Hildener Urgestein Promis kaufen ihre Tanne bei Gerda

Hilden · Gerda Grenda verkauft seit 30 Jahren Weihnachtsbäume zugunsten der SOS-Kinderdörfer. 60.000 Euro hat sie in dieser Zeit eingenommen. Auch in diesen Tagen freut sie sich über Kunden.

Mit dem Verkauf von Weihnachtsbäume haben Gerda Grenda und ihre Helfer schon mehr als 60 000 Euro für SOS-Kinderdörfer gesammelt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es ist früher Abend und schon dunkel rund um das alte Haus, vor dem so viele schön gewachsenen Nordmann-Tannen aus dem Sauerland mit frischen Nadeln und in allen Größen bis 18 Uhr auf ihre Käufer und Käuferinnen warten. 

So kalt es im Freien auch ist – Gerda Grenda verströmt mit ihrem Lächeln und dem herzlichen Willkommen sofort menschliche Wärme. Seit 30 Jahren verkauft die tatkräftige Frau Tannenbäume für den guten Zweck. Genauer gesagt für die SOS-Kinderdörfer. Über 60 000 Euro hat sie in dieser Zeit allein mit ihrem Einsatz und der unbezahlten Hilfe ihrer freiwilligen „Heinzelmännchen“ an die bekannte Einrichtung zum Wohle von benachteiligten Kindern und Jugendlicher, die in Familien ähnlichen Lebensgruppen aufwachsen können, eingesammelt. Wer Gerda Grenda, dieser hellwachen Seniorin mit dem kritischen Blick, dem grauen Bob-Haarschnitt, angetan mit dicken Thermo-Stiefeln und dem schwarzen Daunen-Mantel begegnet, käme gar nicht auf den Gedanken, dass sie schon 87 Jahre alt ist. 

Frank Dille von SOS-Kinderdörfer bedankt sich vor wenigen Tagen bei Gerda Grenda und ihren Helfern für deren unermüdlichen Einsatz seit mehr als 30 Jahren. Auch Bürgermeister Claus Pommer (r.) gratulierte.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gerda wird 1934 in Chemnitz geboren. Sie macht dort Abitur am Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium: „Da hat auch der berühmte Maler 1905 sein Abitur gemacht.“ Viele Jahre später wird sie hier Johannes Rau, den späteren NRW-Ministerpräsidenten und deutschen Bundespräsidenten zum Mitschüler haben. Die junge Frau verlässt 1954 ihre Heimat und beginnt in West-Berlin eine zweijährige Ausbildung im Lette-Verein zur „Metallografin“. Anschließend ist sie von 1956 bis 1958 für das Forschungsinstitut Batelle in Frankfurt am Main tätig. Gerda lernt ihren Ehemann Horst auf einer Reise nach Skandinavien kennen, 1958 wird geheiratet. Er macht Karriere als Technischer Direktor bei Rheinstahl. Und so kommt es, dass beide 1972 von Essen in das sogenannte Werkshaus des Konzerns an der Gerresheimer Straße in Hilden ziehen. Später konnten sie das Haus erwerben und zwischenzeitlich vermieten, als die Familie nach Frankfurt zieht.

„Vor 32 Jahren haben hier Studenten gewohnt und das erste Mal Weihnachtsbäume verkauft“, erzählt die rüstige Seniorin. Diese Idee habe sie dann übernommen, um die Einnahmen für die SOS-Kinderdörfer zu spenden. „Das hatte Tradition in der Familie. Ohne die Studenten hätte das Ganze wohl nicht eine solche Entwicklung genommen.“ Ohne die Lebensenergie der heute 87-Jährigen wohl aber auch nicht. Ihre Tochter Marion starb 1989 mit nur 24 Jahren. Daraufhin gründeten die Eltern die Marion-Grenda-Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, mit sogenannten Assistenzhunden Menschen mit Behinderungen zu helfen. „Zu unserem Haushalt hatte über zwölf Jahre ein Hund, unsere Anja, gehört.“ Gerda Grenda war und ist bis heute nach eigenem Bekunden beruflich als Interviewerin in der Marktforschung tätig. Sie kann sich noch gut an frühere Treffen mit Mitarbeitern von Unternehmen wie Dunhill, British-Airways oder Mercedes erinnern. Schon als Kind hatte sie „Benzin im Blut“, weil ihr Vater schon damals ein Auto besaß. Heute ist Gerda Grenda Besitzerin eines Mercedes Baujahr 1964 „Heckflosse“ und gewann 2018 damit sogar zweimal bei einer Oldtimer-Rallye. „Als bestes Damenteam und als zweite in der Gesamtwertung“. Punkte in Flensburg habe sie dagegen nie kassiert.

Über hundert Mal hat sie Blut gespendet und in ihrem Leben die Welt bereist – mit Golfschlägern im Gepäck. Mit Saunabesuchen und Fahrradfahren hält sie sich fit. Wie nebenbei erwähnt sie noch die alten, glanzvollen Zeiten, in denen sie noch in Bonn auf Bundes-Presse-Bällen tanzte und neben berühmten Politikern und Wirtschaftsführern, auch Musiker wie Hugo Strasser und Günter Norris persönlich kennenlernte. „Der Sportpresseball in der Frankfurter Oper steht immer noch auf meinem Terminplan.“ Zurzeit kaufen traditionsgemäß viele hiesige „Promis“ bei Gerda Grenda ihren Weihnachtsbaum. Hilfe, gerne auch im Sommer, könnte sie allerdings immer gebrauchen.