Haaner Radler stoßen auf Barrieren
Zum ersten Mal nimmt Haan an der Aktion „Stadtradeln“ teil. Unser Autor hat mit dem ADFC die Radfahrstrecken getestet.
Haan. Diese Durchschnittsnote würde bei Schülern die Versetzung gefährden: Mit einer 4,4 schnitt Haan beim „Fahrradklimatest“ des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) im Jahr 2016 ab — und landete damit in der Kategorie der Städte unter 50 000 Einwohnern auf einem der hinteren Plätze. Während die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Rad für Pluspunkte sorgte, tadelten die Befragten besonders die schlechte Führung an Baustellen.
Am Samstag — dem Tag, an dem das „Stadtradeln“ in Haan startete — wollte ich genau wissen, wie es um die Gartenstadt in puncto Radfahren bestellt ist, und habe mich auf meinen Drahtesel geschwungen. Gesellschaft leisteten mir zwei Experten: Reinhard Groß, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe Haan, und Jörg-Uwe Pieper, sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt und Verkehr.
Gemeinsam stoßen wir am Ende des Panoramaradweges Niederbergbahn auf eine erste Hürde. Mit gut und gerne 70 Stundenkilometern sausen die Autos in Höhe der Bushaltestelle Thienhaus vorbei — über die Elberfelder Straße, die wir überqueren müssen. „Hier muss unbedingt eine Querungshilfe hin“, fordert Groß, während wir auf eine Lücke im Verkehr warten, um zum nächsten Radweg zu gelangen. Doch die Umsetzung wird teuer: „Es gab einen Voranschlag über 30 000 Euro, die Gesamtsumme würde aber über 100 000 Euro liegen“, erklärt Jörg-Uwe Pieper. Im Herbst werde sich der Finanzausschuss des Themas annehmen.
Reinhard Groß spricht einen weiteren Wunsch an: „Der Start- und Endpunkt der Trasse wäre für einen Platz zum Innehalten und eine Informationstafel geeignet.“
Weiter geht’s: Wir lassen die Räder rollen, der Fahrtwind weht uns um die Nase — doch da müssen wir wieder bremsen: An der Kreuzung Nordstraße/Ellscheider Straße gibt es für Fußgänger und Radfahrer nur eine Bedarfsampel, die sie bedienen müssen. Wenig später begeben wir uns auf idyllische Fahrt durchs Sandbachtal. Was kaum noch zu erkennen ist: die Brücke, die einst über den Bach führte, aber einer Brandstiftung zum Opfer fiel. „Um die wieder aufzubauen, müsste einer kommen, der richtig Geld hat“, seufzt Groß.
In diesem Fall könnten Radfahrer im Tal bleiben und bequem den Weg in Richtung Hildener Stadtwald erreichen. Stattdessen sind wir gezwungen, das Bachtal auf Höhe eines Baumarktes an der Böttingerstraße zu verlassen — und geraten auf dem Radweg prompt in den Gegenverkehr, ehe wir nach kurzer Fahrt entlang der Straße wieder ins Tal abtauchen können.
Erfreuliches entdecken wir hingegen am Rudolf-Harbig-Weg: Die Einbahnstraße am gleichnamigen Sportplatz ist inzwischen auch für Radfahrer aus der Gegenrichtung geöffnet. „Dadurch kann man sich den Weg über die viel befahrene Flurstraße sparen“, freut sich Groß, der sich eine ähnliche Maßnahme auch anderswo wünschen würde: „Die Goethestraße wäre eine gute Anbindung in Richtung Gruiten.“
Für eine Öffnung zur Alsenstraße aber müsste Parkraum wegfallen. So bleibt vielen nur die Fahrt über die belebte Feldstraße. Und die hat laut Pieper den „schmalsten Radweg der Stadt.“ An diesem endet unsere Radtour. Bei kritischen Worten allein wollen es die Mitfahrer nicht bewenden lassen. „Es passiert was in Haan“, so Reinhard Groß im Hinblick auf die Planung des Radverkehrs — schiebt aber hinterher: „Es müsste noch mehr passieren.“