Hilden Kletterpark versucht es mit Crowdfunding

Hilden. · Drei Jahre nach dem Start gerät die Hildener Bergstation durch Corona in die Schieflage.

Justin Bohn (vorne) und Marcel Buchmann sortieren aktuell die Griffe und bereiten neue Routen für den Neustart in der Bergstation vor.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im November noch gaben sich Deutschlands Top-Kletterer in der Bergstation an der Bahnhofsallee 35 die Klinke in die Hand. Denn nach 2017 trugen die Sportler zum zweiten Mal nationale Titelkämpfe in Hilden aus – im Lead, einer von drei Klettervarianten. Der Stolz stand Justin Bohn und Marcel Buchmann ins Gesicht geschrieben. Die beiden Geschäftsführer sahen optimistisch in die Zukunft, denn die Popularität der Sportart Klettern nimmt zu. Und mit dem Essener Yannick Flohé trainiert eine Olympiahoffnung regelmäßig in der Hildener Kletterhalle. „Sie ist perfekt geeignet und die einzige Kletterhalle in NRW, in der ich alle drei erforderlichen Disziplinen Speed, Lead und Bouldern trainieren kann“, sagt der 20-Jährige.

Der Optimismus ist purer Existenzangst gewichen

Vier Monate später ist der Optimismus der Existenzangst gewichen. Das Coronavirus ist schuld. Seit dem 17. März ruht der Betrieb in der Kletterhalle aufgrund behördlicher Verfügungen, die helfen sollen, die Corona-Pandemie einzudämmen. Für Bohn und Buchmann begann damit genau drei Jahre nach der Eröffnung der Kampf ums wirtschaftliche Überleben. Erst im vergangenen Jahr war das Unternehmen für den NRW-Gründerpreis nominiert, kam ins Finale der zehn besten Bewerbungen. Ein Höhepunkt. Jetzt aber geht es erst einmal bergab. „Wir sind ein junges Unternehmen, haben deshalb keine Rück­lagen“, erklärt Justin Bohn die vertrackte finanzielle Lage und gesteht: „Wir haben ein, zwei Tage gebraucht, um aus dem Schockmodus herauszukommen und zu überlegen, wie wir uns aufstellen können.“

Das Personal musste die Bergstation deutlich reduzieren. „Momentan sind noch unser Dualer Student, ein Routenschreiber und wir beiden Geschäftsführer da“, berichtet Bohn. Für weitere drei Mitarbeiter gibt es Kurzarbeit. Härter trifft es die rund 15 Mini-Jobber, die im Thekenbereich tätig waren und jetzt ebenso wie 14 freiberufliche Trainer ohne Arbeit sind. „Die Unterstützung von Kunden und nahestehenden Personen ist wirklich überwältigend“, berichtet Justin Bohn. So nahmen Thekenmitarbeiter für die letzte Schicht kein Geld mehr, Trainer stellten die letzte Rechnung nicht mehr aus und viele Kunden lassen ihr Abo weiterlaufen. Das allein reicht aber nicht, um die laufenden Verbindlichkeiten zu bedienen. Rund 85 000 Euro benötigen die beiden Jungunternehmer monatlich. Der größte Teil geht in die Begleichung der Kreditzinsen und die Tilgung. Für Löhne und Gehälter sind 25 000 Euro notwendig. Reinigungskosten, Wareneinkauf und Marketing machen den Rest aus.

Liquide bleiben ist das Ziel der nächsten Wochen. Dabei helfen auch staatliche Maßnahmen. Außerdem setzen die Betreiber der Bergstation über ihre Facebook-Seite zudem auf Crowdfunding. Das Projekt startete am 24. März und geht bis zum 31. Mai. Als zu erreichende Summe sind 250 000 Euro gesetzt. „Eine recht unrealistische Obergrenze – aber damit hätten wir die kompletten Betriebskosten abgedeckt“, erläutert Bohn. Viele kleine Beträge sollen helfen, die Bergstation für die Zeitung nach Corona am Leben zu halten. Dazu gehören auch die hundert Trainingsboards, die eine Gruppe von Boulderern, die zweimal die Woche in der Bergstation trainieren, in Eigenarbeit mit Hilfe eines Tischlers hergestellt und gespendet hat Mitinitiator war übrigens Jan Hojer, einer der stärksten Kletterer in Deutschland.