Heute Mittag schließt die Postbank
Viele Haaner sind sauer, dass die Filiale an der Kaiserstraße schließt, und kritisieren die Post scharf. Sie fürchten eine schlechtere Versorgung.
Haan. Zwischen neun und elf Uhr am Freitagvormittag gab es schon einmal einen Vorgeschmack auf das, was ab Samstagmittag Realität sein wird: Die Postbankfiliale an der Kaiserstraße 26 in Haan war geschlossen. Ein handgeschriebener Zettel nannte „technische Gründe“ dafür. Tatsächlich aber war ein Mitarbeiter krank, die Kollegin durfte allein nicht öffnen und musste einen anderen aus dem Urlaub holen. Die Stimmung der Kunden, die zum Teil mit Stapeln von Päckchen wieder umkehren mussten, hätte schlechter nicht sein können. Und ein dumpfes Geräusch aus der Ecke des Vorraums verriet, dass ein über die zusätzliche Leitungsstörung am Serviceautomaten erboster Kunde vor das Gerät getreten hatte.
„Das ist jetzt der letzte Schritt, dass Haan zur Provinz wird“, sagt Hermann Manns, der gerade seine Geschäftspost aus den Schließfächern holt. Er lässt kein gutes Haar an den Abläufen der letzten Jahre. „Als die Post noch Beamte hatte, war’s zwar kritisch, aber da herrschte noch Ordnung“, erinnert der 81-Jährige an die Vergangenheit. Hans-Peter Althaus nennt die Schließung der Filiale nach 36 Jahren im Neubau ein „Unding“. Jetzt müsse er für Bankgeschäfte extra nach Hilden fahren — „eine Frechheit!“ Dass er Bargeld kostenlos an den Automaten der Deutschen Bank, der Commerzbank an der Kaiserstraße und auch bei der Shell-Tankstelle Ginsterweg ziehen kann, tröstet ihn nicht sonderlich.
Hermann Kriesche, früher Lagerleiter der Firma Hofheinz, schaut noch einmal in den Raum mit den gut 400 Postfächern. „Hier hab ich in meinem Arbeitsleben jeden Morgen die Post abgeholt“, erinnert sich der Rentner. Der Schließfachraum wird noch eine Weile geöffnet bleiben. Denn offenbar gibt es ein Lieferproblem für die vier Postfachwagen, die eigentlich ab Dienstag in der neuen Postpartnerfiliale in der Marktpassage stehen sollten.
Die Postfachkunden seien angeschrieben worden, erzählt Klaus Berrenberg. Hajo Miodek bestätigt das und weiß, dass die Filial-Mitarbeiter erst von Kunden über dieses Details erfahren hätten. „Ich finde es übel, wie die Leitung des Konzerns mit den Mitarbeitern umgeht“, sagt Miodek. „Die Leute werden von Kunden oft beschimpft, obwohl sie nichts dafür können, was in Bonn oder sonst wo entschieden wird.“ Die Postbank nehme auf alte Menschen keine Rücksicht, heißt es vielfach. An diesem Morgen sind es Dutzende von Kunden, die vor der geschlossenen Tür stehen. Ein Kopfschütteln ist die gelassenste Reaktion, die zu beobachten ist.
Postbank-Mitarbeiterin Andrea Richter schiebt um kurz vor elf Uhr die bunten Lamellen von der gläsernen Schiebetür zum Kundenraum beiseite. Nach dem Eintreffen eines Ersatzkollegen kann sie die Filiale verspätet öffnen. Sie und ihre Kollegen wechseln ab Dienstag in andere Postbank-Filialen. „Wir sind alle gut untergebracht“, sagt sie. Laut Postbank-Zentrale ist der Betrieb der Haaner Filiale nicht mehr wirtschaftlich gewesen.
Hamza Korkmaz, der mit Ehefrau Nadine Seehower-Korkmaz in der Marktpassage einen Kiosk eröffnet, ist sicher, dass der Neustart am kommenden Dienstag gelingen wird. Zumindest im Kiosk-Betrieb mit Zeitschriften, Tabakwaren und Rheinbahn-Tickets. Denn ob alle Funktionen am Postrechner funktionieren werden, war gestern Mittag noch nicht klar. Da fehlten noch einige funktionierende Datenleitungen. Die Schließfächer sollen am 21. Januar vorhanden sein. Das Ehepaar Korkmaz betreibt in Wuppertal bereits zwei Kioske mit Post-Sparte. In Haan werden die Eheleute am Rechner stehen. Sie haben noch zwei Mitarbeiter und eine Auszubildende.