Hilden Hilden soll Breloh-Erbe erhalten
Hilden · Heinz Breloh ist ein Bildhauer von nationalem Rang. Sein Nachlass wird in Hilden aufbewahrt. Seine Erben möchten den Vertrag mit der Stadt verlängern und außerdem Brelohs Kunst zugänglich machen. Darüber sollte der Kulturausschuss beraten. Er wurde abgesagt. Die nächste Sitzung ist erst am 5. Mai. So langes Schweigen sieht wie Desinteresse aus.
Seine letzten Schaffensjahre bis zu seinem Tod 2001 verbrachte der Bildhauer Heinz Breloh in Köln. Nach dem plötzlichen Tod seiner Witwe, der Fotokünstlerin Krimhild Becker im März 2010, waren Brelohs vier Brüder Paul, Robert, Klaus und Ludger plötzlich Erben eines künstlerischen Nachlasses, von dessen Umfang sie bis dahin keine Ahnung hatten. Verfügungen, was damit passieren sollte, hatten weder Heinz Breloh noch seine Frau hinterlassen.
Heinz Brelohs Heimatstadt Hilden bot ihre Hilfe an. Die grafischen Arbeiten und Skulpturen werden in der alten Apotheke an der Benrather Straße 24 gelagert – gut gesichert. Die Stadt Hilden überlässt den Erben das Gebäude mietfrei. So steht es im Vertrag vom 21. Februar 2011. Die Brüder Breloh tragen die Energie- und Betriebskosten.
Erbengemeinschaft will Vertrag um zehn Jahre verlängern
Jetzt will die Erbengemeinschaft den Vertrag um zehn Jahre verlängern und erweitern. Der Apothekenraum soll zu einer Schaufenster-Präsentationsfläche für Kunst und Kultur umgestaltet werden, um Passanten im Wechsel Exponate von Heinz Breloh näher zu bringen. Die Erben möchte den verwilderten Garten hinter dem Haus nutzen, um dort Skulpturen aufzustellen. Auch das sich anschließende und schon lange leer stehende Haus des ehemaligen griechichen Kulturvereins soll als Lagerraum für die Kunst genutzt werden.
Aus diesem Grunde bittet die Erbengemeinschaft die Stadt Hilden um zwei unterstützende Maßnahmen. Zum einen müsste die Garage neben der alten Apotheke abgerissen und durch ein Tor ersetzt werden, um einen kontrollierten Zugang zum Skulpturengarten sicherzustellen. Zusätzlich bittet die Erben, dass der städtische, bereits sehr instabile Zaun mit Tor entlang der Ellerstraße instandgesetzt/erneuert wird, damit die Kunstobjekte in das Haus des ehemaligen Clubs gebracht werden können. Diese Kosten müsste die Stadt als Eigentümerin der beiden Immobilien übernehmen. Die Erbengemeinschaft würde die Renovierung der Innenräume und der Außenfassaden bezahlen.
Das Eckgrundstück Benrather-/Ellerstraße ist als Standort für ein neues Wilhelm-Fabry-Museum vorgesehen. Wann und ob es je gebaut wird, ist ungewiss. Sollte es realisiert werden, hat die Erbengemeinschaft versprochen, der Stadt Hilden ein repräsentatives Konvolut aus Heinz Brelohs künstlerischem Nachlass zu schenken.
„Das Œuvre Heinz Brelohs stellt eine der prägnanten Positionen der Bildhauerei in Deutschland im 20. Jahrhundert dar. Breloh formte seine bekanntesten Werke, die Lebensgrößen, unter Einsatz seines ganzen Körpers im Gips und beschritt damit für die Skulptur Neuland“, sagt Stefan Kraus, Leiter des renommierten Kolumba-Museums in Köln. Deshalb ist Breloh mit wichtigen Arbeiten in großen Museen wie im Lehmbruck Museum in Duisburg oder im Kunstmuseum Bochum vertreten. „Wir in Kolumba aber freuen uns, über den bedeutendsten musealen Bestand des Bildhauers zu verfügen, er gehört zu den Sammlungsschwerpunkten des Hauses“, sagt der Breloh-Experte: „Nach einer umfassenden Präsentation seines Gesamtwerkes erarbeiten wir nun einen Bestandskatalog seiner Arbeiten in Kolumba.“
Über die Vertragsverlängerung und den Vorschlag der Erbengemeinschaft sollte der Kulturausschuss am 27. Januar beraten. Die Sitzung wurde wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Die nächste Sitzung des Fachausschusses ist erst am 5. Mai. So langes Schweigen sieht schnell wie Desinteresse aus. Bereits in den vergangenen Jahren wurden durch Ankäufe und Schenkungen an andere Museen größere Konvolute von Werken Brelohs übertragen und häufig ausgestellt, berichtet das Kulturamt.
Hilden hat nicht viele große Künstler, mit denen sich die Stadt schmücken kann. Es wäre aber wichtig, zeitnah auf den Vorschlag der Erbengemeinschaft zu reagieren und Interesse zu bekunden. Das könnte die Politik am 9. Februar im Hauptausschuss oder im Stadtrat am 23. Februar tun – wenn er denn wegen Corona überhaupt zusammentritt.
Mit einem sehr überschaubaren, finanziellen Aufwand könnte ein Breloh-Schauraum und Skulpturen-Garten auf Zeit geschaffen werden, der gerade durch sein provisorisches Ambiente eine besondere Anziehungskraft für Kunstfreunde entwickeln könnte.