Hilden stimmt über Begräbniswald ab
Die Mitglieder des Umweltausschusses beraten am 21. Februar über das Vorhaben.
Hilden. Die Bestattungskultur hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Inzwischen werden mehr Verstorbene in Urnen und pflegeleichten Gräbern bestattet als in klassischen Särgen und Grabstellen. Mit neuen Bestattungsformen wie Aschestreufeld (2005), Baumbestattungen (2009) und Kolumbarien hat die Stadt dieser Nachfrage Rechnung getragen — und ist damit sehr erfolgreich. „Im Gegensatz zu vielen anderen kommunalen Friedhöfen sind die Beisetzungszahlen in Hilden in den vergangenen Jahren angestiegen“, berichtet Ulrich Hanke, Leiter des Zentralen Bauhofs. Rund 610 Verstorbene werden pro Jahr auf den drei städtischen Friedhöfen beigesetzt. Zum Vergleich: Vor 18 Jahren waren es knapp über 500.
In den nächsten Jahren rechnet Hanke jedoch mit deutlich weniger Bestattungen. Dann müssten die Friedhofsgebühren steigen, weil die Kosten auf weniger Nutzer verteilt werden. Deshalb versucht die Stadt, ihre Friedhöfe konkurrenzfähig und attraktiv zu halten. Jüngster Vorschlag: ein Begräbniswald auf dem Nordfriedhof. Darüber berät der Umweltausschuss am 21. Februar ab 16 Uhr im Bürgerhaus Mittelstraße 40. Die Sitzung ist öffentlich, interessierte Bürger können teilnehmen.
Bürgermeisterin Birgit Alkenings reagiert mit ihrem Vorschlag auf einen Antrag der Friedwald GmbH. Das Unternehmen möchte in einem Waldstück bei Haus Horst, das zum Schlosshof Garath gehört, einen Naturfriedhof eröffnen. Es wäre der erste in der Region. „Die Nachfrage in der Region Düsseldorf ist sehr hoch“, sagt Renate Knauf von Friedwald. Die nötige Zustimmung der Stadt Hilden will die Firma mit einer Umsatzbeteiligung honorieren.
Im November stellte das Unternehmen der Politik sein Vorhaben vor. Der private Friedwald wäre nicht nur eine Konkurrenz für die städtischen Friedhöfe, sondern birgt auch ein wirtschaftliches Risiko. Die Firma bietet eine Liegezeit von bis zu 99 Jahre an (städtische Friedhöfe 15 bis 20 Jahre). Wenn das Unternehmen zahlungsunfähig würde, müsste die Stadt die eingegangenen Verträge erfüllen und den Friedwald so lange wie versprochen weiterbetreiben.
Die Bürgermeisterin schlägt deshalb vor, selbst einen Naturfriedhof anzubieten. Am Rande des Nordfriedhofs gebe es eine rund 1200 Quadratmeter große, geeignete Fläche mit Bäumen. Sie steht sofort zur Verfügung und könnte für rund 16 000 Euro als Begräbniswald hergerichtet werden: natürlicher Waldboden, Weg aus Rindenmulch, Urnenbestattung zwischen den Baumwurzeln. Die Grabstellen werden nur mit einer Nummer am Baum markiert.
Das Ergebnis sei nicht mit dem zu vergleichen, was die Friedwald GmbH anbietet, räumt Ulrich Hanke ein: „Wir könnten aber testen, wie das neue Angebot angenommen wird.“ Stimmt die Politik zu, könnte der neue Begräbniswald auf dem Nordfriedhof im ersten Halbjahr 2019 zur Verfügung stehen. Nach vorläufigen Berechnungen würde der Erwerb des Nutzungsrechtes 703 bis 1050 Euro kosten, die Grabbereitung 120 Euro und der Unterhalt 520 bis 610 Euro.
Mit der Strategie, neue Begräbnis-Formen anzubieten, ist die Stadt bislang sehr erfolgreich gewesen. Das erste Kolumbarium ist bereits ausgebucht, ein zweites schon errichtet. Die Felder für Baumbestattung sind ständig erweitert worden. Trotz Kostensteigerung konnte die Stadt die Friedhofsgebühren in den vergangenen Jahren stabil halten. Für dieses Jahr wurden sie sogar leicht gesenkt.