Weihnachtliche Atmosphäre in Kempen Weihnachtsbaum „parkt“ bis Januar auf E-Ladeplatz
Kempen · Am Markt in St. Hubert gibt es zwei Stellplätze für E-Autos, die dort an einer Ladesäule der Stadtwerke Kempen Strom tanken können. Im Augenblick ist ein Ladeplatz blockiert: Die Stadt stellte dort einen Weihnachtsbaum auf.
(biro) Eigentlich wollen die Stadt Kempen und die Stadtwerke die E-Mobilität aus Klimaschutzgründen fördern – doch in der Vorweihnachtszeit haben E-Autofahrer im Stadtteil St. Hubert das Nachsehen. Bis Anfang Januar blockiert ein geschmückter Weihnachtsbaum nun einen von zwei Ladeplätzen.
Bei Facebook sorgt die vorweihnachtliche Initiative der Stadt derzeit für Diskussionen. Als Elektroautofahrer ärgere ihn so etwas ungemein, schrieb ein Kempener über die Aktion: In St. Hubert gebe es genau eine öffentliche Ladesäule mit zwei Ladepunkten, und auf einem parke nun ein Weihnachtsbaum für die nächsten Wochen: „In meinen Augen bewirken gedankenlose Aktionen dieser Art alles andere als eine Förderung der E-Mobilität.“
Er und seine Frau schafften sich im September ein Elektroauto an, nachdem der alte Diesel ersetzt werden musste. Mit dem Thema Elektromobilität habe sich das Paar intensiv auseinandergesetzt, berichtet der Kempener: „Wir wollten ein Auto kaufen, das zukunftsträchtig ist, und der Umwelt etwas Gutes tun.“ Wer mit einem E-Auto oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeug unterwegs sei, nutze die öffentliche Ladeinfrastruktur. Deshalb ist er über die Aktion der Stadt auch so verwundert: „Es gibt ja auch Leute, die von außerhalb kommen. Die sehen im Internet, dass es in St. Hubert zwei Ladepunkte gibt, kommen hin – und dann steht da ein Weihnachtsbaum!“
Warum Mitarbeiter des Bauhofs den Baum ausgerechnet auf einem E-Ladeplatz aufstellten? Dafür hat man bei der Stadtverwaltung eine Erklärung: Das war schon immer so. Denn der Weihnachtsbaum wurde über Jahre immer hier aufgestellt – im Boden ist eine Hülse als Halterung für den Stamm eingelassen, einen Stromanschluss für die Beleuchtung des Baumes gibt es auch. Die Ladesäule hingegen kam später, genauer 2018. Nach einem aktuellen Ranking der Stadtwerke liegt sie – zusammen mit der Ladesäule am Schwimmbad Aquasol – auf Platz 3 der am häufigsten genutzten Ladesäulen im Stadtgebiet.
Nicht nur mancher Facebook-Nutzer ist über die weihnachtliche Dekoration eines E-Parkplatzes irritiert. Auch die Politik hält die Standortwahl des Baumes für verbesserungswürdig. „Das macht man nicht, man stellt da keinen Baum hin“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Jochen Herbst. Dass es in St. Hubert vielleicht gar nicht so viele E-Autos gebe, um zwei Ladeplätze gleichzeitig zu belegen, lässt er nicht gelten: „Das ist doch kein Argument! Auf einen E-Parkplatz oder einen Behindertenparkplatz hat man nichts draufzustellen.“ Da, sagt Herbst, müsse die Stadt schon kreativer sein.
Joachim Straeten, Fraktionschef der Grünen, bezeichnet die Positionierung des Baums an dieser Stelle als „sehr unglücklich“. Für das kommende Jahr erhoffe er sich da „eine höhere Sensibilität“ bei der Stadt. und er sagt: „E-Mobilität ist die Zukunft.“ Dem pflichtet SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Gareißen bei: E-Mobilität sei ein wichtiges Thema, die Standort-Frage für den Weihnachtsbaum müsse im kommenden Jahr gelöst werden.
Bei den Stadtwerken sieht man die Platzierung des Baums auf dem E-Ladeplatz gelassen: „Wir haben das geduldet, weil wir uns gefreut haben, überhaupt eine Möglichkeit gefunden zu haben, am Markt in St. Hubert eine Ladesäule installieren zu können“, so Sprecherin Sabrina Küppers. Bislang seien bei den Stadtwerken auch noch keine Beschwerden über die Blockierung des Stellplatzes eingegangen.