Haan Haaner bangen um ihre Kirmes
Haan. · Ob das beliebte Volksfest Ende September wegen der Corona-Krise stattfinden kann, steht noch nicht fest.
In den Sozialen Medien wird es bereits rauf und runter diskutiert: Das Münchener Oktoberfest ist abgesagt – da sei es doch wohl unvermeidlich, dass auch die Haaner Kirmes in diesem Jahr vom Festkalender gestrichen werden müsse, argwöhnen einige. Schließlich lägen beide Volksfeste im gleichen Zeitkorridor.
Rainer Skroblies beteiligt sich an dieser Diskussion nicht. Der „Vater“ der Haaner Kirmes, der das Volksfest seit vielen Jahren für die Stadt organisiert, hält überhaupt nichts vom Oktoberfest-Vergleich: „Bei der Wies’n reden wir von einem Massenspektakel, dass Millionen Menschen aus aller Herren Länder anzieht, die dann in Festzelten zu tausenden dicht an dicht sitzen“, sagt er. Teilweise müsse schon jetzt mit ersten Aufbauten begonnen werden: „Dass so etwas bei den derzeitigen Unsicherheit nicht durchgezogen werden kann, lässt sich denken.“
Anders als die Wies’n findet die Haaner Kirmes nur im Freien statt
Ganz anders die Haaner Kirmes: „Hier reden wir von einer reinen Freiluftveranstaltung, bei der zwar bereits 95 Prozent der Verträge abgeschlossen sind – deren Aufbau aber binnen weniger Tage über die Bühne geht“, sagt der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes und Marktmeister. Dann fügt er den wichtigen Satz hinzu: „Wir werden uns Anfang Juni mit allen Beteiligten zusammensetzen – Polizei, Feuerwehr, Sicherheitsdienst und Schausteller. Dabei prüfen wir dann, was geht.“ Bis zum 31. August dürfen per Bundeserlass keine Volksfeste stattfinden. Sollte dieser Erlass danach gelockert werden oder ganz wegfallen, hätte die Haaner Kirmes vielleicht doch noch eine Chance.
Auf den Termin im Juni setzen Oliver Wilmering und seine Kollegen große Hoffnungen. Der 41-Jährige ist Vorsitzender des Schaustellerverbandes Düsseldorf. Er sagt: „Für viele von uns ist die Haaner Kirmes eine Art Hoffnungspunkt. Denn die letzten Einnahmen aus Veranstaltungen stammen bei den meisten noch aus dem Weihnachtsgeschäft. Da hängen richtig Existenzen dran.“ Wilmering und seine Familie sind seit vielen Jahren Stammbesetzung in Haan. Sein Vater Dieter, der im vergangenen Jahr verstarb, war bereits in den ersten Kirmes-Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinem „Glückshaus“ dabei. Jetzt betreibt Olivers Bruder die Losbude. Er selbst bereichert den gastronomischen Bereich mit seinem Imbiss, und auch der Brezelstand ist im Familienbetrieb.
Gemeinsam mit anderen kleineren Buden versucht der Schausteller zurzeit ein Konzept umzusetzen, das eine Art dauerhaften Wochenmarkt in größeren Städten über die Sommermonate hinweg beinhaltet. Dann fielen zumindest die gastronomischen Anbieter nicht auf Null. Wilmering nennt allerdings auch das Beispiel eines Kollegen, der gerade erst 2,5 Millionen Euro in sein neues Fahrgeschäft investiert hat. „Der verdient im Augenblick keinen Cent, um diese Ausgabe wieder hereinzuholen. Und er ist bei weitem nicht der einzige.“
Atmosphäre in Haan wird als familiär und herzlich geschätzt
Eine Haaner Kirmes im September wäre zumindest gut „fürs Gemüt“, so der Schausteller-Chef, „denn die Atmosphäre hier ist herzlich und familiär. Das tut uns allen gut“. Fürs wirtschaftliche Überleben sei jetzt aber Vater Staat gefragt – nicht mit Krediten, sondern handfesten Zuschüssen. Andernfalls wäre so manches Kirmesspektakel künftig in Gefahr, nicht nur das Haaner. „Ohne Hilfe“, sagt Wilmering, „gehen 80 Prozent der Schausteller pleite.“