Gruitener Archive öffnen Türen für Besucher
Sonderausstellung am 21. und 22. Mai im Gemeindehaus.
Gruiten. In verstaubten Ordnern blättern? Sich durch langweilige Bilder quälen? Von wegen! Wenn der Gruitener Geschichtsstammtisch sein Archiv öffnet, darf mal wieder in der Dorfgeschichte gestöbert werden. Und die ist alles andere als muffig und altbacken. Im Gegenteil: Wer Zeit, Muße und Leidenschaft mitbringt, wird hineingezogen in die Jahrhunderte mit all ihren Licht- und Schattenseiten.
Dass so etwas überhaupt möglich ist, verdanken die Gruitener Hobbyhistoriker vor allem einem: Fritz Breidbach. Vermutlich auch, um die Kriegswirren hinter sich zu lassen, stürzte sich der Heimatforscher über Jahrzehnte hinweg in die Lokalgeschichte. Bis zu seinem Tode in den 1970er Jahren hatte Breidbach so einiges zusammengetragen. Zuvor hatte er noch sein populärstes Werk veröffentlicht: Gruiten — Dorf an der Düssel. „Das ist die Gruiten-Bibel, die immer noch in vielen Bücherregalen zu finden ist“, weiß Lothar Weller. Einst selbst zugezogen, war die Lektüre besagten Werkes für den Sprecher des Geschichtsstammtisches quasi die Initialzündung, um selbst in die Lokalgeschichte abzutauschen.
Noch immer haben er und seine Mitstreiter vom Stammtisch alle Hände voll zu tun, um Breidbachs Nachlass zu sichten und zu digitalisieren. Beinahe 70 Ordner und Tausende Dias sind schließlich eine große Herausforderung. „So alt kann ich gar nicht werden, um das alles zu sichten“, kommentiert Weller schmunzelnd eine Mammutaufgabe, die er sich seit Jahren zur Passion gemacht hat. Zum Auftrag, den Nachlass angemessen zu verwahren, gehört im Übrigen auch, besagte Archive regelmäßig für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von einer lästigen Pflichtaufgabe kann jedoch keine Rede sein. Und wer vorbeischauen möchte, wird zuweilen überrascht sein.
Es gibt wunderbare Aufnahmen in Schwarz-Weiß und kolorierte Erinnerungen an alte Zeiten zu bestaunen. Hinzu kommen unzählige Geschichten von anno dazumal, als es noch „die da oben“ an der Station gab — und die Dörfler, die dem geschäftigen Treiben rings um den Bahnhof zuweilen misstrauisch zuschauten. Am Wochenende waren viele Spaziergänger im Örtchen unterwegs. Mittendurch fährt seit 175 Jahren die Bahn, der diesmal eine Sonderausstellung gewidmet ist. Samstag und Sonntag, 21. und 22. Mai, jeweils von 14 bis 17 Uhr im Saal des Gemeindehauses, Prälat-Marschall-Straße 60.