Energiewende in Hilden Fernwärme nur für wenige Haushalte eine Option

Hilden · Die Zukunft der Wärmeversorgung war Thema einer Konferenz in der Stadthalle Hilden. In Hilden gibt es drei Eignungsgebiete für Wärmenetze. Rund 100 Bürger hatten dazu zahlreiche Fragen im Gepäck.

Daniel Heuberger (Stadtwerke Hilden) führte mit einem Impulsvortrag in das Thema ein.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Kaum ein Gesetz erhitzte in der jüngeren Vergangenheit derart die Gemüter wie das „Gebäudeenergiegesetz“ (GEG) der Bundesregierung – im Volksmund auch einfach „Heizungsgesetz“ genannt. Relativ entspannt und sachlich zu ging es dagegen bei der Stadtkonferenz zur kommunalen Wärmeplanung, zu der Kommunen im Rahmen eben jenes GEG und des sogenannten Wärmeplanungsgesetzes (WPG) verpflichtet sind. Allerdings waren die Referenten auch rasch darum bemüht, dem Vorhaben die mögliche Brisanz zu nehmen: Schließlich gehe es um eine strategische Planung, die eine Orientierung bieten solle, aus der sich aber keine einklagbaren Rechte oder Pflichten ergäben, stellte Daniel Heuberger, Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter Neue Energie Hilden, in seinem Impulsvortrag klar. „Wir haben uns als Stadt sehr früh auf den Weg gemacht“, betonte er zudem. Denn eigentlich müssten Städte von der Größe Hildens eine solche Planung erst bis Mitte 2028 vorlegen.

Rund 100 Gäste – darunter durch Handzeichen ermittelt auch zahlreiche private Hauseigentümer und Unternehmer – waren am Dienstagabend der Einladung in die Stadthalle gefolgt. Bürgermeister Claus Pommer konstatierte ein „großes Interesse an der Thematik“.

Konkrete Zahlen zur Situation in der Stadt und zu Potenzialen für die Zukunft lieferte dann Johannes Jacobs vom Planungsbüro Green Ventory. Der jährliche Wärmebedarf in der Stadt lag demnach zuletzt bei 446 Gigawattstunden (GWh/a). Mit 78 Prozent erwartungsgemäß an der Spitze der Energieträger liege Erdgas, während nachhaltige Heizsysteme nur etwa sechs Prozent ausmachten. Der Anspruch, Klimaneutralität bis ins Jahr 2045 zu schaffen, sei also – wenig überraschend – eine Herausforderung, resümierte Jacobs. Ein großes Einsparpotenzial von theoretisch mehr als der Hälfte des Wärmebedarfs ergebe sich allerdings durch die Gebäudesanierung der zahlreichen Häuser im Stadtgebiet, die zwischen 1949 und 1978 entstanden. Und dann ging es eben auch um die Frage, inwieweit die Bevölkerung von einem möglichen Anschluss an Wärmenetze profitieren kann. Drei Eignungsgebiete dafür stellte Jacobs vor: das „Zentrum Ost“, das „Zentrum West“ und das „Wohngebiet Nord“. Die würden allerdings nur 18 Prozent der Haushalte umfassen – zumal auch erst Machbarkeitsstudien Wirtschaftlichkeit und technische Umsetzung prüfen müssen.

„Wir werden dem Rat im Dezember noch kein Gebiet vorschlagen können“, sagte derweil der Beigeordnete Peter Stuhlträger. „Und die übrigen 82 Prozent müssen sehen, wo sie bleiben?“, fragte eine Bürgerin im Publikum provokant. Eine dezentrale Lösung, sei es mit Wärmepumpe, Solarthermie oder Pelletheizung, sei aber in den meisten Fällen viel günstiger, hielt Daniel Heuberger dem entgegen. Dass bedeute aber nicht, dass man die Bürger im Regen stehen lasse: Vielmehr gelte es, Rahmenbedingungen zu schaffen. Auch Stuhlträger riet den Gästen: „Machen Sie sich Gedanken über eine dezentrale Lösung und lassen Sie sich beraten.“ In diesem Zusammenhang wies Johannes Jacobs auf die Energiekarawane hin, eine Art „aufsuchende Beratung“, die in Hilden im kommenden Jahr an den Start gehen soll.

Auch Detailfragen kamen zur Sprache: „Wenn meine Gasheizung 60 Prozent Wasserstoff verträgt, ist sie dann klimaneutral?“, wollte ein Besucher wissen. „Der Schwellenwert liegt bei 65 Prozent“, erklärte Jacobs. Der Haken liege aber beim Zugang zur Ressource. Mit Glück, sagte derweil Stuhlträger, könne die Stadt Hilden einen Anschluss an den europäischen Wasserstoff-Backbone erreichen, mit dem Hoffnungen für die Dekarbonisierung der Wirtschaft verbunden sind. Für individuelle Kunden rechne man aber eher nicht mit einer Wasserstoff-Nutzung.

„Der Mix ist entscheidend“, fasste Peter Stuhlträger schließlich zusammen. Den müsse die Stadt zukaufen. „Netze müssen digitalisiert werden – und die Wissenschaft muss Speicher schaffen“, skizzierte er einige Herausforderungen der Zukunft. Offene Fragen und Anregungen konnten die Gäste derweil auf Kärtchen schreiben. Den Inhalt will die Verwaltung jetzt auswerten.