Kinder kämpfen für ihren Spielplatz
Bruchhauser Kamp: Anwohner werfen Verwaltung vor, Fakten geschaffen zu haben.
Hilden. Der Bagger kam am 15. Februar um 14.03 Uhr. Ohne Vorwarnung für die Anwohner. Auch Spielplatzpatin Giseltraud Marhofen hatte keine Information bekommen. Eine Nachbarin konnte gerade noch ein Foto machen. Der Greifer machte die Burg von Julius, 8, und Finn, 8, und den anderen Kindern platt: „Da konnte man rutschen, klettern, sich an einem Seil runterhangeln — einfach alles.“ Dass die Stadtverwaltung vollendete Tatsachen schafft, macht seither die Runde im Viertel. Denn nur fünf Tage zuvor gab es im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats eine Sitzungsvorlage, in der es über den Spielplatz Bruchhauser Kamp heißt: „Durch fehlende beziehungsweise abgängige Spielgeräte ist die satzungsgemäße Nutzung derzeit stark eingeschränkt.“ „Diesen Zustand wollte man wohl mit aller Gewalt herstellen“, schnaubt ein Anwohner.
Marion Buschmann, CDU
Das weist Baudezernentin Rita Hoff entschieden zurück: „Die Demontage der Spielkombination… ist das Ergebnis einer turnusmäßigen Kontrolle. Bei dieser wurde festgestellt, dass die Sicherheit des Geräts nicht mehr ausreichend gewährleistet ist.“ Dies habe nichts mit dem geplanten Bauprojekt auf den 800 Spielplatz-Quadratmetern zu tun. Doch das glaubt ihr und der Verwaltungsspitze kein Anwohner mehr. Mindestens 80 Anwohner haben am Samstag drei „Apfelbäumchen der Hoffnung“ gepflanzt. Auf jeder der drei Flächen, die sie ab sofort zu verteidigen gedenken. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Hilden unterstützt sie. An der Overbergstraße sehen die Nachbarn eine Frischluftschneise für ganz Hilden in Gefahr. Außerdem sei die Feuchtwiese ein Überschwemmungsgebiet für den Garather Mühlenbach. BUND-Sprecher Dieter Donner bietet der Stadt an, andere Grundstücke für sozialen Wohnungsbau zu benennen.
Bis sie über ihr eigenes Ungeschick stolperte, hatte die Verwaltung gute Argumente. Weil in Hilden preiswerte Wohnungen fehlen — und die Nachfrage durch Flüchtlinge mit bewilligtem Asyl rasch steigen wird, hatte jemand im Rathaus die Idee, städtische Grundstücke zu prüfen. Wo können rasch Sozialwohnungen gebaut werden? In der Ratssitzung am 16. März wird die Verwaltung den Blick der Kommunalpolitik auf drei Grundstücke lenken: den Spielplatz am Bruchhauser Kamp, die Grünfläche an der nahen Overbergstraße und eine Grünfläche nördlich der Hochdahler Straße 231. Die städtische Wohnungsgesellschaft WGH könnte darauf 35 Sozialwohnungen bauen. Alle Grundstücke sind komplett erschlossen: Strom, Wasser, Abwasser und Gas — alles schon da. Der Rat soll am 16. März beschließen, die Bebauungspläne für die drei Grundstücke zu ändern. Eine Bürgeranhörung gehöre zu solch einem Verfahren dazu, sagte CDU-Fraktionschefin Marion Buschmann — sie wohnt im Viertel — den Bürgern. „Es gibt keinen Grund, schon jetzt die Emotionen hochkochen zu lassen. Noch ist ja gar nichts entschieden.“