nach wie vor hilfreich, andere sagen, das wäre vor zehn Jahren gut gewesen. Ob es heute noch gut ist, bezweifeln sie. Ich glaube nicht, dass wir Käuferströme von außerhalb nach Haan locken werden. Aber die Innenstadt sollte auf jeden Fall den täglichen Bedarf decken. Einig sind wir uns in der strikten Ablehnung jeglicher Ausweitung des Einzelhandels an der Peripherie. Das macht die Innenstadt unattraktiv.
Hat sich die GAL an Ihre Rolle als Opposition gewöhnt?
Lerch: Wir sind diese Rolle leider gewohnt. Ich würde mir demokratischere Verhältnisse in Haan wünschen. Wir leiden zum Teil unter der Arroganz der Macht. Wenn unsere Ideen als gut befunden werden, die politische Mehrheit dann aber doch anders entscheidet, ist das schon frustrierend, aber kein Grund, CDU und FDP das Zepter alleine zu überlassen.
Was meinen Sie mit „demokratischeren Verhältnissen“?
Lerch: Hier gibt es zu wenig Bürgerbeteiligung, zu wenig demokratisches Verhalten. Viele Themen werden im Stadtrat nichtöffentlich behandelt, obwohl sie durchaus öffentlich diskutiert werden könnten. Das war für uns schon immer ein Ärgernis. Die Öffentlichkeit erfährt dann oft viel zu spät, was beschlossen wurde, und kann dann kaum noch zur Meinungsbildung beitragen. In meinen Augen ist das hochgradig undemokratisch.
Räumen Sie der neuen Wählergemeinschaft „Lebenswertes Haan“ Chancen auf Sitze im Stadtrat ein?
Lerch: Ich kann mir gut vorstellen, dass die Wählergemeinschaft es in den Stadtrat schafft. Das ist auch gut so. Wir setzen uns ja auch ständig für mehr Bürgerbeteiligung ein. Und die Bürger sind oft verärgert, weil sie das Gefühl haben, dass sie nicht ernst genommen werden.
Nervt Sie Frau Lukat, die Vorsitzende der neuen Wählergemeinschaft, mit ihren vielen Anträgen zu den politischen Ausschüssen?
Lerch: Wieso? Sie nervt mich überhaupt nicht.