Neues DDW-Ranking Wirtschaftsstandorte fallen zurück

Hilden/Haan · Das aktuelle DDW-Ranking deutet an, dass die Wirtschaftsstandorte Hilden und Haan gegenüber anderen Städten an Boden verlieren. Tatsächlich dienen als Datengrundlage zum Teil veraltete Zahlen.

Qiagen mit Sitz im Hildener Osten erwirtschaftete im Jahr 2022 einen Umsatz in Höhe von 1,979 Milliarden Euro.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es sind keine guten Nachrichten: Laut einer Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) soll das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in diesem Jahr um lediglich 0,3 Prozent wachsen. Unter den G20-Staaten sei nur die Entwicklung in Argentinien schlechter, stellte der Bericht im Februar fest.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat offensichtlich ein Problem. Doch wie wirkt sich das auf die Kommunen aus? Wer trotzt der Krise? Wer fällt im Wettbewerb der Städte zurück? Anhaltspunkte dafür sollten Zahlen der DDW (Die Deutsche Wirtschaft), laut Eigendarstellung ein Informationsnetzwerk der Geschäftsführer, Unternehmensinhaber und Vordenker der deutschen Wirtschaft, liefern. Wie sieht sie also aus, die Lage in Hilden und Haan?

In Hilden kommt ein Unternehmen auf 1568 Einwohner

Für das im März veröffentlichte Standort-Ranking analysierte die DDW die Daten von mehr als 4000 Städten in Deutschland. Das Maß aller Dinge ist Hamburg. Die Großstadt mit mehr als 1,8 Millionen Einwohnern verteidigte die Spitzenposition dank 1086 ansässiger Top-Unternehmen. DDW ermittelte einen Scoring-Wert von 3870,9 Punkten. Für Hilden mit seinen rund 56 000 Einwohnern wurden 28 Top-Unternehmen gezählt. Der Scoring-Wert beläuft sich auf 93,14 Punkte. Im Ranking nimmt die Itterstadt damit Platz 121 ein. Jedoch bedeutet dies einen Absturz von 15 Plätzen. Unter den Städten in den Top 150 verlor keine mehr an Boden als Hilden.

Immerhin: Wenn man schon Millionenmetropolen mit Mittelstädten vergleichen möchte, dann fällt auf, dass in Hilden auf ein Unternehmen 1568 Einwohner kommen, in Hamburg sind es 1695 Menschen. Für einen Vergleich problematisch ist jedoch auch dieser Punkt: Mit in die Gesamtwertung fließen individuelle Standort-Benotungen ein, wenn für eine Stadt mindestens sieben Stimmen abgegeben werden. Noten kann jeder geben, ganz losgelöst von seinen Kenntnissen über den jeweiligen Wirtschaftsstandort. Hilden konnte den Primus hier mit der durchschnittlichen Note 1,98 deutlich hinter sich lassen, Hamburg erreichte im Schnitt eine 2,21.

Das Ranking liefert weitere Zahlen. So ist ASK Chemicals mit 1417 Arbeitnehmern der größte Arbeitgeber in Hilden. Mit Qiagen hat sich einer von insgesamt 1477 deutschen Weltmarktführern in der Stadt niedergelassen. Hier wurde mit einem Umsatz von 1,979 Milliarden Euro (2022) auch das mit Abstand meiste Geld verdient. Der Biotechnologie-Konzern ist mit seiner Gründung im Jahr 1984 deutlich jünger als das durchschnittliche Top-Unternehmen, denn das wurde bereits 1962 gegründet. Die Spannbreite reicht in der Itterstadt von 1900 (Wielpütz) bis 2005 (Midoco). Ist das dann den fehlenden Flächen in einer engen Stadt geschuldet oder doch ein Alarmzeichen? Es gibt laut Datenlage seit fast zwei Jahrzehnten keine weitere Ansiedlung eines Top-Unternehmens.

Die Gartenstadt verliert
im Ranking 23 Plätze

Und Haan? Hier fällt der Absturz noch deutlicher aus, denn die Stadt verschlechterte sich um 23 Ränge auf Platz 249. Die Gartenstadt erreichte mit zwölf Top-Unternehmen einen Scoring-Wert von 54,63. Die durchschnittliche Schulnote war eine 1,91.

Aperam Stainless Services wird mit einem Umsatz 624 Millionen Euro (2017) und 246 Mitarbeitern als größtes Top-Unternehmen geführt. Mehr Beschäftigte hat die Firma Bohle mit 400 Arbeitnehmern, die jedoch „nur“ einen Umsatz in Höhe von 65 Millionen Euro (2017) erreichten. Da jedoch für die Einstufung zum Teil jahrealte Zahlen vorliegen, dürfte auch hier ein Vergleich zwischen den Städten und Unternehmen problematisch sein, denn Umsätze sind keine Gewinne. Letztere dürften seit Beginn der Russland-Sanktionen vor zwei Jahren für energieintensive Branchen schwieriger zu erzielen sein.

Übrigens: Eine weitere Entwicklung, die nicht von DDW kommt, beunruhigt. Die Wirtschaftsleistung in Nordrhein-Westfalen sank im vergangenen Jahr um 1,0 Prozent, bundesweit waren es 0,3 Prozent weniger. Diese Zahlen veröffentlichte das Landesamt für Statistik Ende vergangenen Monats. Vor allem das produzierende Gewerbe musste deutliche Einbußen hinnehmen. So sank die Bruttowertschöpfung in NRW um 3,8 Prozent.