Winterdienst in Haan Salzvorräte werden abgebaut
Haan/Mettmann · Die Vorräte aus der angemieteten Halle werden nicht mehr aufgefüllt. Sollten die Schneemengen in diesem Winter zusätzlichen Streubedarf erfordern, soll „Sattelzug für Sattelzug“ nachbestellt werden.
(peco) Die Stadt Haan wird in diesem Winter keine weiteren Streusalz-Vorräte einlagern, sondern das vorhandene Salz aufbrauchen – etwa 450 Tonnen. Sollten die Schneemengen in den kommenden Monaten zusätzlichen Streubedarf erfordern, werde jeweils aktuell nachbestellt – und zwar Sattelzug für Sattelzug. Dies teilte Haans neue Technische Beigeordnete Christine Petra Schacht unlängst im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Bau mit.
„Wir haben einen sogenannten Just-In-Time-Vertrag mit unserem Salzlieferanten geschlossen“, erläuterte sie. So solle verhindert werden, dass die zurzeit angemietete provisorische Streusalz-Lagerhalle in Mettmann noch einmal aufgefüllt wird.
Um diese Halle hatte es mehrere Monate lang reichlich Ärger gegeben. WLH-Fraktionschefin Meike Lukat hatte bei einem Besuch in Mettmann entdeckt, dass die Salzvorräte der Stadt Haan dort „in einer nicht abgetrennten Teilfläche einer ehemaligen Reithalle aufbewahrt werden“. Neben dem Streusalz lagerten Heuballen und anderes brennbares Material, berichtete die Politikerin, die die Menge damals auf etwa 1000 Tonnen schätzte. Eine baurechtliche Genehmigung von Seiten der Stadt Mettmann zur Lagerung von Streusalz gebe es für die Halle aber gar nicht.
Die Haaner Stadtverwaltung hatte das Gebäude im Dezember 2020 angemietet. Das war notwendig geworden, weil die Stadt die Planung zum Bau einer eigenen neuen Streusalz-Halle auf dem Gelände des Betriebshofs Ellscheid stoppen und eine neue veranlassen musste. Grund: Eine Kostensteigerung um 150 Prozent von 400.000 auf eine Million Euro. Die alte, bisherige Salzhalle an der Landstraße war zu diesem Zeitpunkt aber schon abgerissen – also musste schnell eine neue angemietet werden. Die Stadt wurde in Mettmann fündig.
Aufgefallen war die Fehlplanung mitsamt ihren Auswirkungen nur, weil die WLH bei den Haushaltsplanberatungen im März dieses Jahres über die Mietkosten gestolpert war und nachgefragt hatte, warum man denn ein Salzlager mieten wolle, wenn es doch bald eine neue eigene Halle gebe. So gelangte der Baustopp an die Öffentlichkeit.
Auch diesmal stellte die Wählergemeinschaft wieder einige unbequeme Fragen, unter anderem zu möglichen Haftungsrisiken der Stadt mit Blick auf die angemietete Halle: „Was passiert denn, wenn es dort einmal brennt und die Natur in der Umgebung massiv geschädigt wird?“, wollte Lukat wissen.
Christine Petra Schacht hat das Salzhallen-Ärgernis nicht zu verantworten, weil sie damals noch nicht für die Stadt Haan arbeitete. Die Beigeordnete hatte sich aber schlau gemacht und versicherte, aus dem Vertrag gehe eindeutig hervor, dass die Stadt als Mieter nicht haftbar gemacht werden könne. „Als Mieter vielleicht nicht, dafür aber als Betreiber des Salzlagers“, hielt Lukat dagegen. Das habe sie von der Bezirksregierung in Düsseldorf erfahren. Schacht bezweifelte das, versprach aber, die Angelegenheit bis zur Stadtratssitzung am 14. Dezember endgültig geklärt zu haben. Dort erklärte sie jetzt, mit den eingelagerten 450 Tonnen bleibe die Stadt unterhalb der Antragsnotwendigkeit gemäß Wasserhaushaltsgesetz zur Feststellung der Eignung der Lagerstätte. Daher auch die Salzbestellung „Sattelzug für Sattelzug“ in diesem Winter.
Die WLH spart nicht mit Kritik: „Eine Behörde, die von ihren Bürgern die Einhaltung aller baurechtlichen Vorschriften in Haan fordert, muss hier immer und überall selbst mit gutem Beispiel voran gehen“, fordert Lukat: „Da kann man in Mettmann doch nicht Haaner Streusalz einlagern, wenn man seit Monaten weiß, dass es rechtlich gar nicht genehmigt ist.“
Fest steht aber schon jetzt: Das Streusalz im Winter 2022/2023 soll wieder in Haan gelagert werden. Auf Planungs-Experimente werde sie sich dabei nicht einlassen, betonte Beigeordnete Schacht. „Wir werden die neue Halle aller Voraussicht nach in Fertigbauweise errichten“, kündigte sie an. Das sei kostengünstig und gehe deutlich schneller.