Haan muss mehr Kita-Plätze bieten
132 Eltern musste das Jugendamt eine Absage erteilen. Im Rat wurden neue Elternbeiträge beschlossen.
Haan. Am 26. Februar war Bewerbungsschluss für Plätze für das neue Kindergartenjahr. 132 Eltern haben eine Absage erhalten, berichtet Christoph Tober vom Jugendamt im Stadtrat: „Etwa jeweils die Hälfte für Plätze unter und über drei Jahren.“ Als die Zahl genannt wurde, ging ein Raunen durch den historischen Sitzungssaal des Rathauses. Allen Stadtverordneten war schlagartig klar, dass die Kommune rasch weitere Betreuungsplätze schaffen muss. Denn die Eltern haben einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer Kinder von 0 bis sechs Jahre.
Christoph Tober, Jugendamt
Es fehlen aber nicht 132 Kita-Plätze, stellte Tober klar: „Unter den Bewerbern sind auch Eltern von außerhalb. Sie haben keinen Anspruch auf einen Platz in Haan. Deshalb liegt der Bedarf auf jeden Fall nicht im dreistelligen Bereich.“
Die Eltern, die eine Absage bekommen haben, sollten sich im Jugendamt melden und mitteilen, ob sie woanders eine Betreuung gefunden haben oder ob sie auf jeden Fall einen Kita-Platz brauchen. Das Jugendamt will gemeinsam mit den Kindergärten versuchen, zusätzliche Betreuungsplätze zu mobilisieren. Mädchen und Jungen von 3 bis 6 Jahren sind in Haan gut versorgt (Bedarfsdeckungsquote 102,3 Prozent). Ganz anders sieht es bei den unter Dreijährigen aus. Dort haben nur 38,2 Prozent der Kinder einen Betreuungsplatz. Gewünscht wird dies aber von 60 Prozent der Eltern.
Das bedeutet, dass in Haan rund 78 Plätze fehlen. Alle Fraktionen im Stadtrat waren sich einig, dass sie zügig diskutieren müssen, wie und wo möglichst schnell weitere Kita-Plätze geschaffen werden können. Klar ist schon jetzt: Das wird zusätzlich viel Geld kosten — Geld, dass die klamme Gartenstadt nicht hat. Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ist für die Stadt Haan ein Zuschussgeschäft. In diesem Jahr wendet die Gartenstadt dafür fast 4,4 Millionen Euro aus dem Stadtsäckel auf. Die Elternbeträge mit 1,03 Millionen Euro machen gerade einmal 16,6 Prozent der Gesamtkosten aus.
Deshalb hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, die Eltern an der Finanzierung stärker zu beteiligen. Die neue Beitragssatzung tritt am 1. August in Kraft. In der neuen Beitragsstaffel gibt es zwei weitere Stufen: 87 000 bis 100 000 Euro und über 100 000 Euro Familieneinkommen. Damit werden vor allem die Gutverdiener belastet. Gehen Geschwisterkinder in die Kita, zahlt nur ein Kind, eines ist frei. Geht ein Geschwisterkind in die Kita und eines in die Offene Ganztagsschule, muss ab 1. August der volle Kita-Beitrag und der halbe OGS-Beitrag gezahlt werden, erläutert Tober: „Jetzt ist es umgekehrt.“ Gehen die Geschwister beide in die OGS, wird für das erste Kind nach wie der volle und für das zweite nach wie vor der halbe Beitrag fällig. Diskutiert worden war, das zweite Kind gratis zu betreuen. Das wurde verworfen. Mit der neuen Beitragssatzung erhofft sich die Stadt Haan Mehreinnahmen von rund 270 000 Euro im Jahr, sagt Kämmereileiterin Doris Abel.