Jägerheim: Bier, Sport und Gesang
Die Postkarte von Heiner Klausgrete führt in Hildens gastronomische Vergangenheit.
Hilden. Von mehreren Jahrhunderten der Gastlichkeit handelt die Geschichte der Postkarte, die Heiner Klausgrete der WZ-Redaktion zur Verfügung gestellt hat, um die Hintergründe der Fotos vom „Jägerheim“ zu recherchieren. Auch wenn der Gruß aus Hilden mit Bildern der Gaststätte niemals verschickt wurde, verrät die Rückseite der Postkarte doch zumindest, wann die Fotos entstanden sind. Als Inhaber der Gaststätte an der Schwanenstraße 18 wird dort Fritz Oberem aufgeführt. Nach Unterlagen aus dem Stadtarchiv gehörte ihm die Gaststätte an der Itter von 1935 bis 1939.
Zu diesem Zeitpunkt hatte das noch heute an der Ecke zur Marktstraße stehende Gebäude schon eine lange gastronomische Geschichte hinter sich. Gebaut wurde es am Ende der 1870er-Jahre an der Stelle, an der zuvor das 1878 abgerissene Anwesen „Dickes Steinbrücke“ stand. Auch dieses alte Gebäude war seit Jahrhunderten, wenn auch mit Unterbrechungen, eine Schankstätte, die über ausgedehnte Stallräume verfügte.
Den Neubau in seiner jetzigen Form ließ Peter Nöcker bauen, der von 1842 bis 1869 Inhaber der Gaststätte war. Ihm folgten Johann Nöcker senior (1869 bis 1902) und Johann Nöcker junior (1902 bis 1935). Die Übernahme durch Nöcker-Senior erfolgte am 1. Mai 1869, wie aus einer im Stadtarchiv aufbewahrten Zeitungsanzeige hervorgeht: „Mit dem heutigen Tage habe ich in den früheren Peter Nöcker’schen Hause eine Wirtschaft eröffnet. Es wird mein Bestreben sein, für gute Getränke und reelle Bedienung bestens Sorge zu tragen und bitte deshalb um geneigten Zuspruch.“
Johann Nöcker, der auch „Nöckers Hännes“ genannt wurde, starb am 24. Dezember 1901. Er war Sänger im Gesangverein „Sängerbund“ und hatte neben der Gastronomie noch eine weitere Profession: Er handelte mit Schusswaffen. Aus einer Zeitungsanzeige vom 13. Januar 1877 geht hervor, dass er „schöne, billige Revolver von 7, 9 und 12 mm Schußweite nebst Patronen“ zum Verkauf anbot. Zudem war er Gründungsmitglied des Hildener Wirtevereins.
Ob sein Sohn Johann Nöcker junior ebenfalls dem Gesang frönte, ist nicht überliefert. Aus einer Anzeige aus dem Jahr 1913 geht allerdings hervor, dass das „Jägerheim“ zu dieser Zeit das Vereinslokal des Hildener Krieger-Vereins war. Im Ausschank gab es „1a helle und dunkle Biere — Düsseldorfer Obergährig“ und dazu „Schnittchen in bekannter Güte“.
Bekannt war Nöcker auch als Mitglied des 1903 gegründeten VfB Hilden, der im Jahr 1921 das „Jägerheim“ zu seinem Vereinslokal machte. Wie lang die Gaststätte das Vereinslokal war, ist nicht überliefert. Sicher ist nur, dass auch ein weiterer „Jägerheim“-Gastwirt dem VfB eng verbunden war: Walter Bücher. Er kam 1903 als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Hilden, trat 1913 dem VfB bei und spielte vier Jahre lang als Stopper, Außenläufer und Halbstürmer in der ersten Mannschaft. Als der Verein 1928 sein 25-jähriges Bestehen feierte, war er der Vorsitzende.
Bis 1964 gab es die Gaststätte Bücher an der Schwanenstraße 18. Danach folgten in immer kürzeren Abständen neue Inhaber: Helmut und Elisabeth Müller, Günter und Paula Geiger, Horst und Ruth Lohe . . . Auch der Name der Gaststätte wechselte mit gleicher Stetigkeit. Dem Café und Bistro „Galerie Tropical“ folgte das griechische Restaurant „Artemis“, und mit „Günter’s Bistro“ endete zu Beginn dieses Jahrtausends die Schankzeit.