Es fehlen 150 Brandbekämpfer Wie die Feuerwehr in Hilden Freiwillige gewinnen möchte

Hilden · Die Feuerwehr hat zu wenig Einsatzkräfte. In Hilden möchte man das Problem lösen. Nur wie? Für die kommenden Monate ist eine große Kampagne geplant.

Stephan Burkhardt, Dirk Steinberg und Mirko Beier (v.l.) sind für das Anwerben von 150 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten zuständig.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ohne die Freiwillige Feuerwehr würde der Baum brennen und zwar buchstäblich: Vor allem in ländlichen Regionen gibt es vielerorts schon keine hauptamtlichen Rettungskräfte mehr, aber auch in den Städten haben wir ohne diese ehrenamtliche Tätigkeit ein Pro­blem, das in den vergangenen Jahren zunehmend größer geworden ist.

In Hilden ist man sich dieses Problems bewusst und möchte Maßnahmen dagegen ergreifen. Mit einer umfangreichen Marketingkampagne sollen Freiwillige für den Dienst am Schlauch gewonnen werden. Über Social-Media-Plattformen macht man bereits auf sich aufmerksam, um auch in den Fokus der Jüngeren zu geraten. So findet sich beispielsweise auf Instagram der Kanal „feuerwehrhilden“, der die vielfältigen Aufgaben der Einsatzkräfte vorstellt. Einige Eindrücke aus den vergangenen Tagen: Die Bilder zeigen die Beseitigung einer Ölspur, zu sehen ist ein Video mit der Landung eines Hubschraubers auf dem Gelände der Wache, und auch der Brand einer Gartenlaube im Süden der Stadt bot Material für eine Veröffentlichung in dem Kanal.

Die Bemühungen nicht nur auf Facebook, Instagram und anderen digitalen Plattformen werden in den kommenden Monaten sukzessive verstärkt. Vor allem in den Wochen vor dem Tag der offenen Tür am 17. August möchte die Feuerwehr für sich werben: mit Plakaten, Flyern und Informationsständen im Stadtzentrum.

Wer sich diese Aufgabe zutraut, kann ab Herbst mit den Lehrgängen beginnen. Innerhalb eines Jahres kommen 200 Stunden zusammen, in denen die angehenden Feuerwehrleute ausgebildet werden. Wer 18 bis 55 Jahre alt und körperlich halbwegs fit ist, kann sich bewerben. Möglich ist eine erste Kontaktaufnahme per E-Mail (feuerwehr@hilden.de). Über die Kampagne tauschten sich Vertreter der Stadt und der Feuerwehr am Freitag auf der Hildener Wache aus. Groß ist der Wunsch aller Beteiligten, die Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehr stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Für jüngere Semester könnte die Jugendfeuerwehr eine Option sein. Das Mindestalter beträgt zwölf Jahre. Für die potenziellen Kandidaten gibt es ebenfalls die Möglichkeit der Kontaktaufnahme per elektronischem Brief (jugendfeuerwehr@hilden.de).

Auch die Jugendfeuerwehr
braucht Verstärkung

Dass die Feuerwehr Verstärkung sucht, hatte diese Zeitung bereits im Dezember vergangenen Jahres berichtet. Dieser Artikel schlug hohe Wellen. So griff die WDR-Sendung „Lokalzeit“ das Thema wenige Tage später auf.

Nach Auskunft von Dirk Steinberg, stellvertretender Leiter der Feuerwehr in Hilden, fehlen derzeit 150 Freiwillige. 15 weitere Mitglieder werden in der Jugendfeuerwehr benötigt. Diese Zahlen sind keine willkürlichen Größen, sie richten sich nach Hildens Einwohnerzahl. Auf 1000 Einwohner sollen 4,9 Feuerwehrleute kommen. Hilden hat rund 56 000 Einwohner, braucht also rund 275 Brandbekämpfer. Das Verhältnis der Zahlen deutet schon an, wie groß das Problem mittlerweile geworden ist. Am Ende stehen Menschenleben auf dem Spiel.

„Dass wir kurzzeitig 150 Leute für dieses Ehrenamt gewinnen werden, ist utopisch“, weiß Zugführer Mirko Beier. Im Bericht vom vergangenen Dezember hatte Dezernentin Mona Wolke-Ertel 20 bis 50 zusätzliche Kräfte pro Jahr für die Feuerwehr als eine realistische, am oberen Ende möglicherweise auch optimistische Zielgröße ausgegeben.

Hürden der Ausbildung
fördern das Selbstbewusstsein

Tatsächlich muss etwas passieren, denn der seit Herbst geltende Brandschutzbedarfsplan formuliert glasklar, dass „zur Aufrechterhaltung einer leistungsfähigen Feuerwehr Maßnahmen zur personellen Verstärkung erforderlich“ seien. Rund um die Uhr wird kein Freiwilliger in Bereitschaft sein müssen. Drei Gruppen wechseln sich jeden Monat ab. In der Regel ist nur eine Gruppe zehn Tage lang in Bereitschaft. Hin und wieder braucht es Verstärkung einer zweiten Gruppe. Wer Teil einer solchen ist, dürfe sich auf eine ausgeprägte Kameradschaft freuen. Und die überwundenen Hürden im Laufe der Ausbildung dürften dem Selbstbewusstsein guttun. Das beste Beispiel dafür ist der Gang hoch hinauf auf die Leiter. „Viele haben Angst davor, doch bis zur Prüfung meistern diese fast alle Kandidaten“, berichtet ein Feuerwehrmann.