Bauprojekt in Gruiten Backhaus als Treffpunkt und Touristenmagnet
Haan · Ende 2024 sollen in dem Gebäude nahe dem „Haus am Quall“ die ersten Brote entstehen. Der symbolische Spatenstich läutete die nächste Phase für das Vorhaben ein. Rund 100.000 Euro wird das Ganze kosten.
Pünktlich zum 11-Uhr-Glockenschlag von St. Nikolaus bewaffneten sich Bürgermeisterin Bettina Warnecke, Claudia Köster vom Förderverein „Haus Am Quall“ und Architekt Wolfgang Wahle am Samstag mit den Spaten – und lockerten die feuchte Wiese auf dem Dorfanger zumindest schon einmal etwas auf. Demnächst wird an dieser Stelle ein etwas tieferes Loch entstehen – denn die Bauarbeiten für das geplante Gruitener Backhaus stehen nun praktisch unmittelbar bevor: Erst starten die Aushubarbeiten, dann kommen die Bodenplatte und schließlich das Sockelmauerwerk. Das alles soll noch in diesem Jahr passieren.
Am Samstagvormittag wurde aber erstmal gefeiert: Auf den Spaten- folgte, dem Ereignis angemessen der Fassanstich, die rund 50 Gäste ließen sich Schnittchen schmecken – mit Recht, denn schließlich liegt eine Menge Vorarbeit hinter dem Förderverein: Am Anfang hatte die Erkenntnis gestanden, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus Am Quall schon vor 350 Jahren ein Backhaus gestanden hatte, um die Dorfbevölkerung zu versorgen. Das sparte damals Energie und Arbeit für die einzelnen Bewohner – und verringerte auch die Brandgefahr in den Fachwerkhäusern des Ortes.
Corona bremste
die Backhaus-Planung aus
Vor vier Jahren fiel dann der Entschluss, ein solches Haus an fast gleicher Stelle im historischen Stil wieder zu errichten – mit Fachwerk, einem vier mal vier Meter großen Innenraum, einem kleinen Ziegelanbau, und alles erreichbar durch eine stilechte Tür aus dem 18. Jahrhundert. Das Ziel: Den Weg des Korns bis zum fertigen Brot allen Besuchern, vom Kita- und Schulkind über Teilnehmer von Volkshochschulkursen bis zum Touristen, erlebbar zu machen – und durch wiederkehrende Backtage auch einen Treffpunkt zu schaffen. Kurzum: „Ein Backhaus für Jedermann und ein Magnet“ solle es werden, betonte Claudia Köster vom Förderverein „Haus Am Quall“ vor den Gästen.
Allerlei rechtliche Fragen waren zu klären. Dann bremste Corona die Planungen für das städtische Grundstück vorübergehend aus. Und schließlich braucht es eben vor allem Geld: Knapp 100 000 Euro, so die rund zwei Jahre alte Kalkulation, soll das Vorhaben kosten. Die ersten 2500 Euro ergatterte der Förderverein durch den Heimatpreis, den die Stadt Haan im Jahr 2022 für die Projektidee vergab. Damit allein wäre man freilich noch nicht allzu weit gekommen.
Die Spendendose darf weiterhin fleißig gefüttert werden
Doch inzwischen haben private Förderer und Unternehmen insgesamt 50 000 Euro zugesagt – der erhoffte Anschub. Und die Spendendose in Form eines Modells darf nach dem Willen der Planer weiterhin fleißig mit Geld gefüttert werden. Viel Eigenleistung wollen die Mitglieder des Vereins in das Backhaus stecken, Firmen haben zudem ihre Unterstützung zugesagt.
Und auch, wenn der Bau fertig ist, wartet Arbeit auf tatkräftige Helfer aus der Bevölkerung: Die sollen schließlich gemeinsam den Ofen anfeuern, Teig kneten und saubermachen. Bäckermeister haben sich laut Verein bereits gemeldet, um ihre Fähigkeiten einzubringen. „Danke, dass Sie dieses Projekt mit soviel Liebe verfolgen“, lobte Bettina Warnecke die Initiatoren. Wenn alles nach Plan läuft, sollen im Backhaus Ende 2024 die ersten Brote entstehen.
Eigenleistung stand beim Förderverein Haus Am Quall von Beginn an weit oben auf der Aktivitätenliste. Als die Stadt Haan sich von dem Baudenkmal trennen wollte, weil die Stadtkasse für die fällige Sanierung kein Geld hergab, sprangen engagierte Bürger in die Bresche, übernahmen das Haus und investierten viel Geld und noch mehr Mühe in die sachgerechte Sanierung. Der Verein kümmert sich um die Pflege des Hauses, organisiert die Vermietung der Räume, die von der Stadt Haan auch als Trauzimmer gewidmet sind.
Nach dem Bau eines Brunnens im Garten des Hauses Am Quall gab es unfreiwillig viel Arbeit: Das Hochwasser im Juni 2021 überschwemmte nicht nur große Teile des historischen Dorfes, sondern flutete auch das Kellergeschoss des Baudenkmals. Die schmutzigbraunen Wassermassen zerstörten unter anderem die Küche, die zusammen mit diverser Technik erneuert werden musste.
Ein Arbeitskreis des Vereins arbeitete sich vor Jahren tief in die Geschichte des Kalkabbaus in Gruiten ein, organisierte bereits zweimal eine Ausstellung, gab eine Broschüre heraus.