Kultur in Hilden Wenn das Leiden die Kreativität beflügelt
Hilden · Die Ausstellung „Festgehalten. Kunst als Wegweiser im Dunkel der Psyche“ läuft nur noch wenige Wochen im Wilhelm-Fabry-Museum. Ein besonderer Programmpunkt ist der Vortrag eines Psychologen zum Thema. Er wird über das Spannungsfeld zwischen Psyche und Kreativität berichten.
. (elk) Nicht gerade wenigen weltbekannten Künstlern werden psychische Probleme nachgesagt. Der Maler Vincent van Gogh soll an Angstzuständen und Depressionen gelitten haben. Er ist vielleicht das berühmteste Beispiel eines psychisch kranken Malers, da er sich wohl aufgrund seines Leidens sein linkes Ohr abschnitt. Michelangelo, der der Welt in der Renaissance mit dem Gemälde „Die Erschaffung Adams“ und weiteren acht Fresken auf den Mauern der Sixtinischen Kapelle eines der berühmtesten Werke der Kunstgeschichte hinterließ, könnte an einer bipolaren Störung gelitten haben, vermuten Historiker. Eben diese Krankheit wurde bei Jackson Pollock, der als Vater des abstrakten Expressionismus angesehen wird, tatsächlich diagnostiziert. Hoch ist die Selbstmordrate unter Musikern. Kurt Cobain (Nirvana), Chester Bennington (Linkin Park) und Chris Cornell (Soundgarden/Audioslave) sind nur drei von vielen bekannten Namen, die viel zu früh von uns gingen, weil sie sich das Leben nahmen.
Ist Kunst eine Leidenschaft, die Leiden schafft oder machen psychische Erkrankungen die Menschen kreativer? Diese Frage schwingt in der aktuellen Ausstellung des Wilhelm-Fabry-Museums an der Benrather Straße in Hilden mit. Noch bis zum 25. Februar läuft „Festgehalten. Kunst als Wegweiser im Dunkel der Psyche“. Zu sehen sind Werke von Matthias Kube, der an Alzheimer verstarb, und Tino Zimmermann, der bedingt durch seine Drogensucht an einer Psychose litt.
Sinkende Lebenserwartung
durch psychische Erkrankung
Und gerade am letztgenannten Beispiel ist zu erkennen, das Kunst auch ein Ausweg sein kann. Über das Spannungsfeld zwischen Kreativität und psychischer Erkrankung dürfte Professor Leonhard Schilbach als Experte einiges zu sagen haben. Folgerichtig ist er am Donnerstag, 15. Februar, um 19.30 Uhr zu Gast im Fassraum des Museums und spricht zum Thema. Schilbach ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und stellvertretender ärztlicher Direktor am LVR-Klinikum Düsseldorf. Er forscht unter anderem zu der Frage, welchen Einfluss die soziale Integration auf die seelische Gesundheit hat.
Zum Hintergrund: Psychische Erkrankungen sind global verbreitet, allein in Deutschland erfüllen mehr als 25 Prozent der Erwachsenen im Zeitraum eines Jahres die Kriterien dafür. Wer darunter leidet, sieht nicht selten sein soziales und berufliches Leben beeinträchtigt, damit einhergehend ist eine sinkende Lebenserwartung. Begleiterscheinung psychischer Erkrankungen sind Konflikte in den Beziehungen zu anderen Menschen. Die Folge von Unverständnis und Stigmatisierung Betroffener kann ihr sozialer Rückzug sein. Schilbach beleuchtet in seinem Vortrag die Mechanismen der Stigmatisierung, die Ausgrenzung und Diskriminierung fördern. Trotz des Anstiegs psychiatrischer Diagnosen zeigt sich nämlich ihre Zunahme. Sein Vorschlag: „Die Behandlung sollte nicht nur das erkrankte Individuum, sondern auch das soziale Umfeld einbeziehen und über krankheitsbedingte Veränderungen der sozialen Interaktionsfähigkeit informieren, um die Genesung zu fördern.“
Wer dem Vortrag beiwohnen möchte, zahlt eine Teilnahmegebühr in Höhe von 5 Euro (2,50 Euro).