Haan ist Wasserhauptstadt
Am Samstag wurde in der Gartenstadt der Deutsche Verband der Wassersommeliers gegründet.
Haan. Zum Wasser existiert der Plural Wässer, den vor nicht allzu langer Zeit niemand benutzte. Denn schmeckte ein Wasser nicht immer wie das andere? „Weit gefehlt“, sagt Manfred Mödinger, der eigens aus Siegsdorf nach Haan gereist ist, um am Samstag als Gast der Haaner Felsenquelle den „Deutschen Verband der Wassersommeliers“ zu gründen.
Manfred Mödinger spricht vom Wasser als Kulturgetränk, das häufiger getrunken werde als Bier. 130 Liter schluckt der Deutsche im Durchschnitt — nur leider wisse er nicht viel über das, was er da trinke.
Nachdem 2004 der Biersommelier ins Leben gerufen wurde, kam vor zwei Jahren der Gedanke auf, dem Wasser die gleiche Ehre zukommen zu lassen.
Im vergangenen Frühjahr fand erstmals ein zweiwöchiges Seminar statt, bei dem sich Feinschmecker auf gänzlich neue Weise ans Nass herantasteten. Einzige Zugangsvoraussetzung: Man muss schon 2000 Euro auf der hohen Kante haben und bereit sein, sie in das Seminar zu stecken.
Dem Teilnehmer winke freilich auch ein Gewinn, sagt Mödinger, denn er könne sich die Kenntnisse in der Gastronomie bezahlen lassen.
Für die neu gegründete Union der Wasserspezialisten stellt sich nun die Aufgabe, Fachkreise für den Wert des Wassers oder eben der Wässer zu sensibilisieren. Martin Sons ist da schon auf dem richtigen Weg. Im Frühjahr noch unbedarfter Seminarteilnehmer, wurde er jetzt zum 2. Vorsitzenden des Bundes gewählt. Die Verkostung sei gar keine so leichte Sache, sagt er: „Ich wusste zuvor gar nicht, dass Magnesium einen leicht bitteren Geschmack erzeugt.“
Dem frisch gewählten 1. Vorsitzenden Torsten Henkels von der Haaner Felsenquelle erging es nicht anders. Bei der Blindverkostung am Samstag verwechselte er Wasser aus dem eigenen Hause mit einem San Pellegrino. Bleibt der Trost, dass es am Jahrgang gelegen haben könnte.
Als Wasserpapst lächelt Manfred Mödinger gütig über die Patzer der Nachwuchsriege. Schließlich steckt seine Wissenschaft noch in den Kinderschuhen. Wichtig sei zunächst, dass man erst einmal die Vielfalt anerkenne. Die sei in Deutschland weltweit einmalig. Ebenso einmalig ist der Wassersommelier. So etwas gebe es sonst nirgends, „es sei denn ein selbst ernannter“, so Mödinger.
Selbst ernannt ist allerdings auch die neue Sommelier-Union, doch hat sie ihr Tun am vergangenen Samstag wenigstens schon mal auf die festen Füße einer Vereinssatzung gestellt. Danach gibt es den Vorstand ebenso wie die Jahreshauptversammlung — und obendrein natürlich die Hoffnung, dass die gute Sache nicht allzu schnell verwässert wird.