Überflutungen am 14. Juli 2021 in Hilden und Haan Drei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser
Hilden, Haan · Drei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser in Hilden und Haan sind die meisten Schäden beseitigt, die Angst vor einer erneuten Flut bleibt jedoch.
In unserer Region ist niemand wie im Ahrtal gestorben, es gab keine Verletzten, das Ausmaß der Schäden war im Vergleich gering – trotzdem hat das Hochwasser vor drei Jahren bei vielen Menschen aus Hilden und Haan Spuren hinterlassen. Der Starkregen, die vollgelaufenen Keller, der Verlust von Erinnerungsstücken, die Aufräumarbeiten, der Kampf um Anerkennung bei den Versicherungen – diese traumatischen Erlebnisse sorgen auch heute noch dafür, dass viele Menschen bei länger anhaltendem oder besonders starkem Regen nervös werden, die Verabredung abbrechen oder die Wasserpumpe griffbereit ins Wohnzimmer stellen. Auch die Stadt hat aufgerüstet.
Die ersten Keller laufen in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 2021 voll. Tagelang hat es zuvor geregnet, der Boden war gesättigt – und dann kommt der Starkregen. Um kurz nach Mitternacht gehen die ersten Notrufe bei den Feuerwehren ein. Es ist erst der Anfang – denn nach einer kurzen Verschnaufpause setzt der Starkregen am Abend wieder ein. Die Itter tritt über ihre Ufer, setzt unter anderem die Hildener Altstadt und die Tiefgarage am Nove-Mesto-Platz unter Wasser. Die Düssel in Gruiten verlässt ebenfalls ihr Bett und sorgt für massive Schäden. Die Feuerwehren werden aus ganz NRW unterstützt, am Ende müssen sie mehrere Hundert Einsätze abarbeiten. In den Tagen darauf stapelt sich der Sperrmüll an den Straßen, unentwegt arbeiten Bautrockner gegen die Nässe in den Wänden, Menschen helfen sich gegenseitig bei der Beseitigung der Schäden.
Das dauert lange. Während viele Menschen schnell wieder in ihren Alltag zurückfinden, müssen einige monatelang auf Ihr Haus verzichten, weil es komplett saniert werden muss. Auch die Tiefgarage am Nove-Mesto-Platz bleibt lange gesperrt.
Viele Menschen haben im Nachgang ihr Haus gegen Hochwasser geschützt. Während die einen beispielsweise Wasserpumpen und einen Generator gekauft haben, haben sich andere hochwassersichere Kellerfenster einbauen lassen oder bereits gefüllt Sandsäcke in den Keller gelegt, die bei Reisen vorsorglich so verteilt werden, dass das Wasser den Weg in einen Abfluss im Waschkeller findet.
Stadt hat auf Homepage Sektion für Anwohner eingerichtet
Auch die Städte haben aufgerüstet. Die Hildener Feuerwehr hat beispielsweise ihre internen Abläufe überprüft und angepasst, erklärt Beigeordneter Peter Stuhlträger: „Zum einen wurden Tablets angeschafft, mit denen die Einsatzkräfte während eines Einsatzes mithilfe der Starkregengefahrenkarte die Schutzmaßnahmen vor Ort anpassen können. Zum anderen hat die Feuerwehr zwei neue Modulrollwagen ,Wasserschaden‘ beschafft. Auf diesen befinden sich unter anderem Schläuche, Pumpen, Stromerzeuger und Ersatzsprit. Sie können autark an jedem Einsatzort eingesetzt werden. Außerdem verfügt die Feuerwehr über 5000 ungefüllte Sandsäcke, die bei Bedarf befüllt werden können.“ Nach mehrjähriger Bauzeit sei zudem das Sirenennetz mittlerweile mit 13 von 14 funktionsfähigen Sirenenstandorten fast flächendeckend ausgerüstet. „Dadurch und durch WarnApps kann die Bevölkerung frühzeitig vor Gefahren gewarnt werden“, erklärt Peter Stuhlträger.
Weiterhin werde im regulären Planungsprozess für Sanierungen und Neubauten von Gebäuden überprüft, inwieweit das betroffene Grundstück dem Risiko von Überschwemmungen bei Starkregen ausgesetzt sei. „Die Ergebnisse der Analyse fließen in die Planung ein und führen dazu, dass besondere Schutzmaßnahmen für Gebäude ergriffen werden und die Geländemodellierung an das Risiko angepasst wird“, erklärt der Bau- und Umweltdezernent weiter. Als konkretes Beispiel nennt er das neue „Haus des Lernens“, das am vorhandenen Standort der Grundschule Beethovenstraße entstehen soll. Dabei werde einerseits das Gelände entsprechend modelliert, andererseits auch manuelle Flutschotten vor den Türen sowie druckdichte Kellerlichtschächte installiert. Die Flutschotten und die Kellerlichtschächte seien bereits im Rahmen der Sanierung installiert worden. Die Geländemodellierung erfolge bei der Neugestaltung des Grundstücks für das „Haus des Lernens“.
Grundsätzlich würden bei Neubau oder Sanierung von städtischen Gebäuden, wenn möglich, Retentions-Gründächer angelegt, die das Regenwasser auf dem Dach zwischenspeichern können und die Kanalisation bei Starkregen entlasten, so Stuhlträger weiter. „Außerdem wird das Regenwasserkanalnetz ständig kontrolliert. Wo immer möglich werden zusätzliche Speicherräume innerhalb des Netzes geschaffen. Dabei müssen jedoch die dichte Bebauung und Genehmigungsauflagen (zum Beispiel die maximale Einleitungsmenge in das Gewässer und der Grundwasserstand) berücksichtigt werden.“
Die Stadt hat auf ihrer Homepage eine Sektion für Anwohner eingerichtet, in denen sie sich über Maßnahmen gegen Hochwasser informieren können. Außerdem seien dort auch die offiziellen Hochwassergefahrenkarten der Bezirksregierung sowie die Starkregengefahrenkarte einsehbar. „Die Karten zeigen mögliche Gefährdungsbereiche. Bei extremem Wetter können jedoch auch andere Gebiete betroffen sein“, erklärt Stuhlträger. „Vorsorgemaßnahmen der Gewässerunterhaltung durch den BRW oder die Stadt Hilden können in der Regel nur Schutz vor Überflutungen bieten, die statistisch betrachtet etwa alle 100 Jahre auftreten. Es ist daher wichtig, dass jede*r selbst aktiv wird und sich vor Überflutungsschäden schützt“, erklärt der Bau- und Umweltdezernent.