Im Hildener Rathaus herrscht Funkstille
Ausfälle durch Krankheit und Personalmangel legen bei der Stadt Hilden einige Ämter lahm. Anrufe werden kaum entgegengenommen.
Hilden. Barbara Klasen braucht den kurzen Draht zur Stadt. Die Hildenerin ist Geschäftsführerin einer Immobilienverwaltung. 48 Objekte betreut sie. Da gibt es schon mal Fragen. Beispielsweise zu Grundabgabenbescheiden, Straßenreinigungsgebühren oder Kanalbaumaßnahmen. In diesen Fällen greift Barbara Klasen zum Telefonhörer und ruft im Hildener Rathaus an. Und bis zum Dezember vergangenen Jahres wurden ihre Fragen in der Regel auch schnell und unkompliziert geklärt.
Barbara Klasen, Immobilienverwalterin
Dann aber riss der kurze Draht ab. Immer häufiger, so beobachtet sie, laufen ihre Anrufe ins Leere. Ihre Ansprechpartner im Rathaus sind nicht erreichbar. „Ich versuche es schon zu verschiedenen Uhrzeiten. Aber egal wann, man kriegt keinen mehr an die Strippe“, erzählt sie. Auch die Telefonzentrale könne nicht weiterhelfen; nach vergeblichen Durchstellversuchen erhalte sie zwar die Durchwahl, doch das Problem bleibe dasselbe: Es hebt niemand ab. Und wegen ihrer Anliegen persönlich im Rathaus erscheinen? „Das kann ich nicht. Da ich nicht den ganzen Tag nur am Schreibtisch sitze, ist das nicht hinnehmbar“, sagt Klasen.
Tatsächlich ist das Amt für Finanzservice zurzeit stark gefragt, sagt Henrike Loer, Sprecherin der Stadt Hilden. „Anfang des Jahres hat das Amt für Finanzservice der Stadt Hilden rund 22 000 Grundabgabenbescheide sowie die Müllmarken für die Jahre 2018 und 2019 verschickt. Zusätzlich sind Mitte Februar mehrere Bescheide über die Schmutzwassergebühren in die Post gegangen“, berichtet sie. Diese Bescheide führen zu Nachfragen, die die Mitarbeiter zurzeit verstärkt bearbeiten.
Erschwerend komme noch hinzu, dass zurzeit einer von drei Sachbearbeitern krank sei. Die zuständigen Mitarbeiter seien darum bemüht, Rückmeldungen und Anfragen so schnell wie möglich abzuarbeiten. Dabei könne es aber „zu Engpässen bei der telefonischen Erreichbarkeit kommen“, sagt Loer. „Wir tun alles, um den Ausfall aufzufangen“, erklärt auch Kämmerer Heinrich Klausgrete und bittet um Geduld: „Wer ein dringendes Anliegen hat, schreibt am besten eine E-Mail.“
Für Barbara Klasen ist das nicht zufriedenstellend. „Was möglich ist, mache ich bereits per E-Mail. Aber manche Sachen kann man nur in einem Gespräch klären“, sagt sie. Und auch die Begründung von Arbeitsüberlastung und Krankheitsausfall kann sie so nicht nachvollziehen: „Wenn einer krank ist, dann steht alles still. Das kann nicht sein. Wenn wir in der freien Wirtschaft so arbeiten würden, na dann gute Nacht“, sagt sie. Doch ganz so einfach ist die Lage bei der Stadt nicht. Fachkräftemangel macht sich in vielen Fachbereichen der Kommunen, so auch der Stadt Hilden, bemerkbar.
Bis Freitag, 23. Februar, war beispielsweise die Gewerbestelle der Stadt Hilden zeitweise geschlossen. Grund waren krankheitsbedingte Ausfälle. Auskünfte aus dem Gewerbezentralregister sowie zu laufenden Verfahren waren in diesem Zeitraum nicht möglich.
Ein weiteres Beispiel: Für das Tiefbau- und Grünflächenamt sucht die Stadt Hilden seit zwei Jahren händeringend einen Straßenbauingenieur. „Aber der Markt ist leer“, schildert Loer. Der Grund: Ingenieure finden in der Wirtschaft und in größeren Kommunen bessere Konditionen. Die einzige Stadt im Kreis, die überhaupt noch Ingenieure findet, ist übrigens Monheim.
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