Corona-Krise Die Ruhe vor der Wiedereröffnung nach einem Monat Zwangspause
Ab dem heutigen Montag dürfen viele Einzelhändler in Krefelds Innenstadt nach Wochen wieder verkaufen. Wir haben uns bereits am Samstag umgesehen, wie sich die Geschäfte darauf vorbereiten.
Den Puppen in den Schaufenstern sieht man die Krise nicht an. Sie stehen dort steif wie immer. Schön gekleidet, führen sie die Mode des nahenden Sommers vor. Wie eine Einladung wirken sie. Die Käufer jedoch mussten zuletzt draußen bleiben. Seit einem Monat waren auch die kleinen Läden entlang der Hochstraße und Königstraße geschlossen. Am Samstag, zwei Tage vor dem Datum, an dem zumindest kleinere Einzelhändler wieder ihre Pforten öffnen dürfen, ist von einer baldigen Betriebsamkeit allerdings noch nicht viel zu sehen hinter den Scheiben. Vielmehr aber haben die Verkäufer Glückwünsche und Hoffnungen auf Zettel gedruckt: „Wir sind wieder für Sie da. Wir freuen uns auf Sie“ steht da geschrieben. Oder: „Bleiben Sie gesund!“.
Die Verkaufsräume sind gefüllt. Es könnte in vielen Läden schon wieder losgehen. Vorbereitungen aber sieht man bei einem Rundgang am Samstag wenig. Eine Dame in einem Modegeschäft will wissen, ob der Mann vor der Tür mit Stift und Schreibblock da vom Ordnungsamt ist. Ist er nicht. Er ist von der Zeitung. Aha, gut so. Sie dreht sich wieder um und verschwindet. Vor einem Delikatessen-Geschäft auf der Königstraße stehen Menschen in der Schlange. Nur vier Personen gleichzeitig dürfen eintreten. Geduld zeigen, Schlange stehen - das wird wohl zur der von der Politik ausgerufenen „neuen Normalität“ gehören. In den Supermärkten sieht man die Markierungen auf dem Boden ja schon an allen Orten. Zwei Meter Abstand wahren. Das ist das Maß der neuen Zeit. Auf den Einkaufsstraßen im Zentrum ist ordentlich Fußgänger-Verkehr, jedoch wenig im Vergleich zu der Vor-Pandemie-Zeit. Menschen flanieren alleine oder zu Zweit über den Asphalt. An einer Ecke halten Frauen an einem Blumenladen. Ein paar Meter weiter verkauft eine Händlerin „Wundertüten“: „Pasta, Pesto, Vino, Biscotti, Kunst und eine Zeile Poesie“, verspricht die Dame des „Angolo.“ Frau Köser von Gegenüber bietet auf der Straße Mundschutz und Desinfektionsmittel an. 1300 von denen habe sie schon für Krefelder Mitbürger genäht. Ohne Maske komme man in ihr Modegeschäft nicht mehr hinein.
An anderen Schaufenstern liest man weitere Wünsche: „Passt auf euch auf, bleibt gesund und seid füreinander da.“ Auch auf der Hochstraße sind einige Menschen unterwegs. Abstandhalten ist bei einigen aber nicht unbedingt das oberste Anliegen. Man muss schon mal einen schnellen Schritt zur Seite machen, um auszuweichen. Viel los in den geöffneten Eisdielen oder Imbissen ist noch nicht. Ein paar Meter weiter sind Gitter heruntergelassen. Woanders hat ein Sportartikelgeschäft dicht gemacht. Die Polizei patrouilliert in hoher Dichte über die Hochstraße.
Christoph Borgmann darf am Montag sein Sportartikel-Outlet öffnen, sein Großgeschäft zehn Meter weiter aber noch nicht. Es überschreitet die erlaubten 800 Quadratmeter: „Das ist höchst willkürlich. Die Regeln sind nicht in Ordnung“, sagt Borgmann, der Chef der Werbegemeinschaft Krefeld: „Das ist Wettbewerbsverzerrung. Man kann nicht sagen: Die Gesundheit geht vor, aber Möbelhäuser dürfen öffnen.“ Klare, generelle Regeln mit Abständen, Leuten auf Fläche, das wäre für alle fair, meint Borgmann: „Ich gönne es den Kleinen, dass sie wieder öffnen dürfen.“