Haupt- und Realschule in Haan Real- und Hauptschule schließen

Haan · Am Montag hat das zweite Schulhalbjahr in NRW begonnen. Für die Lehrer und Schüler von zwei weiterführenden Schulen in Haan bedeutet das auch, dass zum Ende des Schuljahres ganz Schluss ist.

Miles Deutmarg (vorne) und seine Mitschülerinnen Chiara (links) und Lina gehören zum letzten Jahrgang der der Emil-Barth-Real-Schule. Am 17. Juni sagt die Schule nach 112 Jahren „Tschüss“ - mit einer Abschiedsfeier.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Miles Deutmarg, Chiara Genovese und Lina Sayad packen ihre Mathebücher ein und verlassen den Klassenraum. Auf dem Flur der Emil-Barth-Realschule ist es erstaunlich ruhig. Nur ältere Schüler sind zu sehen, jüngere Kinder sucht man hier vergeblich. Für die Schüler der Emil-Barth-Realschule hat das zweite Schulhalbjahr begonnen. Es ist das letzte, das allerletzte für Schüler wie Lehrer.

Die vergangenen Schuljahre an der Emil-Barth-Realschule waren für Schüler wie Lehrer ganz besonders – nicht nur aufgrund von Corona. Als Miles Deutmarg vor über sechs Jahren von seinen Eltern für die weiterführende Schule angemeldet wurde, stand schon fest, dass es nach dem Jahrgang keine neuen mehr geben würde. Was das so recht bedeutete, wusste er damals noch nicht. „Es waren außergewöhnliche Jahre“, sagt der Zehntklässler. „Doch ich freue mich auch auf die Zukunft, denn ich mache eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann.“ Als Miles, Lina und Chiara damals in der fünften Klasse gestartet sind, waren noch andere Klassen über ihnen. Jahr für Jahr hat ein Abschlussjahrgang dann die Schule verlassen, neue Schüler kamen hingegen nicht.

In Hochzeiten waren es einmal 650 Kinder an der Realschule, im letzten Abschlussjahrgang sind es jetzt noch 82. Auch die Zahl des Lehrerkollegiums ist stetig geschrumpft. „Mit jedem Abschlussjahrgang verabschieden wir nicht nur Schüler, sondern auch etwa fünf Lehrer“, berichtet Martina Wirtz. Seit 24 Jahren unterrichtet sie an der Emil-Barth-Realschule, seit 16 Jahren ist sie in der Schulleitung tätig, im vierten Jahr leitet sie die Schule nun kommissarisch allein. Von den etwa 50 Lehrpersonen, sind nur noch neun an der Schule tätig – viele davon arbeiten schon jetzt zweigleisig, sie arbeiten zum Teil an der Emil-Barth-Realschule, zum Teil der Realschule, an die sie nach der Schließung ganz wechseln werden.

Kollegen gehen in Ruhestand
oder in andere Schulen

„Alle Kollegen, die im Sommer nicht in den Ruhestand gehen, sind bereits in eine andere Realschule im Kreis Mettmann oder nach Wuppertal oder Düsseldorf versetzt worden – auf jeden Fall wohnortnah“, berichtet Wirtz.

Das kennt auch Detlef Jörges, kommissarischer Schulleiter der Hauptschule „Zum Diek“, denn seiner Schule steht das gleiche Schicksal bevor. Die Hauptschule ist ebenfalls im Anbau des Schulzentrums an der Walder Straße untergebracht. In der Realschule sind es noch zwei Klassen mit insgesamt 42 Kindern, die zum Ende des Schulhalbjahres ihren Abschluss machen. Anders als an der Realschule unterrichtet nach der Schließung ein Großteil des Hauptschul-Lehrerkollegiums an der Gesamtschule weiter. Räumlich ändert sich dadurch nicht viel, denn auch die Gesamtschule ist Teil des Schulzentrums. „Das macht es für viele einfacher“, erklärt der kommissarische Schulleiter Detlef Jörges. 2015 kam er an die Hauptschule nach Haan, zuvor hat er schon zwei Auflösungen von Hauptschulen mitgemacht – die Schulform ist ein Auslaufmodell in NRW. Auch Jörges wird an der Haaner Gesamtschule weiter unterrichten. „Das wird meine letzte Station sein, denn in drei Jahren gehe ich in Pension“, erklärt der Hauptschullehrer. Auch wenn der Schulbetrieb bald eingestellt wird, schätzt Jörges die kleine Schülerzahl. „Dadurch ist auch ein besseres Verhältnis zu den Schülern möglich. Gerade jetzt in der zehnten Klasse, wo es auch um die Lehrstellen geht, können wir jedem Schüler eine Einzelfallbehandlung anbieten.“

Beide kommissarischen Schulleiter betonen aber auch, dass eine Schulschließung auch eine Herausforderung darstelle. Gerade jetzt zum Beginn des letzten Schulhalbjahres werde bewusst, dass die Planungen etwa für die Abschlussprüfungen, Entlassungsfeiern und Schulverabschiedungen, dies auch die letzten seien. „Ich gehe mit der Schule in den Ruhestand. Da wird das Gefühl im Bauch immer mulmiger“, erklärt Martina Wirtz. „Es kommt ein Ende, ein Leben ohne Emil-Barth-Realschule, für mich ein Leben ganz ohne Schule, das ich mir noch gar nicht vorstellen kann.“ Am 17. Juni heißt es dann endgültig Abschied nehmen.