Helden, die keine sein wollen
Die mit dem Bürgerpreis geehrten Grünen Damen sind Helferinnen aus Leidenschaft.
Haan. Ihr Engagement verringert den Schmerz und die Einsamkeit. Für viele Patienten sind die Grünen Damen so etwas wie eine Rettungsleine und als ökumenische Krankenhaushilfe die guten Geister im St. Josef Krankenhaus. Für die Gesellschaft sind sie Alltagshelden. Als solche sind sie im November mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet worden.
„Wir fühlen uns nicht als Helden“, winkt Hanna Eidmann, Leiterin der wegen ihrer Kittelfarbe Grüne Damen genannten Helfer, ab. „Und einen Heiligschein haben wir auch nicht“, ergänzt Anita Vergin, ein weiteres Mitglied der Truppe. Einmal wöchentlich geht jede der Damen für etwa drei Stunden von Zimmer zu Zimmer und fragt, ob einer der Patienten etwas braucht, vor allem setzen sie sich ans Bett und hören zu. Geschichten über Krankheit, Geschichten aus dem Leben, mal Trauriges, mal Lustiges — den Grünen Damen ist nichts fremd.
„Zuhören können“ und „ein offenes Ohr haben“, beschreiben die beiden Frauen die wichtigsten Eigenschaften für ihre Tätigkeit. „Es gibt etliche, die zwar viel Besuch bekommen, aber niemanden zum reden haben“, wissen sie. Manche Patienten wollen mit der konkreten Diagnose die Verwandten nicht belasten oder mit ihren Ängsten und Sorgen ihrem direkten Umfeld keinen weiteren Kummer bereiten.
„Uns schütten sie dann eher ihr Herz aus“, sagt Eidmann (75), die seit 30 Jahren eine Grüne Dame ist und damals „ganz jungfräulich“ an die noch fremde Aufgabe herantrat. Ähnlich erinnert sich Anita Vergin an ihren Start vor nunmehr 25 Jahren. „Wo Hilfe gebraucht wird, bin ich gerne zur Stelle“, lautete damals wie heute das Credo der inzwischen 74-Jährigen. Die eigenen Probleme, das haben beide Frauen im Verlaufe ihrer vielen Besuchsdienste festgestellt, stehen oft hinter denen ihrer Schäfchen zurück. Fingerspitzengefühl braucht es, um sich an die Patienten heranzutasten.
„Früher war die Verweildauer der Patienten länger, da blieb mehr Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen“, erinnert sich Vergin. Ob sie wirklich viel geben? „Vor allem bekommen wir viel von den Patienten zurück“, sagt Eidmann — nämlich Dankbarkeit und Vertrauen. Selbstverständlich gab es Situationen, in denen sie zurückgewiesen wurden. „Wenn jemand nicht sprechen möchte, drängen wir uns nicht auf“, sagen beide. Und natürlich gibt es Momente, in denen den beiden Frauen und ihren 17 Mitstreiterinnen sowie ein Mann selbst das Herz sehr schwer von dem Gehörten wird.
„Mir hilft dann ein Gebet in der Kapelle“, nennt Vergin eine Kraftquelle. Außerdem treffen sich die Grünen Damen regelmäßig zum Gespräch, einer Art Supervision und Austausch. Weiterer Ansprechpartner ist der Pfarrer, außerdem gibt es regelmäßig von der Caritas getragene Fortbildungen.
Mit Seele und Herz sind die Grünen Damen im Einsatz, der, da sind sie aus Selbstschutz rigoros, an der Krankenhauspforte endet. Dahinter warten die privaten, sehr erfüllten Leben mit Kindern, Enkelkindern und vielen Freunden. „Wenn wir die alle nicht hätten, wären die Aufgaben als Grüne Damen manchmal nicht zu bewältigen“, sagt Vergin.