Geplante Umbauten an Autobahn A 3-Standstreifen erst 2027 fertig
Hilden/Solingen · Die temporäre Freigabe der Streifen als Fahrspuren braucht laut Autobahn GmbH Zeit. Ob sich die Maßnahme lohnt, ist offen, soll doch 2030 der große Ausbau starten. Ausbau-Gegner fordern hingegen die Standstreifen als Dauerlösung.
Seit einigen Tagen können Autofahrer auf der A 3 in Höhe des Parkplatzes Reusrather Heide sowie in Fahrtrichtung Oberhausen wieder alle drei Fahrspuren nutzen. Nachdem nämlich im Frühsommer bei Bauarbeiten an einer Gasleitung Teile des Seitenstreifens abgerutscht waren und die Autobahn darum verengt werden musste, sind die Instandsetzungen inzwischen soweit fortgeschritten, dass dieses Nadelöhr zumindest ein bisschen entschärft werden kann.
Aber von einer wirklichen Entspannung auf der wichtigen Nord-Süd-Verbindung, die täglich von über 100 000 Fahrzeugen genutzt wird, sind die Verantwortlichen nach wie vor weit entfernt. Denn die Standstreifen der A 3 zwischen dem Kreuz Hilden und der Anschlussstelle Leverkusen-Opladen können wohl frühestens ab dem Jahr 2027 als jeweils vierte Spur genutzt werden. Das hat jetzt ein Sprecher der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Rheinland, auf Nachfrage bestätigt.
Politik will schnellere
Nutzung der Standstreifen
Damit widersprach der Behörden-Sprecher noch vor kurzem geäußerten Erwartungen aus der Politik, die eine schnellere temporäre Neunutzung der Seitenstreifen zum Gegenstand gehabt hatten. So war beispielsweise der bergische Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (CDU) im zurückliegenden Bundestagswahlkampf noch zuversichtlich gewesen, die Standstreifen-Nutzung bereits ab dem Jahr 2023 zu realisieren.
Das jedoch ist nach Angaben der Autobahn GmbH nicht möglich. „Es ist nicht damit getan, die Standstreifen einfach freizugeben“, sagte der Sprecher. So müsste etwa der Belag verstärkt werden. „Die Standstreifen sind nämlich für weniger Verkehr als die normalen Fahrbahnen ausgelegt. Und dazu kommt erschwerend hinzu, dass bei einer Seitenstreifennutzung als vierter Spur vor allem der Lastwagenverkehr über die Streifen laufen würde“, betonte der Sprecher.
Darüber hinaus müssten im Bereich des besagten Autobahnabschnitts aber auch insgesamt 27 Nothaltebuchten mit einer Länge von jeweils über 160 Metern geschaffen sowie rund 19 000 Quadratmeter Fläche für diese Nothaltebuchten zusätzlich versiegelt werden, derweil die Anzahl der Notrufsäulen inklusive Zuwegung laut Autobahn GmbH ebenfalls deutlich zu erhöhen wäre.
Sollten all diese Maßnahmen am Ende umgesetzt werden, wäre nach Angaben der Behörde ab 2027 auf den verengten Fahrspuren, die überdies von vier weiteren Verkehrsbeeinflussungsanlagen zu überwachen wären, aus Gründen der Verkehrssicherheit eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h nötig – ehe nach augenblicklichen Planungen drei Jahre später, also ab 2030, der eigentliche Ausbau der A 3 bei Solingen auf acht Fahrspuren beginnt.
Ein enges Zeitfenster, das die Frage aufwirft, ob sich eine temporäre Nutzung der Seitenstreifen für den Fall, dass der große Ausbau wirklich kommt, überhaupt lohnt. Eine Antwort darauf gibt es bei der Autobahn GmbH indes noch nicht. Denn wie der Behördensprecher nun ausführte, sollen die finanziellen Rahmenbedingungen für die zeitlich begrenzte Freigabe der Standstreifen erst in den kommenden Monaten geklärt werden. „Das Ergebnis könnte dann im Frühjahr 2022 vorlegen“, sagte der Sprecher, deren Behörde den Sachstand der entsprechenden Machbarkeitsstudie in dieser Woche zudem bei einem Dialogforum mit Bürgern präsentierte. Dabei wurden von einem Teil der Teilnehmer einmal mehr prinzipielle Bedenken gegen den umfassenden Ausbau der A 3 auf acht Spuren vorgetragen.
So wandte sich der Vertreter der Bürgerinitiative „3 reicht! Kein Ausbau der A 3“, Karl Wilhelm Bergfeld, gegen die große Maßnahme ab 2030 und sprach sich stattdessen dafür aus, die Standstreifen dauerhaft als zusätzliche Fahrbahnen zu nutzen.
Dieses Modell, das auch von den Verantwortlichen in den meisten Rathäusern der Anrainer-Städte präferiert wird, ist nach Einschätzung der Autobahn GmbH allerdings nicht realisierbar. So weist die Behörde unter anderem auf Sicherheitsbedenken und eine Richtlinie von 2002 hin.
Direktiven, die nach dem Dafürhalten der Ausbau-Gegner wiederum veraltet sind. Neuere Untersuchungen hätten gezeigt, dass Standstreifen durchaus dauerhaft als Fahrspuren zu nutzen seien, wird argumentiert. Demzufolge müsse das zugrunde liegende Rundschreiben, auf das sich die Autobahn GmbH berufe, geändert werden, sagte Bürgerinitiativen-Vertreter Bergfeld im Rahmen des Dialogforums. Des Weiteren spräche aber auch die Verkehrswende gegen einen A 3-Ausbau.