Andenken an Opfer des Naziregimes Meyer-Stolpersteine verlegt
Hilden · Wegen Bauarbeiten im Bereich Gerresheimer Straße 189/191 waren vier Stolpersteine entfernt worden, die an vier Mitglieder der Familie Meyer erinnerten, die in Zeiten des Naziregimes vor gut 80 Jahren ermordet wurden. Jetzt liegen die goldfarbenen Erinnerungen wieder im Pflaster.
Es ist ein feierlicher Moment. Die vier Metallsteine mit den Inschriften, die an die Familie Meyer erinnern sollen, liegen wieder im Bürgersteig vor dem Gebäude an der Gerresheimer Straße 189/191, dem letzten Wohnsitz der Familie. Frisch gereinigt, glänzt das Metall im milden Herbstschein. Vier Kerzen brennen und senden ihr Licht in die Welt, kleine Flammen der Hoffnung, die in den Herzen der Anwesenden weiterbrennen werden. Vier weiße Rosen schmücken die vier Steine und erinnern an all das Leid, die Not und den Tod, die die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten über die Menschen gebracht hat.
So auch über die Familie von Leo und Minna Meyer, die 1937 mit Edith Hannelore Cohn, der kleinen Tochter aus Minnas erster Ehe, nach Hilden zogen, in die direkte Nachbarschaft von Leo Meyers Eltern Nathan und Maria. Es war auch 1937, dass der Viehhändler Nathan Meyer laut Verordnung seinen Betrieb aufgeben musste. Dann kam die Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Ein Schlägertrupp drang in das Haus von Nathan und Maria Meyer ein, zerstörte die Einrichtung und fiel über den noch im Bett liegenden Nathan Meyer her, den sie dermaßen zurichteten, dass er zwei Tage später im Düsseldorfer Marienhospital seinen schweren Verletzungen erlag.
Auch in Leo und Minnas Haus wütete der Schlägertrupp, ließ jedoch von Leo ab, als er erklärte, dass er ein Frontsoldat gewesen sei. Bereits 1932 war Nathan und Marias Tochter Klara nach Düsseldorf gezogen. Nach der Progromnacht holte sie ihre Mutter bis zu ihrem baldigen Tod zu sich. Zwar plante die Familie Meyer, nach Ecuador auszuwandern, doch dieser Plan scheiterte.
Minna, Edith und Klara
wurden in Minsk ermordet
Nur Leo Meyer schaffte es, unterzutauchen. Minna, Edith und Klara wurden nach Minsk deportiert, wo sie umgebracht wurden. Nun erinnern die vier Stolpersteine auf dem Bürgersteig der Gerresheimer Straße wieder an Minna Meyer und Edith Hannelore Cohn, an Nathan Meyer und Klara Wege. Sie waren entfernt worden, als das Haus der Familie Meyer abgerissen wurde. „Letztes Jahr wurde der Neubau errichtet“, erzählt Karl Hubert vom Arbeitskreis Stolpersteine Hilden.
Wenn Baumaßnahmen erforderlich sind, werden die Stolpersteine auf dem betreffenden Gelände herausgenommen. „Sie werden im Archiv zwischengelagert“, erklärt Karl Hubert, „und dann wieder eingelegt.“ Es habe schon Fälle in Hilden gegeben, wo die Metallplatte gebrochen sei. „Das muss nicht sein.“ Die Stolpersteine der Familie Meyer haben ihre Zeit im Archiv sicher überstanden. Und während des Sternganges im November vergangenen Jahres waren sie in der Stadtbücherei Hilden zu sehen, zusammen mit Informationen rund um das Leben und Sterben der Familie Meyer. Beim nächsten Sterngang liegen die Stolpersteine nun wieder dort, wo sie hingehören.