Die Asyldörfer in Hilden werden langsam Wirklichkeit
Der Standort bei der Firma von der Linde ist unter Dach und Fach. Die Stadt hat ihn vorgestern gekauft. Dort sollen 200 Flüchtlinge leben.
Hilden. Der Schalbruch Anfang März: Bagger stehen auf dem ehemaligen Bolzplatz bereit, aber erst müssen die Erdarbeiten erledigt werden. Im Moment verlegen Arbeiter Telefon- und Gasleitungen. Ab April sollen dort Container für bis zu 200 Flüchtlinge stehen und die ersten auch schon bezogen werden. Auch der zweite Asyl-Standort im Norden, das ehemalige Gebäude der Firma von der Linde, ist in trockenen Tüchern.
Vorgestern haben die Stadt und Ulrich von der Linde den Vertrag unterzeichnet. Bei einer Info-Veranstaltung zum Standort Schalbruch hatten Anwohner zahlreiche Einwände geäußert: Kitas, Schulen sowie Spielplätze seien in der Nähe und die benachbarten Einfamilienhäuser könnten an Wert verlieren. Außerdem wurde deutlich, dass die Hildener allein reisende junge Männer aus einem anderen Kulturkreis nicht in ihrer Nachbarschaft haben wollen. Einwanderer aus dem nordafrikanischen Raum werden gar nicht mehr in die Städte weitergeleitet, sondern von Landeseinrichtungen festgehalten, so Sozialdezernent Reinhardt Gatzke damals.
Das Dorf werde „gemischt“ belegt. In diesem Jahr hat es noch gar keine Regel-Zuweisungen von Asylbewerbern an Hilden gegeben. „Jetzt sind die Großstädte dran“, sagt Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt. Wann und wie viele kommen, sei aber völlig offen. Die Container, die jetzt am Schalbruch aufgestellt werden, kommen von einem Lieferanten aus Deutschland; er lässt in der Türkei fertigen und direkt am Ort aufbauen. Danscheidt: „Wir können dabei also zuschauen.“ Dieselbe Firma wird nun auch die Fertigbau-Container für den Standort Breddert realisieren. Dort sollten längst Unterkünfte stehen, jedoch erwies sich der Lieferant mit Sitz in Dubai als real nicht vorhanden.
Er hat inzwischen dreimal die Adresse gewechselt, hier klagt die Stadt auf Schadenersatz. Was bisher am Breddert gebaut wurde, muss wieder abgerissen werden, weil die neuen Container von anderer Machart sind. „Deshalb können wir auch nicht erst den Breddert und dann den Schalbruch bestücken“, erklärt Danscheidt. Auch würden beide Asyldörfer unterschiedlich beheizt. Sie sollen sich jeweils für bis zu 200 Asylsuchende eignen. Das gilt auch für den Standort von der Linde. Dort gibt es zusätzlich Platz für eine Außenstelle des Sozialamts, „ideal“, nennt Gatzke das. Das Projekt ist ähnlich teuer wie ein Containerdorf, 1,2 Millionen Euro Anschaffungs- beziehungsweise Investitionskosten stehen im Raum. Container haben jedoch nur eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren, während das Linde-Gebäude als nachhaltige Investition gilt.
Die Idee, das Gelände als Flüchtlingsunterkunft herzurichten, hatte der Hildener Unternehmer Manfred Kluth. Er wollte kaufen, umbauen und dann an die Stadt vermieten — und wirft der Stadtspitze vor, ihm in die Parade gefahren zu sein. „Als praktisch alles klar war, sind Sie auf den Gedanken gekommen, selbst kaufen zu wollen“, sagte er bei der erwähnten Info-Veranstaltung, bei der er der Verwaltung unlauteres Vorgehen vorhielt. Das weisen sowohl Danscheidt als auch der bisherige Eigentümer selbst zurück. „Die Verträge mit Herrn Kluth waren weit fortgeschritten“, so von der Linde, „aber letztendlich konnten wir uns nicht einigen.“ Während der Verhandlungen sei aber niemand von dritter Seite dazwischen gegangen, so der Firmenchef.