Hilden Fußgänger zufrieden, Radler hadern
Hilden · Die ersten Ergebnisse der Bürgerumfrage im Rahmen des Mobilitätskonzeptes liegen vor: Radfahrer fühlen sich in Hilden unwohl, ÖPNV-Kunden wünschen sich bessere Taktungen, Autofahrer mehr Parkplätze und eine grüne Welle.
Der Verkehr in Hilden ist für alle Teilnehmer ein Dauerärgernis – für die einen mehr, für die anderen weniger. Das sind – grob zusammengefasst – die ersten Ergebnisse der Bürgerumfrage im Rahmen des Mobilitätskonzepts. Seit dem Frühjahr hat das von der Stadt beauftragte Büro Stadtverkehr Hildener befragt, Verkehrsflüsse erfasst, Gefahrenpunkte erkannt und Verbesserungsvorschläge eingefordert. Es gab eine große Online-Aktion, in der Anwohner gezielt Probleme (und in vielen Fällen auch gleich Lösungsvorschläge) benennen konnten, eine detaillierte sowie repräsentative Umfrage zum Mobilitätsverhalten von Hildenern im gesamten Stadtgebiet (640 haben geantwortet) und Zählungen an vielen Straßen. Und das bemängeln die Menschen in Hilden.
Radverkehr
Insgesamt erhält der Radverkehr in Hilden nur die Schulnote 3,6. Vor allem die größtenteils nicht vorhandene Trennung von Auto- und Radverkehr steht in der Kritik. 28 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich hier eine Verbesserung wünschen. Auch der Ausbau der Radwegenetzes reicht den Hildenern nicht. Dieser Punkt liegt mit 26 Prozent auf Platz zwei, dicht gefolgt vom Zustand der Radwege mit 21 Prozent. Weitere Kritikpunkte: Abstellanlagen für Fahrräder, radfahrerfreundliche Ampeln, Fahrradverleih und die Wegweisung.
Fußverkehr
Mit einer Durchschnittsnote von 2,1 schneidet der Fußverkehr in Hilden am besten ab. Bemängelt wird jedoch der Zustand der Gehwege (von insgesamt 29 Prozent der Befragten). Viele wünschen sich zudem fußgängerfreundlichere Ampeln (21 Prozent) und eine ausreichende Gehwegbreite (18 Prozent). Weitere Kritikpunkte sind Beleuchtung (12 Prozent), Fußgängerquerungsanlagen (11 Prozent) und die Wegweisung. Oft sind die Gehwege zugeparkt, oder die Sauberkeit lässt zu wünschen übrig.
ÖPNV
Die Befragten geben Bus und Bahn in Hilden die Note 3,1. Rheinbahn- und S-Bahn-Nutzer wünschen sich vor allem kürzere Takte (29 Prozent) und den Ausbau regionaler Verknüpfungen (26 Prozent). 13 Prozent der Befragten möchten das Busnetz erweitern, neun Prozent den Bussen Vorrang an den Ampeln einräumen. Bemängelt wurden außerdem die Tarifstruktur sowie die umstrittene Zuverlässigkeit.
Autoverkehr
Eine 3,0 geben die Hildener dem Autoverkehr in ihrer Stadt. Sie vermissen vor allem eine grüne Welle auf den Hauptstraßen (29 Prozent). Der Zustand der Straßen sollte verbessert werden, finden 23 Prozent der Befragten. Schlecht sei auch das Parkplatzangebot, finden 18 Prozent. Zehn Prozent wünschen sich eine Verkehrsberuhigung. 21 Prozent gaben an, das Auto für den Weg zur Arbeit zu nutzen, 32 Prozent nutzen es zum Einkaufen. 19 Prozent steigen aus Bequemlichkeit ein, 24 Prozent haben „individuelle Freiheit“ als Grund an, 30 Prozent „Transport“. Wenn das ÖPNV-Angebot besser werden würde, steigen mehr als 30 Prozent auf Bus und Bahn um.
Neben der Bürgerumfrage hat das Büro Stadtverkehr auch Stadtteilveranstaltungen durchgeführt. Dabei haben sich folgende Schwerpunkte herauskristallisiert.
Hilden-West
Die Anwohner der Niedenstraße leiden unter den hohen Lkw-Belastungen. Ein gefährlicher Knotenpunkt ist die Kreuzung Niedenstraße/Düsseldorfer Straße. Auch die Radverkehrsführung an der Düsseldorfer Straße wurde bemängelt.
Hilden-Süd
Die Teilnehmer haben unter anderem auf eine fehlende Querungsmöglichkeit der Richrather Straße am Bahnhof aufmerksam gemacht. Zudem geben die hohen Verkehrsbelastungen und die unsichere Radwegführung der Richrather Straße Anlass zu Kritik. Am Ohligser Weg fehlen Fuß- und Radinfrastruktur.
Hilden-Ost
Die Beschilderung der Veloroute fehlt. Zudem kritisieren die Teilnehmer die mangelnde Pflege der Eisenbahnunterführung. Auch fehlten hier Querungsmöglichkeiten, dieses Mal an der Walder Straße.
Hilden-Nord
Die Ergebnisse lagen noch nicht vor. Doch was genau machen die Stadtplaner nun mit diesen Infos? Sie werten sie in einem ersten Schritt aus, um dann gemeinsam mit Experten, Politik und Bürgern (in mehreren Veranstaltungen in den Stadtteilen) ein Leitbild zu entwickeln, wohin die Reise gehen und wie die Verkehrspolitik in Zukunft aussehen soll. Danach soll ebenfalls unter breiter Beteiligung ein Maßnahmenpaket konzipiert und auf den Weg gebracht werden. Gut zwei Jahre wird die Erarbeitung des Mobilitätskonzepts dauern. Dafür hat der Stadtrat 220 000 Euro bereitgestellt. Wie können die Hildener mobil bleiben, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto, mit Bus und Bahn und welche Kombination lässt sich am besten vernetzen? Und wie könnten die fast fertig gebaute Stadt und ihre Einwohner trotzdem mehr Lebensqualität gewinnen? Dazu soll das Mobilitätskonzept Lösungen liefern.