Haan/Hilden Die Haaner und Hildener strömen zurück in die Innenstädte
Hilden/Haan. · Seit Montag sind einige Beschränkungen gelockert. Viele Geschäfte öffneten ihre Türen. Dafür gelten strenge Sicherheitsvorschriften.
Schlange stehen vor Ollis Fahrradstudio am Kronengarten in Hilden: Michael Janssen bleibt gelassen: „Das klappt in der Regel gut. Wenn man erst mal im Laden ist, läuft das oft sogar besser als früher, finde ich.“ Die Schaltung an seinem Mountainbike sei defekt, erzählt der Stammkunde: „Deshalb bin ich froh, dass die Fahrradhändler wieder öffnen dürfen.“ In zwei Meter Sicherheitsabstand wartet auch Barbara Kroner. „Ich brauche Fahrradgriffe für meinen Rollator“, erzählt die Seniorin: „Im Sanitätshandel bekomme ich die nicht.“
Auch Birger von Gehlen hat sein Modegeschäft an der Mittelstraße in Hilden wieder geöffnet – nach vier Wochen Zwangspause. „Wir freuen uns. Ich bin gespannt, wie die Kunden reagieren.“ Von Gehlen darf nur einen einzigen Kunden in den Laden lassen. Christine Winzek stört das nicht. Sie schaut sich interessiert die Sonderangebote vor der Boutique an: „Ich kaufe nicht im Internet. Ich muss die Sachen sehen und anfassen können. Außerdem möchte ich ganz bewusst kleine Läden unterstützen.“
Diese Solidarität kann von Gehlen gut gebrauchen: „März und April sind für uns wichtige Monate. Da werden viele Hochzeiten ausgerichtet. Aber das findet in diesem Jahr alles nicht statt.“ Aber vielleicht im Herbst, wenn es die Covid-19-Pandemie zulässt. Während Michael Eckert mit dem Enkelkind im Kinderwagen auf der Mittelstraße wartet, werfen seine Frau und seine Tochter interessierte Blicke in das Geschäft. „Meine Tochter sucht ein Brautkleid“, verrät ihr Vater: „Vielleicht kann man ja im August wieder normal heiraten und feiern.“
Während der Zwangpause lief das Online-Geschäft gut
Vor der Tür der Thalia-Buchhandlung steht die stellvertretende Filialleiterin Fenja Völz und verteilt Einlass-Kärtchen: „Die Kunden freuen sich sichtlich, dass wir wieder geöffnet haben.“ 30 Kunden können sich gleichzeitig in dem riesigen Ladenlokal umsehen. Während der erzwungenen Schließung sei das Online-Geschäft gut gelaufen, sagt Völz: „Bücher sind gefragt. Vielleicht weil sie eine gute Gelegenheit sind, der Corona-Welt ein Stück weit zu entfliehen.“
„Es war furchtbar“, blickt Juwelier Jost Krevet (Mittelstraße) auf die Zwangspause zurück: „Die Miete wird zwar gestundet, muss am Ende aber dann doch beglichen werden.“ Er hat ein Schutzschild an der Kasse installiert und Desinfektionsmittel bereitgestellt. Und die ersten Kunden sind auch wieder da. Zum Wechsel der Batterie ihrer meist hochwertigen Uhren.
„Ich habe doch die Blauen genommen“, ruft die Kundin der stellvertretenden Filialleiterin Lisa-Marie Schmidt winkend zu und verlässt sichtlich zufrieden das Geschäft von Kaulmann Schuhe am Axlerhof: „Vor fast fünf Wochen haben wir den Laden zugesperrt und uns voneinander verabschiedet“, erinnert sich Schmidt: „Das war ein ganz komisches Gefühl.“
Auch vor dem Computer Store Hilden am Warington-Platz hat sich eine kleine Schlange gebildet. Die Werkstatt war die ganze Zeit geöffnet. Jetzt aber auch das Ladenlokal, weil es weniger als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche hat. Der weitaus größere Saturn-Markt gegenüber muss noch geschlossen bleiben. Manfred Sodies hat eine Drucker-Kassette erworben: „Das war ein Spontankauf. Ich kam vorbei, sah, dass der Laden geöffnet war und bin reingegangen. Ich kaufe lieber im Laden als im Internet.“
Andrea Nettlicki von „Spielplus“ am Warrington-Platz hat den Kunden einen Liegestuhl und zwei Kinderstühle vor die Tür gestellt – weil sich maximal drei Kunden gleichzeitig in dem kleinen Laden aufhalten dürfen: „Alle Spieltische sind abgeräumt, das wird den Kindern fehlen. Viele Stammkunden haben angerufen und gefragt, ob wir öffnen.“ Jetzt hofft Andrea Nettlicki, dass sie auch tatsächlich kommen. „Auf dem Warrington-Platz ist viel mehr los als sonst“, sagt die Geschäftsfrau mit einem optimistischen Lächeln.
Mit der „Einkaufsmeile“ Hilden kann die Haaner Fußgängerzone zwar nicht konkurrieren – dennoch ist es auch hier deutlich belebter als in den vergangenen Wochen. „Wie Weihnachten, nur viel disziplinierter“, kommt Sonja Meier der erste Verkaufstag nach der Zwangspause vor. Bei ihrem Baby- und Kinderbekleidungsgeschäft „Mama rockt“ an der Bahnhofstraße ist es schon am Vormittag richtig voll – allerdings nicht im Ladenlokal: Die Mehrheit der Kunden steht vor der Tür und wartet in angemessenem Abstand darauf, das Geschäft betreten zu können, sobald es der Vordermann wieder verlassen hat. Vorbildlich: Wer keinen Mundschutz dabei hat, kauft spontan einen im Geschäft.
„Die große Mehrheit der Kunden ist wirklich sehr diszipliniert“, lobt auch Patrick Schälte. Der Inhaber des gleichnamigen Fisch-Feinkostgeschäftes war selber zwar nicht von Schließung betroffen, bringt als Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft „Wir für Haan“ aber auf den Punkt, was viele seiner Kollegen am ersten Tag der Wiedereröffnung empfinden: „Alle sind froh, dass es wieder losgeht.“