Hildener Autor veröffentlicht neuen Roman „Ich schreibe nicht für Literaturkritiker“
Hilden · Der neue Roman von Wolfgang Thome und seinem Co-Autor, der anonym bleiben möchte, handelt von der Jagd auf Kinderschänder. Warum es Thome egal ist, was Literaturkritiker davon halten.
„Ein mit Kot, Urin und Erbrochenem verklebter Körper lag in fötaler Stellung röchelnd und stöhnend auf dem Boden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass man sein Leiden dadurch vergrößern würde, dass man in sein Getränk Abführmittel gemischt hatte.“ So rächt sich in „Sintflut“ der Vater eines Missbrauchsopfers an einem Kinderschänder. Wäre der neue Roman von Wolfgang Thome und seinem anonym bleibenden Co-Autor ein Spielfilm, würde man ihn wahrscheinlich mit einer Altersbeschränkung versehen. „Sintflut“ handelt von einer Gruppe Missbrauchsopfer, die Jagd auf Kinderschänder machen und diese dann zur Strecke bringen. Dabei schrecken sie vor keinem Mittel zurück.
Der Krimi ist bereits Thomes fünftes Buch, aber erst das zweite, das er bisher veröffentlich hat. Den Anfang machte eine Autobiografie, die er 2007 für Freunde und Familie verfasst hat. „Ich war mir am Anfang nicht sicher, ob ich sie veröffentlichen möchte“, sagt er. „Deshalb habe ich mir damals das Pseudonym Paul Theo M. Dronnus gegeben.“ Unter diesem hat er auch „Sintflut“ im Books on Demand Verlag veröffentlicht. Sein Co-Autor, ein guter Freund von Thome, nennt sich U. Rex.
An dem Buch haben die beiden rund ein Jahr lang geschrieben, dabei war Thome federführend tätig. „Wir haben uns viel ausgetauscht“, erzählt der Vater zweier erwachsener Kinder. „Ich wusste am Anfang schon den Titel und wo es grob hingehen sollte, den Plan haben wir dann zu zweit herausgearbeitet. Aber wenn man erst einmal angefangen hat zu schreiben, ergibt sich sowieso eine ganz eigene Dynamik.“ Thome hat schon immer gerne Gedichte geschrieben, auch Meditationen und Kurzgeschichten. Das virulente Thema seines neuen Romans ist für ihn eine Herzensangelegenheit.
Die Gewalt im Buch deckt sich nicht mit der Moral der Autoren
„Sintflut“ plädiert für Zivilcourage im Interesse der Kleinsten. Dass die Gruppe bürgerlicher Protagonisten die Sexualverbrecher, die sich an Kindern vergangen haben (übrigens auch im kirchlichen Umfeld), gewaltsam zur Strecke bringt, deckt sich aber nicht mit seinen persönlichen Vorstellungen von Moral und Recht. „Wir haben hier zwei Gruppen von Verbrechern, das ist klar“, stellt er richtig. „Es war uns wichtig, das im Nachwort noch einmal zu betonen. Rache und Selbstjustiz sind keine Lösung.“ Trotzdem verachte er die Missbrauchs-Täter zutiefst, auch als Vater.
Alle erzielten Gewinne aus dem Verkauf des Krimis fließen gemeinnützigen Einrichtungen zu, die sich um missbrauchte Kinder kümmern, wie der Childhood Foundation und dem Verein „Sag’s“ aus Langenfeld. Bisher wurden schon rund 50 Exemplare verkauft. „Sintflut“ ist als Book on demand erhältlich, man kann es beispielsweise einfach im Buchhandel bestellen und dann einige Tage später abholen oder es sich im Internet besorgen. „Als Weihnachtsgeschenk ist es vielleicht ein wenig unkonventionell, aber ich kann mir vorstellen, dass es den Geschmack einiger Menschen genau trifft“, sagt Thome.
Nach seinem unkonventionellen Schreibstil befragt, der sich durch viele Querverweise und mysteriös abgekürzte Namen von Charakteren auszeichnet, stellt Thome eines klar. „Ich schreibe nicht für Literaturkritiker, sondern für die Menschen da draußen, für Otto und Ottilie Normalverbraucher.“ Von seinen bisherigen Lesern habe er durchweg positive Kritiken bekommen. Das ist für ihn Bestätigung genug, dass er sich des richtigen Themas angenommen hat.
Die Schreiber suchten einen emotionalen Zugang zum Thema
„Überall wo hierarchische, patriarchale Strukturen herrschen, sind Kinder potenziell in Gefahr, Opfer von sexuellem Missbrauch zu werden“, betont der Autor. „Das kann die Kirche sein oder auch der Sportverein.“ Besondere Gefahr droht aber in Familien und dem familiären Umfeld. Er sei kein Psychologe, sei daher auch bewusst nicht psychologisch an die Sache herangegangen. Gleichwohl suche er einen emotionalen Zugang zu diesem wichtigen Thema. Situationen, in denen sexueller Missbrauch an Kindern in den Vordergrund rückt, gebe es auch im echten Leben immer wieder. Thome selbst musste sich im Alter von zwölf Jahren eines Übergriffs seines Großonkels erwehren, was ihm dank eines gesunden Selbstbewusstseins gelang, erzählt er. Dieser Vorfall hat ihn so schon in jungen Jahren für das Thema Kindesmissbrauch sensibilisiert – zu einer Zeit, in der man zu diesem Thema lieber schwieg.