Grüne messen Stickoxid-Werte in Hilden
Parteimitglieder befestigten an stark befahrenen Straßen Messdosen an Straßenlaternen.
Hilden. An der Ecke Benrather Straße / Berliner Straße versuchen fünf Personen eine weiße Dose mit rotem Deckel an einer Straßenlaterne zu befestigen. Sie stehen abwechselnd auf einer Klappleiter. Es ist windig, es nieselt und der morgendliche Schnee taut langsam weg. Kälte hat Kabelbinder spröde gemacht; mehrere brechen, bis die Dose am Laternenmast hält. Nach mehreren Anläufen verkündet Klaus-Dieter Bartel, Fraktionschef der Hildener Grünen: „Es ist vollbracht!“ Seine Mitstreiter lachen — unter ihnen Fraktionsgeschäftsführerin Martina Köster-Flashar, die Bürgermeister-Stellvertreterin Marianne Münnich nebst Ehemann, sowie Oliver Krischer, Mitglied im Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags.
Die unscheinbare Dose am Laternenmast ist ein Messgerät. Sie hat die Aufgabe, die Belastung von Stickoxiden zu ermitteln. In ihr befindet sich eine Chemikalie, die Abgase aus Dieselfahrzeugen binden kann. Seit knapp drei Jahren gibt es diese simple und kostengünstige Methode, deren Ergebnisse einer elektronischen Messung nicht nachstehen sollen. In Hilden kommt dieses Verfahren nun erstmalig zum Einsatz. Das Messgerät soll nicht nur einen Durchschnittswert für den Zeitraum von zwei Wochen liefern, sondern auch die Hildener Bevölkerung auf die Problematik hoher Abgaswerte, insbesondere von Dieselfahrzeugen, aufmerksam machen.
An zwei weiteren Straßen sollen bald Messgeräte installiert werden. Die Hildener Grünen ziehen die Walder Straße und die Ecke Richrather/Baustraße in Betracht. Diese Durchgangsstraßen stellen ihren Aussagen nach mögliche „Hotspots“ im Stadtgebiet dar. „Wir wählen Straßen, wo richtig viel Verkehr zusammenkommt“, meint Krischer.
„Die Messgeräte funktionieren simpel, können uns aber erste Hinweise liefern, wie es um die Luftverschmutzung in Hilden bestellt ist“. Der mittlere EU-Grenzwert für die Jahresbelastung durch Stickoxide beträgt 40 Mikrogramm/Kubikmeter. Zusätzlich sollte an maximal achtzehn Tagen pro Jahr innerhalb von einer Stunde ein Wert von 200 Mikrogramm/Kubikmeter nicht überschritten werden. „Wir bestimmen jetzt einen Durchschnittswert über zwei Wochen hinweg“, sagt Oliver Krischer.
„Liegt dieser Wert über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm/Kubikmeter, sollte Hilden handeln“. Nordrhein-Westfalen kam im Jahre 2016 nicht besonders gut weg: An 60 von insgesamt 127 Messstellen wurde der Jahresgrenzwert nicht eingehalten. Es gibt in Deutschland 95 Kommunen mit Überschreitungen — 33 davon liegen in NRW. Martina Köster-Flashar sorgt sich um die Anwohner, die in stark belasteten Straßenzügen leben: „Die Menschen müssen diese Abgase jeden Tag einatmen. An der Benrather Straße führen viele Schulwege vorbei — man kann also vom Kleinkind-alter an gefährdet sein“. Stickoxide werden als große Gefahr für die Gesundheit eingestuft. Sie können schwere Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen auslösen. Laut Angaben der Europäischen Umweltagentur sind jährlich mehr als 10 000 Todesfälle in Deutschland auf Verkehrsemissionen zurückzuführen. Die Hildener Grünen wollen „nicht mehr länger warten. Denn Warten ist das Problem“, sagt Bartel. „Initiativen wie unsere Messstationen sind wichtig, um das Bewusstsein zu wecken. Gerade in einer solchen Durchfahrtsstadt wie Hilden“.