In den Bahnen der S 1 wird es immer enger

Wegen Instandsetzungsarbeiten werden auf der Strecke derzeit kürzere Züge eingesetzt.

Foto: Kempner

Hilden. Bahnkunden, die regelmäßig mit der S-Bahn 1 unterwegs sind, müssen seit einigen Wochen enger zusammenrücken. Denn eine geraume Weile schon setzt die Deutsche Bahn AG als Betreiberin der Strecke zwischen Solingen und dem Ruhrgebiet zeitweise kürzere Züge ein. Was zur Folge hat, dass viele Pendler vor allem in den Rushhour-Stunden am frühen Morgen sowie am Nachmittag nur noch einen Stehplatz in den Bahnen ergattern können. Ein Problem, das nicht allein den Reisenden, sondern auch dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zunehmend auf die Nerven geht. „Wir haben die Bahn mittlerweile aufgefordert, uns einen Termin zu nennen, zu dem wieder, wie vertraglich geregelt, längere Züge einsetzt werden“, sagte eine Sprecherin des VRR.

Zuvor hatte es bereits ein Krisentreffen zwischen dem Verkehrsverbund als Auftraggeber der S-Bahnen sowie der Bahn gegeben. Der Hintergrund: Bereits im Herbst des zu Ende gegangenen Jahres hat die Bahn AG damit begonnen, die auf diversen S-Bahnlinien zum Einsatz kommenden Fahrzeuge der Baureihe ET 422 verstärkt in die Werkstätten des Konzerns zu beordern. So sollen Schäden behoben werden. Und zudem galt es zuletzt, den Brandschutz in den Zügen auf den neuesten Stand zu bringen. Was wiederum mit einer spürbaren Reduzierung des Platzangebots in der S 1 einhergeht. Denn während auf dieser Strecke, die zu den am meisten frequentierten Linien im gesamten Gebiet des Verkehrsverbundes zählt, normalerweise sogenannte Doppeltraktionen mit zwei Triebwagen eingesetzt werden, müssen die Fahrgäste nun mit den Kurzzügen vorliebnehmen.

Im Klartext: Statt 384 Sitz- sowie rund 700 Stehplätzen verfügen die Bahnen mit nur einem Triebwagen über lediglich 192 Sitzgelegenheiten und ungefähr 350 Stehplätze — wodurch sich das Angebot im S-Verkehr rund um Hilden gegebenenfalls halbiert. Die Bahn selbst bedauerte am Dienstag die damit verbundenen Einschränkungen für die Kunden. „Wir bemühen uns, die Unannehmlichkeiten so gering wie möglich zu halten“, sagte ein Unternehmenssprecher. Beispielsweise sei es zu Beginn dieser Woche gelungen, die Einschränkungen in Grenzen zu halten, hieß es aus der Regionalzentrale in Düsseldorf.

Ohnehin hofft die Deutsche Bahn, dass das Schlimmste inzwischen überwunden ist. Zwar sei noch den gesamten Januar hindurch phasenweise mit verkürzten Zügen zu rechnen, betonte der Sprecher. Indes sollte sich die Anzahl jener Bahnen mit einem reduzierten Platzangebot in überschaubaren Grenzen bewegen, so das Unternehmen.

Eine Aussicht, die die Verantwortlichen beim VRR mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen dürften, wird die momentane Situation beim Verkehrsverbund doch als „unbefriedigend“ wahrgenommen. Es befänden sich immer wieder mehrere der Fahrzeuge in der Instandhaltung beziehungsweise Instandsetzung, sagte die VRR-Sprecherin, die überdies darauf verwies, dass der Bahn AG seitens des Verbundes die anfallenden Kosten in Rechnung gestellt würden. Für die betroffenen Reisenden und Pendler stellt dies allerdings nur einen geringen Trost dar. „Die Situation in den Zügen der S 1 hat sich in den zurückliegenden Monaten dramatisch verschlechtert“, klagte jetzt zum Beispiel ein Mann, der die S-Bahn regelmäßig benutzt sowie nach eigenen Angaben einen genauen Überblick über die Veränderungen im Vergleich zu normalen Zeiten besitzt. Und ein anderer Pendler berichtete von einem allmorgendlich stattfindenden, regelrechten Vabanquespiel: „Wenn auf der Anzeigetafel das Wort ,Kurzzug’ erscheint, weiß man, dass es in den Waggons mal wieder sehr eng werden wird.“