Haan: Hilfe - Kleiner Kredit für den Notfall
Mit einer so genannten Überbrückungshilfe will der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) bedürftigen Menschen schnell und unbürokratisch helfen, wenn das Geld zum Leben nicht mehr reicht.
Haan. Mehr als 300 Berechtigungsausweise für die Haaner Tafel wurden in den vergangenen zwei Jahren ausgestellt. Etwa 100Frauen und Männer kommenden zur wöchentlichen Lebensmittelausgabe. Sie leben am Existenzminimum, müssen sich jeden Euro genau einteilen. Eine kaputte Waschmaschine, neue Schulbücher - oft müssen sie Rechnungen bezahlen, mit denen sie nicht gerechnet haben.
Diese unvorgesehenen Kosten kann ihnen niemand abnehmen. Aber sie können im kommenden Jahr beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Haan eine kleine Unterstützung erhalten, eine so genannte Überbrückungshilfe.
"Das ist kein Geld fürs tägliche Leben", sagt Marion Beckershoff, die das Projekt angestoßen hat und auch die Haaner Tafel betreut. Es soll vielmehr finanzielle Lücken stopfen, die die Menschen mit ihren rund 350Euro im Monat nicht füllen können.
Chronisch Kranke, die von Hartz IV leben, müssen beispielsweise ihre Medikamentenbefreiung vorstrecken. "Das sind etwa 43Euro und mehr als zehn Prozent ihre Einkommens", sagt Beckershoff. "Das kann kaum einer bezahlen, das ist unmöglich." Schließlich verfügen Hartz-IV-Empfänger nur über ein so genanntes Guthaben-Konten. Dispokredite beispielsweise werden ihnen nicht gewährt.
Deshalb will der SKFM kleine finanzielle Hilfen bis etwa 100Euro leisten. "Die Summe kann dann in kleinen Raten ohne Zinsen zurückgezahlt werden", sagt Beckershoff. Etwa fünf Euro im Monat wären denkbar. Und: "Menschen, die das Geld in Anspruch nehmen, es aber nicht zurückzahlen, wenn so lange von dem Projekt ausgeschlossen, bis sie es zurückgezahlt haben."
Gut ein Jahr hat der SKFM an der Überbrückungshilfe getüffelt. Unentgeltliche Unterstützung kam von dem Haaner Rechtsanwalt Volker Görnandt. "Dafür war viel Schriftverkehr notwendig", sagt Marion Beckershoff, denn es war unter anderem die Zustimmung der Bundesfinanzaufsicht notwendig. "Wir machen das jetzt so offiziell, damit es andere Träger in anderen Städten ganz einfach nachmachen können."
Mit 10000 Euro will Marion Beckershoff starten. 3000Euro gibt die katholischen Kirchengemeinde, der Rest muss aus Spenden zusammenkommen. Beckershoff: "Wir überlegen noch, wie wir das publik machen. Aber wahrscheinlich wird es sich schnell rumsprechen."
Dass die Tafel jedes Jahr vor Weihnachten gefüllte Päckchen für ihre Kunden entgegennimmt, wissen inzwischen viele Menschen in Haan. Mitte der Woche waren es gut 500 Päckchen, die sich in den Räumen des SKFM getürmt haben.
Liebevoll verpackt waren sie in den vergangenen Wochen von zahlreichen Haaner Bürgern, darunter auch Schülern der Don-Bosco-Schule und Mitgliedern der UWG, abgegeben worden. "Das war sehr wertschätzend", sagt Marion Beckershoff und lobt die Geschenke, die Auswahl und die Art der Verpackung.